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Reiterhof Birkenhain 03 - SOS Pferd verschwunden

Titel: Reiterhof Birkenhain 03 - SOS Pferd verschwunden
Autoren: Mrgot Berger
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für ein Glück, dass ihre Stimme versagt hatte. Mit größter Vorsicht guckte sie noch einmal nach draußen.
    Ein Feuer brannte jetzt. Einer der Typen stocherte mit einem Stock in der Glut, dann warf ein anderer Aste in das Feuer, die krachend zerbarsten. Wieder flogen aufgeregte Worte hin und her. Die drei waren über irgendetwas in Streit geraten. Mit Faustschlägen gingen sie aufeinander los und zerrten an einem Beutel herum.
    Jule zitterte am ganzen Körper. Sie hatte das Gefühl die Wut bis zu ihrem Unterstand zu spüren.
    Das Gerangel wurde immer wilder. Plötzlich riss die Tasche auf. Papierstücke wirbelten durch die Luft. Geld? Geraubtes Geld? Hastig griffen die Männer nach den Scheinen und stopften sie zurück in die Tasche. Auf einmal spürte Jule das gefürchtete Kribbeln im Hals. Um Himmels willen! Sie musste wieder husten. Hilfe! Nein! Wenn die Kerle sie hier entdeckten! Geistesgegenwärtig riss sie ihren Unterarm vor den Mund und biss hinein, um den Hustenreiz zu unterdrücken. Trotzdem schien einer der Männer etwas gehört zu haben. Unmittelbar nach dem Husten löste er sich aus der Gruppe und kam direkt auf den Unterstand zu. Jules Blut gefror in den Adern. Von Panik ergriffen, zog sie sich nach hinten zwischen die schützenden Stroh- und Heuballen zurück.
    Die Schritte näherten sich zügig.
    Jule machte sich so klein, wie sie konnte. Bewegungslos saß sie in ihrem Versteck, unfähig sich zu rühren. Nur ihr Herz hämmerte wild.
    Jetzt kam der Fremde um die Ecke.
    »Ist da jemand?« Die schneidende Stimme klang misstrauisch und drohend.
    Nur nicht husten! Lieber Gott, dachte sie inbrünstig, lass den Mann verschwinden. Bitte! Ich nehme auch jeden Tag Nachhilfe in Mathe.
    Wenn er eine Taschenlampe hatte, war sie verloren.
    Er schien aber keine bei sich zu haben.
    Es kam Jule wie eine Ewigkeit vor, bis der Fremde sich wieder in Bewegung setzte, offensichtlich ging er zurück zum Feuer. Wie versteinert saß Jule zwischen den Strohballen. Hoffentlich entdeckte er nicht Sally auf der Weide!
    »War nichts«, hörte sie jetzt eine Stimme.
    Der Mann hatte Sally also nicht gesehen!
    »Trotzdem, lasst uns verduften«, fuhr dieselbe schneidende Stimme fort. »Die meisten Tankstellen haben wir leer gemacht. Heute hätten sie uns fast geschnappt. Zu heiß hier, das Pflaster. Wir verschwinden jetzt gleich.«
    »Wohin?«, war als knappe Gegenfrage zu vernehmen. »War doch schon besprochen, du Idiot«, schnauzte ein Dritter, offensichtlich der Chef der Bande. »Frankfurt, Stuttgart, Süddeutschland. Los, Feuer aus und weg. Das Geld teilen wir später.«
    Jule wusste nicht mehr, wie lange sie regungslos in ihrer Ecke gehockt hatte. Eine Stunde? Zwei Stunden? Längst waren die Tankstellenräuber aufgebrochen. Das hatte sie deutlich gehört. Trotzdem wagte sie sich erst viel später aus ihrem Versteck hervor, um nach Sally zu sehen.
    Verschwommen erkannte sie die Umrisse des Pferdes hinten am Weidezaun. Eine Zentnerlast fiel Jule vom Herzen. Mäuschen war nichts passiert!
    Wenn es doch endlich dämmerte! Gleich im Morgengrauen wollte sie zurückreiten. War es tatsächlich erst Freitag gewesen, dass sie weggelaufen war? Was sie in diesen wenigen Tagen alles erlebt hatte! Stallverbot, Mathe - das alles schien Lichtjahre entfernt.
    Als Jule in ihren Schlafsack kroch, fiel die größte Spannung von ihr ab. Jetzt fühlte sie wieder, dass sie krank war. Sie schwitzte und fror gleichzeitig. Im Moment bibberte sie vor Kälte. Mit einer Hand rupfte sie Heu aus dem Ballen hinter sich und stopfte es in den Schlafsack. Ihr Hals schmerzte mehr denn je. Das Schlucken fiel schwer.
    Sie musste zum Arzt, das stand fest. Wenn doch Dr. Völker herkommen könnte! Ein anderer kam nicht in Frage. Ein Riesentyp. Jeder Reiter kannte ihn. Klar, dass immer mal was passierte beim Reiten. Blaue Flecke meistens oder Prellungen, halb so schlimm. Aber die Erwachsenen machten gleich ein Drama daraus, schrien »Reitverbot« und kriegten hektische Flecken. Dr. Völker konnte überzeugend schweigen, wenn Eltern dumm nachfragten.
    »Humanmediziner« nannte Tierarzt Teichmüller ihn. Humanmediziner heißt Menschenarzt. Auf Lateinisch!
    Trotz allem musste Jule lächeln, als sie daran dachte, wie Kai Jensen jedes Mal die Augen verdrehte, wenn seine Mädchen vom »Humanmediziner« sprachen. »Merkt euch lieber Ausdrücke, die etwas mit Pferden zu tun haben«, pflegte er zu sagen. »Zum Beispiel das Fremdwort für Vorderfußwurzelgelenk.«
    Das kannte
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