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Reiterhof Birkenhain 10 - Ende für die Reitschule

Titel: Reiterhof Birkenhain 10 - Ende für die Reitschule
Autoren: Margot Berger
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Dieter Markmann. Derselbe, der drüben am Lott-bach die neuen Häuser gebaut hat...«
    Kai Jensen redete drei oder vier Minuten, schnell, fast ohne Luft zu holen. Danach herrschte in seinem Büro Totenstille.

2. Kapitel
    Wir geben nicht auf!

    Wie versteinert saßen die Mädchen auf ihren Strohballen. Der Schock verschlug ihnen die Sprache. Dass die Halme piksten, spürte niemand mehr. Jule hielt ihren
    halb vollen Kakaobecher in der Hand - aber konnte sie nach dieser Nachricht je wieder Nahrung zu sich nehmen?
    Conny legte ihren Arm um Luisa. Die anderen starrten auf den Boden und versuchten das Unfassbare zu fassen. Die letzten Sätze von Kai Jensen hingen in der Luft. Entsetzliche Worte: »Hofverkauf«, »Zwangsräumung« und »Testament«.
    Was war passiert?
    Vor zwei Wochen war Bauunternehmer Dieter Markmann bei Herrn Jensen erschienen. Er behauptete, er habe Birkenhain geerbt - von dem alten Bauern, der gerade gestorben war. Markmann plante Stall und Reithalle
    abzureißen und Eigentumswohnungen zu bauen. Natürlich müssten alle Pferde schnellstens weg. Wenn Jensen sich weigerte, drohte der Bauunternehmer mit Zwangsräumung.
    Wilma Löwe fasste sich als Erste, ganz blass um die Nase. Ihre Stimme bebte vor Empörung. Sie wollte keine Luxuswohnungen am Birkenweg haben.
    »Ich weiß doch, dass der alte Bauer den Reiterhof erhalten wollte. War das Testament wirklich echt?«
    Jensen zuckte die Schultern.
    »Ja. Dieser Markmann hat mir einen Original-Erbschein unter die Nase gehalten. Vom Gericht. Ich verstehe das alles nicht...«
    Er ließ sich auf die Ofenbank fallen und schüttelte den Kopf.
    »Dabei wollte der Bauer nie, dass auf seinem Hof Wohnungen gebaut werden. Ich habe ja sogar ein Testament von ihm, in dem er mir alles vererbt. Aber nur, wenn Birkenhain ein Reiterhof bleibt.«
    Jule sah hoch.
    »Dann sind Sie ja im Recht, Herr Jensen! Markmanns Testament ist doch nicht besser als Ihres!«
    »Leider doch, Jule.«
    Müde winkte Jensen ab. »Ich war schon beim Gericht. Die sagen, Markmanns Testament ist neuer als meins. Und das neueste gilt.«
    Jule verkrampfte die Hände so fest ineinander, dass die Knöchel hervortraten. Unter ihrer Schädeldecke kribbelte es plötzlich. Ihr Kopf war leer. Nur ein einziges Wort hatte Platz darin: Sally. Sally, Sally, Sally. Nichts als die eine Frage beschäftigte Jule, die wichtigste aller Fragen: Was wird aus meinem Lieblingspferd? Alle anderen Mädchen in der Runde dachten dasselbe: Was wird aus meinem Lieblingspferd?
    Im Kachelofen knackten Holzscheite und fielen krachend in der Glut zusammen. Wärme erfüllte den Raum. Ein paar übrig gebliebene Lebkuchen verströmten Zimtaroma. Ohne den köstlichen Duft, ohne die anheimelnde Wärme, ohne die Nähe der Freundinnen wäre die Lage überhaupt nicht auszuhalten gewesen.
    Für die Mädchen war es eine schier unerträgliche Vorstellung, dass ihr Reiterhof Birkenhain von Wohnungen verdrängt werden sollte.
    »Ohne Pferde . . . ich glaube, dann wandere ich aus«, sagte Nicky leise; sie ritt in der Jugend-Quadrille. »Meine Eltern sind nur zu ertragen, weil ich nachmittags von zu Hause wegkann und hier die Pferde habe.«
    »Nur noch Schule... und ich weiß nicht, wo mein Rocky bleibt... nein, dann ist das Leben sinnlos.« Conny Oasen hatte einen Kloß in der Kehle, als sie sprach.
    Jule fuhr von ihrem Strohballen hoch. »Was soll ich denn sagen? Ich habe schließlich doppelt Stress... in der Schule bin ich eine Vollniete und zu Hause überwachen mich meine oberstrengen Eltern.«
    Trotzig stampfte Jule mit dem Fuß auf.
    »Wenn Birkenhain verkauft wird, nehme ich keine Mathenachhilfe mehr«, sagte sie, als wenn sie damit die Sache beeinflussen könnte.
    »Wir müssen den Leuten im Gericht die Hölle heiß machen«, schlug Olivia von den Killerbienen vor. »Die müssen merken, dass in Großmoorstedt die Erde brennt, wenn der Reiterhof weg ist. Schließlich fällt reiten unter sinnvolle Jugendarbeit. Wenn die fehlt, laufen wir alle aus dem Ruder.«
    Normalerweise gab niemand etwas auf das Gerede der Killerbienen, aber heute griff man nach jedem Strohhalm. Bald schwirrten verrückte Vorsätze und fürchterliche Versprechen durch Jensens Büro.
    »Ich erzähle überall, dass ich ohne Pferde kriminell werde«, kündigte Luisa Steffen mit finsterem Blick an. »Dass ich mit einem Baseballschläger am U-Bahnhof lauere und Fußgänger bedrohe.«
    Einige Mädchen prusteten los. Für einen Moment löste sich die beklemmende Stimmung. Luisa
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