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Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras
Autoren: Jules Verne
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fährt dahin, wo es etwas zu lernen, zu entdecken, sich zu belehren, zu vergleichen giebt, wo man andere Sitten, andere Länder, andere Völker trifft, um sie bei ihren Verrichtungen zu studiren; er fährt, mit einem Wort, dahin, wo ich noch niemals gewesen bin.
    – Aber specieller? rief Shandon.
    – Specieller, erwiderte der Doctor, ich hörte sagen, er fahre in die Nordmeere. Gut, ich bin es zufrieden nach Norden!
    – Sie kennen doch, fragte Shandon, den Kapitän des Schiffes?
    – Im mindesten nicht! Aber, Sie dürfen mir’s glauben, es ist ein wackerer Mann!«
    Als der Commandant und der Doctor zu Birkenhead ausgestiegen waren, machte jener diesen mit der Sachlage bekannt, und dieses Geheimniß entzündete die Phantasie des Doctors. Beim Anblick der Brigg war er über die Maßen erfreut. Seit diesem Tage wich er Shandon nicht von der Seite, und besuchte jeden Morgen den Rumpf des Forward.
    Auch wurde er besonders beauftragt, die Einrichtung der Pharmacie an Bord zu überwachen.
    Denn dieser Clawbonny war Arzt, und sogar ein guter Arzt, aber mit wenig Praxis. Im fünfundzwanzigsten Jahre ein Doctor wie alle andern, war er im vierzigsten ein echter Gelehrter; sehr gekannt in der ganzen Stadt, wurde er ein einflußreiches Mitglied der literarischen und philosophischen Gesellschaft zu Liverpool. Sein kleines Vermögen gestattete ihm, unentgeltlichen Rath zu ertheilen, der darum nicht minder Werth hatte; geliebt, wie es einem ausnehmend liebenswürdigen Mann gebührte, fügte er nie Jemand ein Leid zu, nicht einmal sich selber; lebhaft und redselig, wenn man will, aber das Herz in der Hand, reichte er diese Jedermann.
    Als sich in der Stadt das Gerücht von seiner Aufnahme an Bord des Forward verbreitete, boten seine Freunde alles auf, ihn zurückzuhalten; aber das bestärkte ihn nur um so mehr in seinem Vorhaben. Wenn aber der Doctor irgendwo Wurzel gefaßt hatte, gehörte viel dazu, um ihn wieder von diesem Boden auszureißen!
    Von diesem Tage an nahmen die Vermuthungen und Befürchtungen in steigendem Maße zu; aber das hinderte nicht, daß der Forward am 5. Februar 1860 vom Stapel lief. Zwei Monat später war er zum Auslaufen bereit.
    Am 15. März, wie das Schreiben des Kapitäns angekündigt hatte, wurde auf der Eisenbahn von Edinburgh nach Liverpool ein Hund dänischer Race an Richard Shandon überschickt.
     

    Das Thier schien tückisch, scheu, selbst ein wenig schlimm, mit einem eigenthümlichen Blick. Auf seinem kupfernen Halsband war die Inschrift Forward. Der Commandant wies ihm sogleich an Bord seine Stätte an, und meldete den Empfang unter den angegebenen Buchstaben nach Livorno.
    So war also bis auf den Kapitän die Bemannung vollständig. Sie bestand aus:
     
    1. K.Z., Kapitän;
    2. Richard Shandon, Commandant;
    3. James Wall, dritter Oficier;
    4. Doctor Clawbonny;
    5. Johnson, Rüstmeister;
    6. Simpson, Harpunier;
    7. Bell, Zimmermann;
    8. Brunton, erster Maschinist;
    9. Plover, zweiter Maschinist;
    10. Strong (Neger), Koch;
    11. Joker, Eismeister;
    12. Wolsten, Waffenschmied;
    13. Bolton, Matrose;
    14. Garry, Matrose;
    15. Clifton, Matrose;
    16. Gripper, Matrose;
    17. Pen, Matrose;
    18. Waren, Heizer.
Viertes Capitel.
Kapitän Hund.
    Mit dem 5. April war der zur Abfahrt bestimmte Tag erschienen. Die Aufnahme des Doctors an Bord beruhigte ein wenig die Gemüther. Wohin der würdige Gelehrte zu gehen sich entschloß, konnte man getrost auch gehen. Doch waren die meisten Matrosen etwas unruhig, und Shandon, in Besorgniß, es möchten einige ausreißen, wünschte lebhaft auf hoher See zu sein. War einmal die Küste außer Sicht, so würde die Mannschaft sich darein ergeben.
    Die Cabine des Doctor Clawbonny lag im Hintergrund des Hüttendecks und nahm die ganze Rückseite des Schiffes ein. Die Cabinen des Kapitäns und des Schiffslieutenants, welche mehr zurückstanden, hatten eine Aussicht auf’s Verdeck. Die des Kapitäns blieb, nachdem sie mit verschiedenen Instrumenten, Möbeln, Reisekleidern, Büchern, Kleidern zum Wechseln, und Geräthschaften nach detaillirter Angabe ausgestattet worden, hermetisch verschlossen. Nach Weisung des Unbekannten wurde der Schlüssel zu dieser Cabine ihm nach Lübeck adressirt zugeschickt; er hatte also allein Zutritt zu seinem Gemach.
    Diese Bestimmungen waren Shandon nicht nach dem Sinn, und nahmen ihm viel Aussicht auf sein Obercommando. Seine eigene Cabine hatte er vollständig nach den Bedürfnissen der projectirten Reise eingerichtet, da ihm die Erfordernisse
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