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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Auflagen verkauft. Hier steht es: Verkauf nur an ein stabiles Paar – keine Leute aus der Unterhaltungsbranche, nicht an Vergnügungswelten oder – tut mir leid – Späherschiffe. Aber hören Sie mal zu, ihr Leute von den Schiffen wollt doch immer größere Mengen. Ich kann Ihnen da ein sehr günstiges Angebot von zehn Clone-Brütungen mit hohem IQ machen. Für die Qualität übernehmen wir die unbeschränkte Garantie – wir sind nicht so ein Laden, der schadhafte Ware an Leute wie euch verkauft, nur weil wir wissen, daß von euch niemand zurückkommen und sich beschweren kann!«
    Gildoran verspürte eine leichte Übelkeit. Ware! Außerdem wollten sie keine geclonten identischen Babys, selbst wenn sie einen hohen IQ hatten. Das stand außerhalb jeder Diskussion.
    Die zwischenmenschlichen Beziehungen an Bord waren locker und verschoben sich oft; identische Wesen – zehn davon, o Schreck! – würden vielleicht eine eigene Gruppe bilden, oder, was noch schlimmer wäre, sie könnten sich in ihrer Persönlichkeit so ähnlich sein, daß dies langweilig wurde. Was war, wenn zehnmal die gleiche Person ein Fünftel der Mannschaft bildete? Man mußte sich nur einmal vorstellen, wenn sie alle mit einem gleichen Charakterzug groß wurden, der sie unbeliebt machte!
    »Nein, danke«, sagte er, suchte nach einer Entschuldigung, bis ihm der wirkliche Grund einfiel. »Wir brauchen sie geboren, nicht gebrütet, und Individuen, keine Clone.«
    »Also, ich bitte Sie«, sagte der kleine Mann mitleidig. »Wollen Sie mir vielleicht erzählen, daß ihr Späher, mit eurer wissenschaftlichen Disziplin, noch immer den alten Aberglauben für bare Münze nehmt, daß geborene Kinder besser als gebrütete sind?«
    »Für unsere Belange sind sie besser«, sagte Gilramie mit ihrer weichen Stimme. »Die Erfahrung der vollen Schwangerschaft mit ihrer engen Vertrautheit und der Monat biologischer Ernährung befähigt sie, besser zu lernen und tiefere zwischenmenschliche Beziehungen einzugehen. Außerdem verleiht ihnen das einen stärkeren Überlebenswillen; gebrütete Kinder neigen dazu, im Raum schnell zu sterben, weil sie nicht sofort eine Bindung an eine Mutterfigur herstellen und das Überleben ihnen nicht so wichtig ist.«
    »Na gut, ich nehme an, Sie verstehen Ihre eigenen Bedürfnisse am besten«, sagte der kleine Mann. »Warum gehen Sie nicht einfach in unser Lager und schauen sich um, und ich bediene in der Zeit jemand anders? Die nächste Kundin wird nicht lange brauchen – ich kenne sie von früher –, und vielleicht finden Sie ja etwas, was Ihnen zusagt.«
    Er öffnete ihnen die Tür zu einem riesigen Raum, der sich scheinbar bis in die Unendlichkeit erstreckte und der mit Kästen aus Einwegspiegeln gefüllt war, der modernen Version der »Skinner-Box«, die das Kind bis zu zwanzig Stunden trocken, satt und zufrieden hielten, ohne daß ein Mensch oder sonst jemand sich darum zu kümmern brauchte. Hinter den Glaswänden gurgelten, strampelten, krochen, brüllten oder saugten die Kinder. Sie machten einen zufriedenen Eindruck, aber Gildoran fragte sich, ob sie wirklich so glücklich wie die Kinder auf der Samtfalter sein konnten, die ständig von den Puhbären bemuttert und versorgt wurden.
    »Nähere Angaben stehen vorne auf jeder Box«, sagte der Verkäufer. »In einer Minute bin ich wieder da – das hier geht schnell.«
    Er ging zu einer großen, blassen, aber irgendwie anziehenden Frau hinüber. Sie trug einen Reiseumhang, hatte aber wunderbares fließendes Haar und einen Gang, von dem Gildoran nicht den Blick losreißen konnte.
    »Ja bitte, verehrtes Wesen?«
    Die Stimme der Frau klang süß und ausgezeichnet ausgebildet aus der Entfernung zu ihnen hinüber.
    »Ich brauche sechs erstklassige Mädchen mit empathischem Potential, musikalischem Talent und hohem Sexualitätspotential. Sie sollen zu erstklassigen Freudenmädchen ausgebildet werden, also sehen Sie zu, daß sie gut aussehen.«
    Der Verkäufer lief geschäftig herum und füllte ein Bestellungsformular aus, während Gildoran gegen seinen ursprünglichen Ekel ankämpfte. Sklaverei! Und doch … Diese »erstklassigen Mädchen« würden ihr ganzes Leben lang schön und zufrieden sein und verwöhnt werden …
    Der Verkäufer versuchte, noch etwas loszuwerden: »Wie wär’s mit einem sensationellen Sonderangebot? Ich habe hier ein paar Posten Ware, die weg muß – nicht abgeholte Brütungen, wunderbarer Zustand, aber sie sind schon sechs Monate alt und deshalb zu alt für
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