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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien
Autoren: Jules Verne
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Großen und den Kleinen, denen Im Winde und Unter dem Winde, erstrecken sollte. Ein eingehender Besuch des gesamten Archipels hätte freilich mehr als die wenigen Wochen beansprucht, über die die Preisträger verfügen konnten. Es gibt ja tatsächlich nicht weniger als dreihundertfünfzig Inseln und Eilande in den Archipeln Westindiens, und selbst wenn es möglich gewesen wäre, davon täglich eine oder eins zu besuchen, so wäre diese höchst oberflächliche Besichtigung doch erst im Verlaufe eines Jahres auszuführen gewesen.
    Nein, dahin ging die Absicht der Mrs. Kathlen Seymour nicht. Die Pensionäre der Antilian School sollten vielmehr jeder einige Tage auf seiner Heimatinsel zubringen, die Verwandten und Freunde, die sich da befanden, einmal wiedersehen und noch einmal den Fuß setzen auf den Boden ihres Vaterlandes.
    Nach dieser Anordnung blieb, wie man sieht, von Anfang an eine Rundfahrt über die Großen Antillen, über Cuba, Haïti, Sankt-Domingo und Portorico ausgeschaltet, da die spanischen Zöglinge der Anstalt keinen Preis errungen hatten, ebenso Jamaika, da keiner der Sieger aus dieser britischen Kolonie stammte, und die holländische, Curaçao, war aus demselben Grunde ausgeschlossen. Ferner sollten auch die unter venezolanischer Herrschaft stehenden Kleinen Antillen nicht besucht werden, weder Tortigos und Marguerite, noch Tortega und Blanquilla oder Ordeilla und Havas. Die einzigen, für einen Besuch der Stipendiaten in Aussicht genommenen Inseln Mikro-Antiliens waren also Sankta-Lucia, Domingo, Antigoa (lauter englische), Guadeloupe und Martinique (französische), Sankt-Thomas und Santa-Cruz (dänische Inseln) Sankt Barthelemy (eine schwedische) und Saint Martin (eine zur Hälfte holländische und zur Hälfte französische Insel).
    Diese neun Inseln, alle zu denen Im Winde gehörig, sollten also die neun Zöglinge der Antilian School eine nach der andern gemeinschaftlich besuchen.
    Es wird nicht wundernehmen, daß auch noch eine zehnte Insel ins Auge gefaßt war, die ohne Zweifel den längsten und bestbegründeten Besuch verdiente.
    Das war die ebenfalls zur Gruppe derer Im Winde gehörige Insel Barbados, eine der wichtigsten von dem Kolonialgebiete, die das Vereinigte Königreich in jener Gegend besitzt.
    Dort wohnte ja Mrs. Kathlen Seymour, und es verstand sich wohl allein, daß die von ihr beschenkten jungen Leute sich der Dame vorstellten, um dieser ihren Dank abzustatten.
    Ebenso kann man sich leicht vorstellen, daß die Zöglinge der Antilian School, wenn es die freigebige Engländerin danach verlangte, die neun Preisgekrönten zu empfangen, daß diese nicht minder den Wunsch hegten, die reiche Eingeborne von Barbados kennen zu lernen und ihr für das, was diese für sie getan hatte, herzlich zu danken.
    Sie würden das auch nicht zu bereuen haben, denn eine Nachschrift in dem Briefe an den Direktor zeigte, wie weit die Opferfreudigkeit der Mrs Kathlen Seymour reichte.
    Außer den Kosten, die die Fahrt selbst verursachte und die sie vollständig auf sich nahm, sollte jedem der jungen Leute bei der Abreise von Barbados noch die Summe von siebenhundert Pfund (14.000 Mark) eingehändigt werden.
    Nun bestand noch die weitere Frage, ob die Zeit der Ferien ausreichen würde. Ja, unter der Bedingung, daß man für die Sieger im Wettbewerbe die Ferienzeit einen Monat eher als regelmäßig beginnen ließ, was dann noch den Vorteil bot, daß Hin-und Rückfahrt über den Atlantischen Ozean in die schöne Jahreszeit fielen.
    Diese Bedingung konnte man ja mit Freuden annehmen, ja das geschah sogar mit reiner Begeisterung. Es war dann auch nicht zu befürchten, daß die Angehörigen der Schüler Einspruch gegen eine so angenehme und in jeder Hinsicht vorteilhafte Reise erhöben. Sieben bis acht Wochen, das war der Zeitraum, auf den man unter Berücksichtigung gelegentlicher Verzögerungen rechnen mußte, und dann trafen die jungen Stipendiaten in Europa wieder ein, voller unvergeßlicher Erinnerungen an die ihnen so teuern Inseln der Neuen Welt.
    Endlich war noch eine Angelegenheit zu ordnen, über die die Familien der jungen Leute aber bald beruhigende Aufklärung erhalten sollten.
    Es betraf die Frage, ob man die Preisträger, von denen auch der älteste das zwanzigste Lebensjahr noch nicht überschritten hatte, sich völlig selbst überlassen sollte oder ob nicht die Hand eines erfahrenen Leiters nötig wäre, sie in Zaum und Zügel zu halten. Wenn sie den, verschiedenen europäischen Staaten
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