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Reiterhof Birkenhain 10 - Ende für die Reitschule

Titel: Reiterhof Birkenhain 10 - Ende für die Reitschule
Autoren: Margot Berger
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letzten Häusern auftauchte, blieb stehen und sah genauer hin. Die schwarzen Friesenkörper zeichneten sich scharf gegen den Schnee ab. Vor den Nüstern gefroren die Atemwolken und legten einen Kranz aus Raureif um jede Pferdenase.
    Zwar waren Pferde am Birkenweg keine Unbekannten, es kam häufig vor, dass sie an den Gärten vorgeritten wurden. Aber dann trugen sie keine großen Tischdecken um den Hals, die wie Riesenservietten aussahen. Dass die weißen Tücher beschriftet waren, sah man von weitem. Den Wortlauf erkannte man aber erst beim Näherkommen.
    Auf Ankums Decke stand Jules Text: »Hilfe!!! Der Mistkerl Markmann will unseren Stall abreißen!«
    Auf Brinkums las man: »Wir Pferde sollen vor die Tür gesetzt werden! Helft uns!«
    Jeder Großmoorsteder, der vorbeikam, weil er mit seinem Hund Gassi rutschte oder zum Einkäufen schlitterte, blieb stehen. Erst schmunzelten die Passanten über das lustige Bild - Friesen mit XXL-Servietten -, aber wenn sie den Text gelesen hatten, wurden sie ernst. Oder wütend, je nach Temperament. In einem Punkt herrschte Einigkeit: Man musste Markmann einen Strich durch die Rechnung machen. Luxuswohnungen statt Pferde am gemütlichen Birkenweg? Niemals!
    Luisa behielt die Uhr im Auge. »Wir müssen zurück in den Stall. In zehn Minuten ist die Reitstunde zu Ende.« Die Truppe drehte um und erreichte gerade die Hofein-fahrt, da überholte sie ein grauer Geländewagen. Neben ihnen bremste der Fahrer und drückte seine Nase gegen die Seitenscheibe. Ärgerlich sah Luisa sich nach dem Auto um. Konnte der Typ nicht aufpassen? Fast wäre er den Friesen in die Hinterhufe gefahren. Dann entdeckte Luisa eine Aufschrift an der Fahrertür. Dieter Markmann, Bauunternehmen.
    Sie wurde blass. Ausgerechnet der! Hatte er etwa den Text »Mistkerl Markmann« gesehen? Hoffentlich nicht. Wenn doch, machte er garantiert Herrn Jensen die Hölle heiß.
    »Macht, dass ihr wegkommt«, zischte Luisa ihren Freundinnen zu. »Und guckt euch nicht um. Los... Markmann ist hinter uns. Der hat den Text gelesen, glaube ich.« Markmann stoppte mitten in der Einfahrt und riss die Wagentür auf. Er war ein bulliger, großer Mann mit eckigem Kopf, auf dem eine bunt geringelte Wollmütze saß. Dazu hatte er einen grauen Anzug mit Weste an und Lederschuhe. Ein merkwürdiger Anblick. Die eleganten Sachen trug er, weil er einen Termin im Bauamt hatte. Auf dem Weg dahin machte er einen Umweg, um einen Blick auf Birkenhain zu werfen.
    Mit laufendem Motor ließ Markmann den Geländewagen in der Einfahrt stehen und wollte hinter den Mädchen her.
    Doch kaum setzte er einen Fuß auf die Straße, da riss es ihn von den Beinen. Markmann stieß einen Schrei aus und ruderte wild mit den Armen. Aber es half nichts: Der schwere Mann fiel wie ein Sack nach hinten. Er hatte noch Glück, dass der Schnee den Aufprall dämmte. Von oben bis unten weiß, rappelte Markmann sich auf. Fluchend zog er die verrutschte Mütze zurecht und klopfte sich den Schnee von der Hose, während er mit einer Hand Halt an der Autotür suchte. Ärgerlich kniff er die Lippen zusammen. Sein breiter Mund hatte den Ausdruck eines Krokodils, das im Sumpf auf Beute lauert.
    »He«, rief er hinter den Mädchen her, die hastig mit Ankum und Brinkum den Hof hinuntergingen. »Kommt sofort zurück! Ich will sehen, was auf den Tüchern steht. Dreht euch um, habe ich gesagt. Wird's bald?«
    Als Conny und Jule nicht reagierten, stieß er eine Verwünschung aus und drehte sich zum Auto um. Sein massiger Körper verschwand im Innenraum. Er suchte nach seinen Baustellenstiefeln, fand sie aber nicht.
    Luisa ging rückwärts hinter den Pferden her, um Markmann im Auge zu behalten.
    »Runter mit den Tischdecken«, wisperte sie, als der Bauunternehmer im Auto suchte. »Schnell.. . her damit!« Rasch zogen Jule und Conny den Pferden die Tischtücher über die Köpfe. Luisa schnappte sie sich und lief damit in den Stall.
    Conny und Jule hörten oben ein anderes Auto und drehten sich um. Hinter Markmanns Wagen rollte ein weißer Golf aus. Eine sportliche Frau mit Kurzhaarfrisur lehnte sich aus dem Auto und rief dem Bauunternehmer zu: »Fahren Sie doch weiter. Ich muss in die Einfahrt.« »Das ist Frau Mühlberg.« Conny erkannte sie gleich. »Komm Jule, wir holen sie ab. Markmann kann uns ja nichts mehr anhaben ...«
    Durch den Schnee stapften sie mit den Pferden zurück zum Birkenweg.
    »Hallo, Frau Mühlberg.« Conny winkte ihr zu. »Ich bringe Ankum zu Ihnen hoch.«
    Ulrike
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