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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien
Autoren: Jules Verne
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gehörigen Archipel besuchten, konnte es ja leicht zu Eifersüchteleien und Reibungen kommen, sobald sich eine Nationalitätsfrage erhob. Würden sie dann immer daran denken, daß sie alle antillanischer Abkunft und Pensionäre derselben Bildungsanstalt wären, wenn der kluge und einsichtige Direktor Ardagh das Regiment nicht mehr führte?
    An derartige Schwierigkeiten dachte der
Spiritus rector
der Antilian School mit einiger Sorge, und da es ihm nicht möglich war, seine Zöglinge zu begleiten, legte er sich die Frage vor, wer in dieser heiklen Sache wohl seine Stelle vertreten könnte.
    Das war übrigens eine Seite der Frage, die auch der sehr praktisch veranlagten Mrs. Kathlen Seymour nicht entgangen war. Es wird sich bald zeigen, wie sie dieser gerecht geworden war, denn die verständige Dame hätte es nie zugelassen, daß die jungen Leute während der Reise ohne jede Aufsicht blieben.
    Wie sollte nun die Fahrt über den Ozean vor sich gehen?… Vielleicht an Bord eines der Paketboote, die den regelmäßigen Verkehr zwischen England und den Antillen vermitteln? Sollten da Plätze besorgt, eine Kabine für jeden der neun Preisträger belegt werden?… Wir wiederholen, daß sie ja nicht auf eigene Kosten reisen sollten, daß keinerlei Auslage auf die siebenhundert Pfund, die ihnen versprochen waren, wenn sie Barbados zur Rückkehr nach Europa verließen, angerechnet werden durften.
    In dem Briefe der Mrs. Kathlen Seymour befand sich nun ein längerer Satz, der diese Frage, und zwar mit folgenden Worten löste:
    »Die Überführung über den Ozean wird auf meine Unkosten. erfolgen. Ein für die Fahrt nach den Antillen gemietetes Schiff wird die Passagiere im Hafen von Cork, Queenstown, Irland, erwarten. Dieses Schiff ist der »Alert«, Kapitän Paxton, und wird bereit liegen, an dem für die Abfahrt bestimmten Tage in See zu gehen. Das soll am 30. Juni sein. Der Kapitän Paxton rechnet darauf, seine Reisegesellschaft an diesem Datum an Bord zu sehen, und er wird sofort nach deren Eintreffen die Anker lichten.«
    Die jungen Leute sollten also, wenn auch nicht als Fürstensöhne, so doch als vornehme Jachtmen reisen. Sie hatten ein eigenes Schiff zur Verfügung, das sie nach Westindien bringen und nach Europa zurückbefördern sollte. Wahrlich, Mrs. Kathlen Seymour machte ihre Sache gut! Sie sorgte einfach für alles, die westindisch britische Mäcenin! Ja, wenn die steinreichen Leute ihre Millionen immer für so gute Werke verwendeten, dann könnte man ihnen nur Glück wünschen, deren so viele und womöglich noch mehr zu besitzen.
    In der kleinen Welt der Antilian School kam es nun, als es bekannt geworden war, unter welch angenehmen Verhältnissen die Reise erfolgen sollte, freilich dahin, daß die schon früher von ihren Kameraden beneideten Preisträger nur noch mehr beneidet wurden.
    Diese selbst waren dagegen rein entzückt. Die Wirklichkeit erreichte den Gipfel ihrer Träume: Nach Durchkreuzung des Ozeans würden sie die Hauptinseln des antillanischen Archipels besuchen.
    »Und wann geht’s nun fort? fragten sie.
    – Morgen…
    – Nein, noch heute…
    – Nein doch, wir haben noch sechs Tage bis dahin, erklärten die verständigsten.
    – Ach, wären wir doch auf dem »Alert« schon eingeschifft! rief Magnus Anders.
     

    Patterson hatte seine Überraschung bei diesen Worten nicht verhehlen können. (S. 30.)
     
    – Auf unserm, unserm Schiffe!« fügte Tony Renault hinzu.
    Keiner der Zöglinge dachte daran, daß eine solche überseeische Reise doch mancherlei Vorbereitungen erforderte.
    Zunächst mußten die Eltern darum befragt und deren Zustimmung eingeholt werden, da es sich darum handelte, die Preisträger zwar nicht in die andre, aber doch in die Neue Welt zu senden. Julian Ardagh hatte sich also zu bemühen, diese Vorfrage zu erledigen. Außerdem machte der auf dritthalb Monate berechnete Ausflug doch auch gewisse Anschaffungen nötig, wie geeignete Kleidung, vorzüglich eine Ausrüstung für die Seefahrt: tüchtiges Schuhwerk, Überröcke, Wachsleinwandmützen, sogenannte Südwester, kurz alles, was der Seemann gelegentlich braucht.
    Dann mußte der Direktor die Vertrauensperson wählen, der die Verantwortlichkeit für die jungen Leute obliegen sollte. Zugegeben, daß sie groß genug waren, sich allein in allem zurecht zu finden, und auch verständig genug, eines Führers und Aufsehers entbehren zu können… immerhin erschien es geratener, ihnen einen Mentor mitzugeben, dem sie sich zu fügen
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