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Reiterhof Birkenhain 10 - Ende für die Reitschule

Titel: Reiterhof Birkenhain 10 - Ende für die Reitschule
Autoren: Margot Berger
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Steffen mit Baseballschläger am Bahnhof - das war das Letzte, was man sich vorstellen konnte. Ausgerechnet Luisa, die hilfsbereite Luisa, die keiner Fliege etwas zu Leide tun konnte.
    Wilma Löwe packte die Bücher zusammen und stapelte sie auf ihrem Drehstuhl.
    »Jedenfalls gucken wir nicht einfach zu, wie der schöne Reiterhof kaputtgemacht wird. Ich will, dass mein Baby hier mal reiten lernt.«
    »Ein winziger Hoffnungschimmer bleibt uns noch«, sagte Kai Jensen. »Ich muss Zeugen finden. Zeugen, die gehört haben, dass der Bauer den Reiterhof unbedingt erhalten wollte. Dann kann ich das Testament anfechten.« »Das dürfte leicht sein«, warf Frau Löwe ein. »Ich weiß es zum Beispiel. Mein Mann auch. Ich finde garantiert noch mehr Zeugen.«
    Schwerfällig drehte sie sich um und stützte beide Hände in den Rücken. Stehen fiel ihr jeden Tag schwerer, wegen des Babys.
    »Wer weiß, was da gelaufen ist mit diesem Bauunternehmer. Dem Markmann traue ich alles zu. Der Kerl ist doch ein ganz undurchsichtiger Bursche.«
    Tatsächlich besaß der Bauunternehmer in Hamburg einen schlechten Ruf. Wo er baute, gab es Ärger. Maurer, Elektriker und Klempner arbeiteten nur im Notfall auf seinen Baustellen, wenn sie keine anderen Aufträge hatten. Hinter vorgehaltener Hand munkelte man, dass Markmann wichtigen Leuten Geld zusteckte, um sie zu bestechen.
    »Sogar Baugenehmigungen soll der sich ergaunert ha-ben«, sagte Wilma Löwe, die das von ihrem Mann gehört hatte. »Warum nicht auch ein Testament?«
    Jule überlegte, bis ihr Kopf glühte wie der Kachelofen. Dann fiel ihr etwas ein.
    »Vielleicht hat der Mistkerl den alten Bauern bedroht . . . ich meine . . . der war doch krank und konnte sich nicht wehren. Ich wette, Markmann hat ihn gezwungen ihm Birkenhain zu vererben.«
    »Genau«, sagte Conny sofort und Luisa rief: »Bestimmt hat er das.«
    »Na, na«, sagte Herr Jensen. »Ihr lest zu viele Krimis. Besonders du, Jule.«
    »Quatsch. Mein Vater sagt immer, wenn es ums Geld geht, werden Menschen zu Monstern. Und der ist bei der Bank und muss es wissen.«
    An diesem Abend saßen sie noch lange um den Kachelofen, diskutierten erhitzt und schmiedeten Pläne. Erst als besorgte Mütter auftauchten, um ihre Töcher abzuholen, fuhr Kai Jensen erschrocken auf. »Dass ich die Zeit vergesse ... das ist mir ja noch nie passiert. Da seht ihr, was dieses Testament angerichtet hat.«
    Sofort stürzten sich die Mädchen auf ihre Mütter und schrien ihnen die unerhörte Nachricht entgegen. Erst verstanden die Frauen gar nicht, was die Jugendlichen so in Aufruhr versetzte. Aber als sie begriffen, dass der Reiterhof verschwinden sollte, waren auch sie geschockt. Sogar Jules Mutter, die oft versuchte ihre Tochter von den Pferden fern zu halten, war niedergeschlagen.
    In gedrückter Stimmung sammelten die Mädchen ihre Rucksäcke ein und verließen den Stall.
    Eisige Luft nahm ihnen draußen fast den Atem. Doch die klirrende Kälte hatte auch einen Vorteil: Sie putzte die Köpfe frei. In der Wärme von Jensens Büro konnte man nicht geradeaus denken. Vor der Tür sah die Sache weniger bedrohlich aus.
    Eine dunkelblaue Nacht senkte sich auf Großmoorstedt herab. Wolkenlos wölbte sich der Winterhimmel über Birkenhain. Das verschneite Dach leuchtete im Schein der Sterne. Es war hell genug, um den gestreuten Pfad zum Birkenweg zu erkennen.
    Wortlos stapfte die kleine Truppe die Auffahrt hinauf. Eine dichte Schneedecke lag auf den Wiesen und breitete Frieden über dem Reiterhof aus.
    Auf halbem Weg blieb Jule stehen und sah zum Stall zurück. Durch die lange Fensterreihe fiel Licht nach draußen. Dahinter standen die Pferde in ihren Boxen und zermalmten das abendliche Heu. Sally, Rocky, Ankum, Flecken-Paula - sie wussten nichts von einem Testament. Und wüssten sie davon, würden sie sich nicht darum scheren. Pferde kennen keine Zukunft und darum haben sie auch keine Angst davor.
    Vor Jules Auge tauchte ein Bild der Luxuswohnungen auf, die hier gebaut werden sollten. Wo jetzt die Pferde im Stroh standen, würden da in einem Jahr teure Teppiche liegen? Mit Designermöbeln darauf? Wo jetzt Sally Wasser aus der Tränke schlürfte, würden dort bald Leute in Nobelkleidung Cocktails trinken?
    Jule schüttelte sich bei der Vorstellung. Reiterhof Birkenhain war der schönste Platz der Welt - und so sollte es bleiben.
    »Das hier darf der Markmann uns nicht wegnehmen«, sagte Jule. »Niemals.«
    Die anderen nickten entschlossen. Verschwörerisch
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