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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz
Autoren: Ilkka Remes
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scheuernden rechten Sandale. Sie meinte, den Transportzylinder aus Aluminium, den sie im Rucksack trug, deutlich zu spüren – nicht so sehr sein Gewicht, sondern seine harten Konturen.
    Der Himmel war wolkenlos, das Blau wurde von Sekunde zu Sekunde tiefer, und Venus oder Mars blitzten darin auf. Hinter den Hügeln und Schluchten färbte sich der Horizont beim Untergehen der Sonne purpurn. Die feindselige Gegend wirkte nun beinahe schön.
    Die ersten schweren Bombardements des Irak-Krieges hatten sich genau auf diese Region an der jordanischen Grenze konzentriert. Die Vereinigten Staaten, Jordanien und Israel hatten nämlich befürchtet, der Irak hätte Lenkwaffen und ferngesteuerte Flugzeuge in den Höhlen und Schluchten versteckt, mit denen chemische oder biologische Waffen nach Jordanien und Israel hätten transportiert werden können.
    Saara mochte die Sandalen nicht, die Karri ihr im Sommer gekauft hatte. Es hatten die besten sein müssen, die man für Geld bekommen konnte. Sie wäre lieber bei ihren alten geblieben, aber sie wollte Karri nicht enttäuschen. Doch jetzt scheuerte der Riemen am rechten Schuh.
    Luuk van Dijk, ein aufrechter, blonder Mann aus den Niederlanden, sah auf die Uhr und blieb stehen.
    »Noch nicht«, sagte Keith, der die Absicht des Holländers erriet. »Erst nach der Grenze.«
    Luuk reagierte nicht, sondern zog sein Thuraya -Satellitentelefon hervor und tippte eine Nummer ein.
    Saara blieb unmittelbar neben Luuk stehen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Keith hielt sich abseits. Die Stimmung war gespannt.
    »David?«, sagte Luuk ins Telefon. »Hier ist van Dijk. Ich habe versprochen anzurufen. Gibt es bei der Altersbestimmung von Probe JD44 schon Resultate?«
    Saara merkte, wie sie die Fäuste ballte und die Fingernägel in die Handflächen drückte.
    Unablässig fixierte sie Luuk. Der hielt das Satellitentelefon fest ans Ohr gedrückt, während er die Antwort abwartete.
    »Wie sicher ist das Ergebnis?«, fragte er.
    Saara las das Resultat an Luuks Miene ab.
    Es war positiv. Die Ungewissheit hatte eine Ende.
    Eine Mischung aus Trauer, Erleichterung und Freude erfasste Saara.
    »Das muss unbedingt vertraulich bleiben«, ermahnte Luuk mit bebender Stimme. »Wir sind noch auf der irakischen Seite, erreichen aber noch heute Abend Amman. Von dort geht es morgen früh weiter.«
    Luuk beendete das Gespräch. Alle schwiegen, sogar Keith. Der wusste von der ganzen Sache nichts, spürte aber, wie elektrisiert Luuk und Saara waren.
    »Gehen wir«, sagte Luuk, bemüht um einen möglichst unbefangenen Tonfall.
    Saara ging aufgewühlt weiter, dabei hielt sie krampfhaft die Riemen ihres Rucksacks umklammert. Der jordanische Fahrer würde am Dorfrand in seinem alten Mercedes auf sie warten. Und vom Dorf waren es nur noch wenige Kilometer bis zur Grenze.
    Eine Sternschnuppe leuchtete kurz am Firmament auf, sie erinnerte Saara an einen hastig abgeschossenen Pfeil. Gedankenverloren sah sie ihr nach, während sie die Tragegurte des schweren Rucksacks richtete.
    »Träum nicht«, trieb Keith sie an.
    Saara ging wieder schneller und versuchte an das Dorf und das Auto zu denken, das sie bald nach Jordanien bringen würde. Sie sah Luuk an, vermochte in dessen versteinertem Gesicht aber nichts mehr zu lesen. Nach dem Telefongespräch war die Stimmung noch angespannter als zuvor.
    Am Wegrand zeichnete sich die Silhouette eines Fahrzeugs ab. Unmittelbar dahinter stieg das steinige Gelände jäh an, und über allem wölbte sich endlos der dunkelblaue Himmel. Die Scheinwerfer des Wagens waren eingeschaltet, und sofort beschleunigte das Trio intuitiv seine Schritte.
    »Setzt euch nach hinten«, befahl Keith mit der Autorität des Sicherheitsmannes.
    Wortlos befolgten Saara und Luuk die Anweisung. Keith selbst setzte sich auf den Beifahrersitz.
    »Salaam« , grüßte der Fahrer.
    »Salaam aleikum« , erwiderte Saara, während sie den Rucksack vom schweißnassen Rücken nahm. Sie setzte sich hinter den Fahrer und zog die lose in den Angeln hängende Tür zu. Den Rucksack hielt sie auf dem Schoß. Als sie im Dunkeln nach der Trinkflasche tastete, nutzte sie die Gelegenheit, um über den Aluminiumzylinder zu streichen, als wollte sie sich versichern, dass er sich nicht in Luft aufgelöst hatte.
    Das Wasser ließ Saara an eine Oase denken – oder ans Paradies. Knurrend sprang der Motor des Wagens an.
    Im selben Moment fiel ein Schuss.
    Keith zuckte zusammen, und seinem Mund entfuhr ein Schmerzensschrei. Saara
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