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Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras
Autoren: Jules Verne
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Verwirrung, da die Matrosen ohne viel Rücksicht die Neugierigen wegtrieben, hörte man den Hund heulen.
     

    Abfahrt des Forward. (S. 30.)
     
    Dies Thier sprang auf einmal vom Vordercastell mitten durch die dichte Menge. Man wich ihm aus; er sprang auf das Hüttendeck, und – tausend Zeugen sahen es – der Kapitän Hund hielt zwischen den Zähnen einen Brief.
    »Ein Brief! rief Shandon, aber da ist er ja an Bord?
    – Dagewesen ist er ohne Zweifel, aber nun ist er nicht mehr da, erwiderte Johnson und zeigte auf das nun völlig geräumte Verdeck.
    – Kapitän! Kapitän!
ici
!« rief der Doctor, und versuchte den Brief zu nehmen, aber der Hund wich ihm aus mit lebhaften Sprüngen. Es schien, er wolle seine Botschaft nur Shandon selbst einhändigen.
    »Kapitän,
ici
!« rief dieser.
    Der Hund kam herbei; Shandon nahm ihm den Brief ab, und Kapitän bellte dreimal laut beim tiefen Schweigen der Menge.
    Shandon zögerte den Brief zu öffnen.
    »Ei so lesen Sie doch! Lesen Sie!« rief der Doctor. Shandon sah ihn an. Die Adresse, ohne Ort und Datum lautete:
     
    »An den Commandanten Richard Shandon, an Bord der Brigg Forward.«
     
    Shandon öffnete und las:
     
    »Sie fahren nach dem Cap Farewell zu. Am 20. April werden Sie dort eintreffen. Wenn der Kapitän sich da nicht an Bord einfindet, fahren Sie durch die Davis-Straße und das Bassins-Meer hinauf bis zur Melville-Bai.
    Der Kapitän des Forward.
    K. Z.
«
     
    Shandon legte den lakonischen Brief sorgfältig zusammen, steckte ihn in seine Tasche, und gab Befehl zur Abfahrt. Seine im Pfeifen des Ostwindes hallende Stimme hatte etwas Feierliches.
    Bald war der Forward aus den Bassins heraus, und fuhr, von einem Lootsen aus Liverpool geleitet, die Strömung des Mersey. Die Menge stürzte auf das äußere Quai längs den Docks Victoria, um das seltsame Schiff noch einmal zu sehen. Die Mastbäume waren rasch aufgerichtet, die Segel aufgehißt, und mit deren Beistand fuhr der Forward, nachdem er um die Spitze Birkenhead gebogen, äußerst schnell in’s Irländische Meer.
Fünftes Capitel.
Auf hoher See.
    Der Wind war ungleich, doch günstig, mit starken Aprilstößen. Der Forward durchschnitt rasch das Meer, und seine Schraube beseitigte jedes Hinderniß. Gegen drei Uhr kreuzte er mit dem Post-Dampfer zwischen Liverpool und der Insel Man. Der Kapitän rief ihn von seinem Bord aus an, das letzte Lebewohl, welches die Mannschaft des Forward zu hören bekam.
    Um fünf Uhr gab der Pilot die Leitung des Schiffes an Richard Shandon zurück, und sein Kutter verschwand bald im Südwest.
    Gegen Abend fuhr die Brigg um das Südende der Insel Man. Während der Nacht ging das Meer sehr hohl; der Forward hielt sich gut, ließ die Spitze von Ayr nordwestlich und steuerte dem Nord-Canal zu.
    Johnson hatte Recht; auf dem Meer gewann bei den Matrosen die Liebe zur See die Oberhand. Beim Anblick der Trefflichkeit des Fahrzeugs vergaßen sie das Besorgliche ihrer Lage. Das Leben an Bord gestaltete sich regelmäßig.
    Der Doctor schlürfte mit größtem Behagen die Seeluft; er ging kräftigen Schrittes allen Windstößen entgegen, für einen Gelehrten auf ziemlich seemännischem Fuß.
    »Das Meer ist doch etwas Herrliches, sagte er zu Meister Johnson, als er nach dem Frühstück wieder auf das Verdeck sich begab. Ich mache mich etwas spät mit demselben vertraut, aber ich werde mich bald darein finden.
    – Sie haben Recht, Herr Clawbonny; ich gäbe alle Continente der Welt für ein Stückchen Ocean. Man behauptet, die Seeleute würden bald ihr Geschäft müde; nun bin ich schon vierzig Jahre Seefahrer, und dies Leben gefällt mir noch so gut, wie am ersten Tag.
    – Es ist doch eine wahre Lust, ein gutes Schiff unter den Füßen zu haben, und irre ich nicht, so hält sich der Forward trefflich.
    – Sie urtheilen richtig, Doctor, erwiderte Shandon, der zu den beiden hinzutrat; es ist ein trefflich Fahrzeug, und ich sage offen, noch nie ist ein für die Fahrt in’s Eismeer bestimmtes Schiff besser versehen und bemannt gewesen. Das erinnert mich, wie vor dreißig Jahren der Kapitän James Roß, als er die nordwestliche Durchfahrt suchte …
    – Er fuhr auf der Victoria, sagte lebhaft der Doctor, einer Brigg von etwa gleichem Tonnengehalt, wie die unsrige, und ebenfalls mit einer Dampfmaschine.
    – Wie? Das wissen Sie?
    – Urtheilen Sie selbst, fuhr der Doctor fort; damals waren die Maschinen noch in ihrer Kindheit, und die der Victoria verursachte derselben mehr wie eine nachtheilige
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