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Reiterhof Birkenhain 10 - Ende für die Reitschule

Titel: Reiterhof Birkenhain 10 - Ende für die Reitschule
Autoren: Margot Berger
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1. Kapitel
    Frostige Zeiten

    »Hör auf damit, Jule! Sonst kannst du morgen deinen Arm nicht mehr bewegen.« Tierarzt Dr. Teichmüller winkte dem rothaarigen Mädchen zu, als er vor der Reitschule Birkenhain aus seinem Wagen stieg. Kalte Luft schnitt ihm ins Gesicht. Kopfschüttelnd musterte der Tierarzt die zwölfjährige Jule. Verbissen bearbeitete sie das Glatteis auf dem Hof mit dem Spaten. Als hinge ihr Leben davon ab, die gesamte Anlage eisfrei zu machen. Kleine Eisbrocken flogen nach links und rechts.
    Dr. Teichmüller griff nach seiner Arzttasche und schloss die Autotür mit steifen Fingern ab.
    Für einen Moment unterbrach Jule Ahrend ihre Arbeit. Mit dem Ärmel ihrer Thermojacke wischte sie sich Eissplitter aus dem Gesicht.
    »Aufhören geht nicht, Herr Teichmüller. Erst, wenn der Weg zum Auslauf frei ist.«
    Sie machte eine Armbewegung. »Gucken Sie sich das Spiegeleis an - unsere Pferde brechen sich ja die Beine.« Der hagere 50-jährige Mann betrachtete Jule über den Brillenrand. Er kannte sie gut, schließlich kam er regelmäßig hierher, um nach den Schulpferden zu sehen. Wenn Jule sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, das wusste er, konnte sie störrisch wie ein Esel sein.
    Der Tierarzt seufzte und rutschte mit kleinen Schritten über den Hof zum Stall.
    Jule hing schon wieder über ihrem Spaten und hackte auf das Eis ein. Seit sie heute Nachmittag in die Reitschule gekommen war, war sie auf dem Hof im Einsatz. Allmählich geriet sie ins Schwitzen, trotz der Kälte. An ihrer Stirn klebten rote Haarsträhnen.
    Dr. Teichmüller blieb bei Jule stehen.
    »Hol einfach ein paar Karren Mist und wirf den aufs Eis. Mist stoppt prima, sogar bei Pferden mit Hufeisen. Wundert mich, dass Herr Jensen dir das nicht gesagt hat.«
    Jule richtete sich auf und rieb ihren rechten Ellenbogen. »Ach... Herr Jensen... den können wir seit Tagen nicht ansprechen. Der hört gar nicht hin.«
    Ein Schatten glitt über Dr. Teichmüllers Gesicht.
    »Ja, ich weiß«, murmelte er.
    »Was wissen Sie?«
    »Ach nichts.«
    Ohne weitere Erklärungen balancierte der Tierarzt über das aufgehackte Glatteis. Gewohnheitsmäßig zog er seinen Kopf ein, als er den Stall betrat.
    »Ach nichts . . .«, rief Jule aufgebracht hinter ihm her. Wütend ließ sie den Spaten auf ein dickes Eisstück niedersausen. »Nichts! Die Antwort gibt uns Herr Jensen auch dauernd. Wir sind doch keine Kinder. Wann sagt uns endlich jemand, was hier los ist?«
    Die Tür zur Stallgasse öffnete sich wieder ein Stück. Dr. Teichmüller hatte Jules Anfall gehört und kam zurück. »Ich rede gleich mit Kai Jensen. Versprochen.« »Hoffentlich«, knurrte Jule und schlitterte zum Unterstand hinüber, um eine Schubkarre zu holen.
    Das Benehmen von Stallbesitzer Kai Jensen war tatsächlich undurchsichtig. Richtig beängstigend, fanden Jule und ihre Reiterfreundinnen. Früher hatte er immer ein offenes Ohr für »seine Mädchen« gehabt. Warum war das auf einmal vorbei?
    Am Misthaufen schaufelte Jule die Karre voll und leerte den Inhalt auf den Hof aus. Fünfmal musste sie Nachschub holen, um einen leidlich breiten Wegstreifen anzulegen. Dann brachte sie Sally, ihr Lieblingsschulpferd, mit ihrem Fohlen M2 in den Auslauf.
    Trotz des gefrorenen Bodens stürmten Stute und Fohlen gleich davon. Weiße Atemwolken entstanden vor ihren Nüstern, Schnee stob unter den Hufen auf.
    Jule lächelte, als sie das Gatter schloss. Sie freute sich für die Pferde. Lange würden Sally und M2 allerdings nicht draußen bleiben können. Der Sonnenuntergang kündigte sich bereits an. Am Horizont glühte der Himmel und ließ den klirrend kalten Dezembertag noch eisiger erscheinen.
    Normalerweise fand Jule Kälte scheußlich, aber solch ein prachtvoller Tag gefiel selbst ihr. Schnee kam in Großmoorstedt nicht oft vor. Seit hier am Stadtrand von Hamburg der Winter eingezogen war, sah der Reiterhof aus wie ein Knusperhaus. Glitzernder Schnee häufte sich auf dem tief gezogenen Dach. Wo das Blech der Regenrinne undicht war, hingen Eiszapfen herunter. Die geschnitzten Pferdeköpfe am Giebel funkelten unter tausend Schneekristallen.
    Jule sah auf die Uhr. Kurz vor vier.
    »Ach du Schreck!«
    Uber ihre Eishackwut hätte sie fast die Lesestunde im Stall vergessen. Für vier Uhr hatte sich Wilma Löwe angesagt. Frau Löwe wohnte am Birkenweg neben dem Reiterhof. Ab und zu kam sie herüber und machte mit den Mädchen einen gemütlichen Vorlesenachmittag. Die Lesestunde!
    Darum war auf dem Hof von ihren
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