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Renate Hoffmann

Renate Hoffmann

Titel: Renate Hoffmann
Autoren: Anne Freytag
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Führungsqualitäten verzichten zu müssen...“
     
Kapitel 112  
    Das Geständnis über Frau Hoffmanns und Herrn Hofers Beziehung verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Um kurz nach sieben wussten es alle, von den Putzkräften bis hin zur Chefetage. Frau Messing zwinkerte Frau Hoffmann anerkennend zu, als sie Hand in Hand mit Herrn Hofer in Richtung Aufzug ging.
    Kaum saßen sie in Roberts Auto, fingen sie an sich zu küssen. Sie waren wie verliebte Jugendliche. Es war lächerlich und es fühlte sich fantastisch an. Es war, als wäre sie süchtig nach seinen Lippen. Diese wundervolle Abhängigkeit, grummelte wohlig in ihrem Magen.
    Robert schaute sie lange an. „Du hast da was am Hals...“, sagte er lächelnd.
    „Ach das...“, sagte Renate grinsend. „da habe ich mich gestoßen...“
    „Das muss ganz schön weh getan haben“, flüsterte Robert ihr ins Ohr.
    „Nein, eigentlich nicht...“, seufzte Renate, während er sanft in ihren Hals biss.
    Während der gesamten Autofahrt lag Roberts Hand auf Renates Schenkel. Diese Situation hatte etwas unheimlich Vertrautes an sich, so als wären sie schon seit vielen Jahren ein Paar. Robert parkte vor der Wohnanlage. Als sie wenig später vor den Plattenbauten standen, blieben sie stehen und betrachteten die schier endlos wirkende Festung aus Beton. Renate sperrte die Tür auf und gemeinsam fuhren sie in den elften Stock. Das kalte Licht der Energiesparlampe legte sich eisig auf die ocker-senf-farbenen Wände des engen Flurs.
    Während Renate ihre Sachen für die Nacht und den nächsten Tag packte, ging Robert auf den Balkon. Sie lief hektisch durchs Bad. Und als sie gerade ihre Zahnbürste einpacken wollte, lächelte sie und stellte sie wieder in das Glas, das am Rand des Waschbeckens stand. Sie würde sie nicht brauchen, sie konnte ja schließlich auch Roberts benutzen. Ihr Blick fiel auf ihren hellblau weiß karierten Flanellschlafanzug, bei dessen Anblick sie unvermittelt lachen musste, weil sie sich nichts Unerotischeres vorstellen konnte, als sich selbst, wenn sie ihn trug.
    Nachdem sie ihre Bürste, frische Unterwäsche, ein frisch gewaschenes dunkelgraues Kostüm, eine schneeweiße Bluse und eine hautfarbene Strumpfhose eingepackt hatte, ging sie zu Robert auf den Balkon, der nachdenklich in die Tiefe schaute. Sie nahm ihn von hinten in die Arme und küsste ihn zwischen die Schulterblätter.
    „Hast du Wein da?“, fragte er leise.
    „Ich glaube schon...“, antwortete Renate und verschwand in der Küche. Als sie wenige Augenblicke später mit zwei Gläsern und einer Flasche Weißwein zurückkam, hielt Robert ihr Fernglas in der Hand und schaute sie fragend an.
    „Was machst du damit?“
    „Ich beobachte meine Nachbarn“, sagte Renate und schenkte beiden etwas Wein ein.
    „Ach...“, sagte Robert erstaunt. „Du beobachtest also deine Nachbarn...“
    „Ja...“, sagte Renate knapp.
    „Und was beobachtest du da so?“
    „Alles Mögliche“, sagte sie ausweichend und streckte ihm eines der Gläser entgegen.
    „Zum Beispiel?“
    „Siehst du den?“, fragte Renate. Robert schaute in die Richtung in die sie deutete, dann nickte er. „Ich nenne ihn Herrn Peters...“
    „Ist der etwa nackt?“, fragte Robert irritiert.
    „Er ist immer nackt...“, sagte Renate erklärend.
    „Du beobachtest nackte Männer?“
    „Na, wenn man es genau nimmt, nur den einen...“ Robert lachte in sein Weinglas. „Was?“, fragte Renate.
    „Ach nichts...“, sagte Robert grinsend.
    „Los, jetzt sag schon...“
    Robert schloss sie in die Arme. „Ich hätte einfach nicht gedacht, dass du nackte Männer beobachtest, das ist alles...“
    Eine dreiviertel Stunde später, die Weinflasche war inzwischen halb leer, saßen sie noch immer auf dem Balkon und beobachteten Renates Nachbarn. Die völlige Dunkelheit legte sich auf sie, wie ein schwarzer Schleier. In dieser Nacht würden sie auf diesem Balkon miteinander schlafen, und ihm damit eine neue Bedeutung geben. Von da an dachte Renate auch nicht mehr automatisch an Selbstmord, wenn sie einen Balkon sah.
     
Kapitel 113  
    Es war schon nach halb eins, als Renate und Robert in der Gernerstraße ankamen. Sie legte ihre Sachen ins Bad und zog eines von Roberts T-Shirts an, dann ging sie zu Robert in die Küche, der schmunzelnd zwei Gläser mit dem restlichen Wein füllte. „Was ist?“, fragte Renate. „Warum schmunzelst du so?“
    Robert schaute sie an. „Ich hätte nie gedacht, dass du so bist...“
    „Dass ich wie bin?“,
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