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Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras
Autoren: Jules Verne
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Fernrohr nach der bezeichneten Stelle, und bestätigte die Angabe des Piloten.
    »Das ist merkwürdig! sagte der Doctor.
    – Darüber staunen Sie? sagte der Commandant lachend. Sollten wir so glücklich sein, auf etwas zu stoßen, das Sie in Erstaunen versetzt?
    – Es ist mir auffallend, ohne daß es mich in Staunen versetzte, erwiderte lächelnd der Doctor; denn die Brigg Ann de Poole aus Greenspond blieb im Jahre 1813 unter’m vierundvierzigsten Grade nördlicher Breite in wahren Eisfeldern stecken, und ihr Kapitän Dayement zählte die Blöcke nach Hunderten!
    – Gut! sagte Shandon, Sie können uns noch dazu belehren!
    – O! Das will noch wenig heißen, erwiderte bescheiden der liebenswürdige Clawbonny, ist man ja unter noch weit niederen Breitegraden auf Eisberge gestoßen.
     

    – Damit sagen Sie mir nichts neues, lieber Doctor. Als ich Schiffsjunge an Bord der Kriegscorvette Fly war …
    – Im Jahre 1818, fuhr der Doctor fort, zu Ende März, oder auch April sind Sie unter’m zweiundvierzigsten Breitegrad zwischen zwei große schwimmende Eisinseln gerathen.
    – Ah! Das ist zu arg! rief Shandon aus.
    – Aber es ist wahr; ich brauche also nicht in Staunen zu gerathen, wenn uns zwei Grad weiter nördlich ein schwimmender Eisberg aufstößt.
    – Sie sind wie ein Brunnen, Doctor, erwiderte der Commandant, aus dem man nur zu schöpfen braucht.
    – Gut! Ich werde rascher seicht werden, als Sie sich denken, und jetzt, können wir die Erscheinung näher ansehen, Shandon, so würde mir es eine große Freude sein.
    – Sogleich. Johnson, sagte Shandon zu seinem Rüstmeister, der Wind wird, scheint es, stärker.
    – Ja, Commandant, erwiderte Johnson; wir gewinnen jedoch wenig, und die Strömung der Davis-Straße wird sich bald fühlbar machen.
    – Sie haben Recht, Johnson, und wenn wir am 20. April das Cap Farewel in Sicht haben wollen, müssen wir mit Dampf fahren, oder wir werden an die Küste von Labrador getrieben. Herr Wall, wollen Sie also Befehl zum Heizen ertheilen.«
    Dieser Befehl wurde ausgeführt; nach einer Stunde hatte der Dampf schon hinreichende Treibkraft; die Segel wurden beschlagen, und die Schraube trieb den Forward kräftig dem Nordwest entgegen.
Sechstes Capitel.
Die große Polarströmung.
    Bald ließen sich zahlreichere Scharen von Vögeln, Sturmvögel und andere Bewohner dieser öden Gegenden sehen, woraus man die Nähe Grönlands erkannte. Der Forward fuhr rasch nordwärts.
    Am Dienstag, den 17. April, gegen elf Uhr Vormittags, meldete der Eismeister das erste Erscheinen des Eis- Blink , welches sich mindestens zwanzig Meilen in Nord-Nord-West zeigte. Es war ein blendend weißer Streifen, welcher trotz dichten Gewölkes den ganzen benachbarten Theil der Atmosphäre lebhaft erhellte. Die Leute von Erfahrung an Bord konnten über die Erscheinung keinen Zweifel haben, und sie erkannten an dem weißen Schein, daß dieser Blink von einem ausgedehnten Eisfeld dreißig Meilen über dem Gesichtskreis hinauskommen mußte, und durch Brechung der Lichtstrahlen entstand.
    Gegen Abend schlug der Wind südlich um, und ward günstig; Shandon konnte tüchtig Segel aufspannen und ließ aus Sparsamkeit die Heizung aufhören. Der Forward fuhr mit vollen Segeln dem Cap Farewel zu.
    Am 18. um drei Uhr ließ sich an einem weißen, nicht eben dichten, aber glänzenden Streifen, der lebhaft zwischen den Linien des Meeres und Himmels abstach, ein Eisstrom erkennen. Er trieb offenbar vielmehr von der Ostküste Grönlands her, als von der Davis-Straße, denn die Eisblöcke ziehen sich vorzugsweise an den Westrand des Bassins-Meeres. Eine Stunde nachher fuhr der Forward mitten durch abgesonderte Blöcke des Eisstroms, und da wo sie am meisten zusammenhingen, folgten sie der Wellenbewegung.
    Am folgenden Morgen, bei Tagesanbruch, meldete die Wache ein Schiff: es war eine dänische Corvette, Walküre, welche in entgegengesetzter Richtung des Forward der Bank von New-Foundland zufuhr. Die Strömung von der Straße her machte sich schon fühlbar, und Shandon mußte die Segel verstärken, um dagegen zu steuern.
    Damals befanden sich der Commandant, der Doctor, James Wall und Johnson beisammen auf dem Hinterdeck, um die Richtung und Kraft dieser Strömung zu untersuchen. Der Doctor fragte, ob wirklich diese Strömung gleichmäßig im Bassins-Meer existire.
    »Allerdings, erwiderte Shandon, und die Segelschiffe können nur mit Mühe dem Polarstrom entgegen steuern.
    – Um so mehr, fügte James Wall bei, als man ihn
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