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Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog
Autoren: Ilkka Remes
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also keine Hautpartikel von ihm zurückgeblieben sein, keine DNA-Spuren ... Und die Haare? Roni hatte sie am Abend mit Gel und dem Fön ein wenig gestylt, aber jetzt waren sie auf die falsche Art durcheinander. Hatte Julia daran gezogen? Roni versuchte sich die Ereignisse ins Gedächtnis zu rufen. Nein, Julia hatte seine Haare nicht angefasst, wahrscheinlich war er später selbst mit den Händen hindurch gefahren. Er erschrak über seine Gedanken. Und ganz plötzlich musste er sich übergeben, in die Kloschüssel, zunächst einmal, dann immer wieder. Er bereute aus vollem Herzen, nicht zu Julia zurückgekehrt zu sein, auch wenn schon jemand bei ihr gewesen war. Er hätte außerdem zur Polizei gehen und berichten müssen, was passiert war. Aber zuvor hätte er sich selbst Klarheit verschaffen sollen ...
    Er spülte den Mund aus und ging in sein Zimmer zurück, wobei er sich an der Wand abstützen musste. Als er am Wohnzimmer vorbeigehen wollte, rief sein Vater: »Hast du was mit dem Magen ? Es liegt doch hoffentlich nicht am Essen ...«
    »Nein, nein, es ist nichts.«
    Roni ging weiter, aber sein Vater sagte energisch: »Komm her!« Roni blieb stehen und holte langsam Luft. Dann drehte er sich um und ging ins Wohnzimmer.
    »Was ist eigentlich mit dir los?«, fragte sein Vater besorgt.
    Roni antwortete nicht. Er redete allgemein nicht viel, aber Tero kannte ihn genau und wusste sein Verhalten zu deuten.
    »Setz dich. Oder ist dir immer noch schlecht?«
    Roni setzte sich aufs Sofa, ohne seinem Vater in die Augen zu schauen. »Hast du tagsüber etwas Schlechtes gegessen?« »Bei mir ist alles in Ordnung«, entgegnete Roni leise. »Gibt es etwas, das ich wissen sollte?« Sein Vater durchschaute ihn. Sie waren sein ganzes Leben lang zusammen gewesen, beinahe wie siamesische Zwillinge.
    Roni starrte auf das Foto im Bücherregal, auf dem er als Sechsjähriger am Steuer eines Karting-Autos saß, mit ernstem, grimmigem Gesicht. Sein Vater stand daneben, mit abstehenden Haaren, lachend.
    Roni räusperte sich, brachte aber kein Wort heraus. Er wusste, dass sein wortloses Starren seltsam wirken musste, konnte aber nichts daran ändern. »Willst du mit mir über die Schramme reden?«, fragte der Vater mit einer Kopfbewegung zu seiner Wange.
    Roni änderte die Haltung. »Ich habe einen Strafzettel gekriegt.« »Einen Strafzettel? Wie viel warst du zu schnell?«
    »Sechsundachtzig in der Siebzigerzone. Auf dem Ostzubringer bei Roihuvuori. Ich wusste nicht, was ich als Jahreseinkommen angeben sollte.« »Was hast du gesagt?«
    »Dreißigtausend.«
    »Macht nichts. Zwanzig hätten genügt. Hat der Polizist dich erkannt?«, fragte der Vater und zwinkerte müde.
    »Es war eine Frau. Guckt wahrscheinlich keine Autorennen.«
    Roni sah, dass seinem Vater die Geschichte nicht gefiel, auch wenn er kein Aufhebens darum machte.
    »Die Sponsoren mögen es nicht, wenn die Zeitungen über Bußgelder berichten«, fuhr Roni selbst fort. »Zum Glück interessieren sie sich nicht für mich.«
    »Noch nicht. Aber du hättest es mir gleich erzählen sollen. Solche Dinge darf man nicht für sich behalten. Die kommen sowieso heraus. Lass uns schlafen gehen. Ist dir noch schlecht?« Der Vater machte Anstalten aufzustehen. Roni blieb sitzen. »Ich hatte Streit mit Julia. Sie ist auf mich losgegangen. Da bin ich ausgerastet. Ich hab sie gewürgt und ... und ...«
    Da brach Ronis Stimme. Sein Vater erstarrte in grotesker Haltung, aber mit todernster Miene.
    »Julia ist auf der Erde liegen geblieben ... bewusstlos ...«
4
    Tero starrte seinem Sohn ins kreidebleiche Gesicht. Der starrte aus glasigen Augen zurück.
    Er beugte sich über Roni und flüsterte: »Bewusstlos? Was redest du da? Was willst du mir da sagen?«
    Roni musste sich Mühe geben, um überhaupt sprechen zu können. »Hörst du mir nicht zu? Wir hatten Streit und ... und Julia ist scheinbar bewusstlos auf der Erde liegen geblieben. Ich hab geglaubt, sie tut nur so. Aber so war es nicht...«
    »Was hast du getan? Einen Krankenwagen gerufen?«
    Roni starrte vor sich hin, als hätte er die Frage nicht gehört.
    »Hast du mich verstanden? Was hast du getan?«
    »Ich bin weggelaufen ... Ich hatte Angst...«
    »Hast du sie danach noch mal angerufen?«, fragte Tero aufgeregt, die Antwort seines Sohnes fürchtend. »Hast du dich versichert, dass sie in Ordnung ist?« Roni schüttelte langsam den Kopf.
    »Wir müssen hin und dafür sorgen, dass sie nach Hause kommt. Jetzt sofort!« »Jenni hat mich
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