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Renate Hoffmann

Renate Hoffmann

Titel: Renate Hoffmann
Autoren: Anne Freytag
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eine Identifikationsnummer. „Wenn Sie im Internet diese Nummer eingeben, können Sie den Status abrufen...“ Wie gebannt starrte sie in sein Gesicht. „Was Ihre Ummeldung betrifft, die kann ich sofort bearbeiten...“, sagte er und lächelte sie an. Herr Peters studierte Frau Hoffmanns Angaben. „Das ist ja ein lustiger Zufall...“, sagte er, und zeigte auf den Abschnitt mit der Überschrift ehemaliger Hauptwohnsitz. „Ich wohne direkt gegenüber, in Nummer dreizehn...“
    „Was Sie nicht sagen...“, sagte Renate gespielt erstaunt.
    Eine ganze Weile musterte Herr Peters sie eindringlich, was Renate zunehmend nervös machte. „Jetzt weiß ich wieder, warum sie mir so bekannt vorkommen...“ Renate wusste nicht, was sie dazu sagen sollte, deswegen schaute sie ihn lediglich höflich interessiert an. „Sie haben doch die junge Frau davon abgehalten, vom Balkon zu springen...“ Erst in diesem Augenblick erinnerte sie sich, dass Herr Peters nach ihrem Aufschrei bestürzt aus dem Fenster gesehen hatte. „Das waren doch Sie, oder?“ Renate nickte. „Stellen Sie sich nur vor, Sie wären nicht auf ihrem Balkon gewesen... Nicht auszudenken...“, In seinem Tonfall war ein Hauch von Anerkennung zu hören.
    Es erschien ihr unwirklich, sich mit ihm zu unterhalten. Er hatte keine Ahnung, dass sie ihn über Monate hinweg beobachtet hatte, er wusste weder, dass sie genau wusste, wie er nackt aussah, noch, dass sie geträumt hatte mit ihm zu schlafen. „Geht es Ihnen nicht gut Frau Hoffmann?“, fragte Herr Peters besorgt. „Sie sind auf einmal so blass...“
    „Doch, doch...“, sagte Renate und zwang sich zu einem Lächeln. „Es geht mir gut.“
    Wenige Minuten später verließ Renate das KVR und ging nachdenklich in Richtung U-Bahn. Friedrich Krämer. Nicht genug, dass er nicht Peters hieß, er war nicht einmal freischaffender Journalist. Vermutlich hatte er auch keine zahllosen Liebschaften gehabt, zumindest hoffte sie das, denn keine seiner Kolleginnen wäre gut genug für ihn gewesen. Herr Peters war ein kleiner unbedeutender Sachbearbeiter im Kreisverwaltungsreferat und hieß zu allem Überfluss auch noch Friedrich Krämer, und dennoch schien er glücklich zu sein. Mit dem Klang seiner sanften Stimme noch immer im Ohr, schlenderte sie in Richtung U-Bahn. Und während sie die Stufen hinunterstieg, wurde ihr plötzlich klar, dass sich sein Leben nicht übermäßig von ihrem unterschieden hatte, mit dem Unterschied, dass er mit seinem tatsächlich glücklich zu sein schien, während Renate ihres bis vor kurzem verabscheut hatte.
    Als sie dreiundzwanzig Minuten später die Steinstufen der U-Bahnstation Gern hinauf stieg, schienen ihr vereinzelte Sonnenstrahlen ins Gesicht. Sie sperrte ihr Fahrradschloss auf und radelte summend nach Hause.
    Eine Stunde später lagen Robert und Renate auf dem Sofa und schauten eine DVD. Da Robert eine unglaubliche Schwäche für diese neuartige Technik hatte, hatte sich Renate letzten Endes mit dem Gedanken angefreundet, dass die Videokassette ein Relikt aus alten Zeiten war und gestand sich, wenn auch nur ungern, ein, dass sie auch um einiges praktischer waren.
    Für viele Paare mochte es vollkommen normal, wenn nicht sogar fast ein wenig langweilig sein, gemeinsam auf dem Sofa zu liegen und einen Film anzusehen, doch für Renate war diese Normalität etwas Wunderbares. Für einen winzigen Augenblick dachte sie an Henning und an den Tomatensalat und den Eisbeutel. Und in diesem Moment wünschte sie sich, dass Henning wusste, dass sie ihn niemals vergessen würde.
    Als sie sich an Roberts Oberkörper schmiegte und dessen wohligen Duft inhalierte, wurde ihr bewusst, dass es die Kleinigkeiten waren, die das Leben erst lebenswert machten. Es waren die normalen, die alltäglichen Dinge, die man erst dann zu schätzen lernte, wenn man sie entbehrten musste. Sie wusste das, denn sie hatte sie schon einmal verloren.
     
Kapitel 115  
    Renate stand in Mitten des Chaos. Man könnte denken, dass ihr dieser Umstand zusetzte, weil Frau Hoffmann eine solche Situation bestimmt nicht hätte ertragen können, doch Renate genoss jeden einzelnen Augenblick, während sie die Überreste ihres alten Lebens in brandneue Umzugskisten packte. Mit jedem Gegenstand, den sie in Zeitung einwickelte oder von dem sie sich trennte, fühlte sie sich leichter. Es war, als würde sie ihr Leben von all den Dingen befreien, die sie nicht mehr brauchte.
    Robert, Silvia und Bernd holten den nächsten Schub Kartons und
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