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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Leben, von Menschen aller Rassen, von Paramenschen und nichtmenschlichem Leben, dem Leben einer Galaxis, das den Transmitter erreicht hatte und für das die Grenzen von Zeit oder Raum nicht mehr galten. Das Leben zeigte sich in allen Größen, Gestalten, Farben und Hüllen. Isolation und Streitigkeiten waren verschwunden. In der Geschichte war Transport – von Leuten, von Gütern und Dienstleistungen und Ideen – für Menschen und Nichtmenschen schon immer der Engpaß gewesen, der die Menschheit zu gleichmäßigem Wachstum verurteilte, seitdem das Bewußtsein sich zu rühren begonnen hatte. Seitdem jedoch der Transmitter existierte, hatte das Bewußtsein der Galaxis diese Grenze hinter sich gelassen, und nun gab es keine Grenzen mehr.
     
    Oder nur noch eine Grenze. Die Schnelligkeit der Späher.
    Ohne uns wäre von dem hier nichts da. Aber wir sind trotzdem noch Mißgeburten. Wir leben in der Zeit und der Entfernung. Sie leben in der Freiheit von ihnen. Aber nur unseretwegen.
     
    Die Aussicht auf einen Planeten, der neu geöffnet werden sollte, auf die Erschließung und Erforschung einer neuen Welt, auf die Eröffnung neuer Arbeitsmärkte, auf neue Projekte und Produkte, auf neue Aufgaben aller Art, vom Betrieb einer Maschine für die Herstellung eines Kanalisationssystems bis zum Verkauf von Frauen für Arbeit und Vergnügen, hatte sie von der ersten Minute an, in der die Transmitter-Kabinen in das galaktische Netz eingeschaltet worden waren, in Schwärmen hierhergebracht. Hier in der Stadt hinter ihm waren große rote Männer von Antares und kleine bläuliche Männer von Aldebaran, Männer mit Pelzen von Corona Borealis sechs und Männer mit Schuppen von Wega 14, und da waren Frauen, die für jeden von ihnen paßten und für mehr noch. Jede neue, gerade geöffnete Welt war so. Ein Jahrmarkt von neuem Leben für die Jungen und von zweiten – oder dritten oder dreiundzwanzigsten – Chancen für die Alten; für die Misfits, die Jäger nach neuen Wonnen, für die Erfolgreichen auf der Suche nach neuen Erfolgen und für die Versager, die die Hoffnung noch nicht aufgegeben hatten, daß es dieses Mal der ganz große Erfolg werden würde.
    Gildoran aber ging durch sie hindurch. Sie waren ihm gleichgültig. Er machte sich nicht einmal die Mühe, sich nach der Stadt umzudrehen.
     
    Da gibt es für mich jetzt nichts mehr. Da hat es nie etwas gegeben. Nur Janni, und jetzt weiß ich, daß sie nie wirklich da war. Nicht für mich.
     
    Er hatte mit dieser Welt nichts mehr zu tun. Wenn auf einer Welt einmal der Transmitter aufgebaut war, waren die Späher damit fertig. Für das Späherschiff, das die Welt gefunden, untersucht, für die Einrichtung des Transmitters vorbereitet und offiziell geöffnet hatte, blieb hier nichts mehr zu tun. Nichts, heißt das, außer die riesige Gebühr vom Zentrum zu kassieren und abzuheben, um noch eine Welt zu finden. Es war Zeit, sich aufzumachen.
     
    Dort draußen gibt es noch mehr Welten, die warten. Eine ganze Menge davon. Ja, verdammt noch mal, und auf allen gibt es Frauen.
     
    Jemand rief Gildoran mit seinem Namen, und er sah sich um und erkannte über der Menge das weißgebleichte Haar und die sternenbesetzten Stirnbänder von der Samtfalter. Er ging langsamer, um sich von ihnen einholen zu lassen.
    Raban war doppelt so alt wie Gildoran, ein Mann in den Vierzigern – biologische Zeit natürlich, obwohl er nach Sternenzeit – oder objektiver Berechnung wahrscheinlich schon vor einigen hundert Jahren geboren war –, mit den kleinen Sternen auf der Schulter und den Ärmeln, die anzeigten, daß er zur Schiffsführung gehörte. Ramie war ein kleines blondes Mädchen, und ihre großen dunklen Augen zeigten, daß sie zu einer der pigmentierten Rassen gehört haben mußte, bevor die Strahlung auf dem Schiff ihr Werk getan hatte. Nun waren ihre Haut und ihr Haar durchscheinend blaß, wie bei Gildoran, aber die Augen hatten ihre Eigenart bewahrt, und ihre Stimme hatte einen leichten melodischen Klang.
    »Es dauert jetzt nicht mehr lange, oder?«
    »Ungefähr um Mitternacht«, sagte Raban. »Tut es dir leid, daß es weitergeht?«
     
    Leid, großer Gott, eine Trennung wie der Tod, nie wieder, nie wieder … O Janni, Janni, Janni …
     
    Gildoran zwang sich ein Lächeln ab, obwohl es steif wirkte. »Du machst wohl Witze. Das war mal ein schöner Planet, und jetzt schau dir nur an, was sie daraus gemacht haben.« Er deutete auf den Lärm und die Narben von den Bauarbeiten hinter ihnen.
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