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Reise in die Unterwelt

Reise in die Unterwelt

Titel: Reise in die Unterwelt
Autoren: Michael Shea
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Schützlingen tauchte.
    Die schnelle Passage führte ein Stück abwärts, dann jedoch plötzlich spiralenförmig nach oben, bis sie von einer Fontäne ausgespuckt wurden. Als sie auf ihre Füße kamen, standen sie bis zur Mitte in einem Springbrunnen auf einem gewaltigen Flachdach. Das Stadtlager der Dämonen erstreckte sich ringsum und unter ihnen weit nach allen Seiten. Nur die größten Gebäude waren in etwa gleicher Höhe mit ihnen.
    »Wir befinden uns auf der obersten Stufe einer der Pflanzenzikkurate, auf die wir durch ihr Bewässerungssystem gelangten. Von hier verteilt sich das Wasser und fließt hinunter zu den Terrassen, auf denen die fleischfressenden Pflanzenzüchtungen der Dämonenlords wachsen. Wir werden uns über die Rampen der Gärtner nach unten begeben und so die Gefahren dieser Flora vermeiden.«
    Erneut spürten die Pilger die Kette um ihren Hals, als sie hinter Leemb die Glasrampe in die Tiefe rutschten. Etwa auf halbem Weg wurde die Rampe durch kleine Glasschuppen unterbrochen. Gartengeräte wurden darin aufbewahrt, und vor der Tür standen mehrere Kreaturen mit langen Armen, die in Scheren ausliefen. Der größte dieser Gärtner hielt Leemb auf.
    »Was habt ihr hier zu suchen? Woher kommt ihr und wohin wollt ihr?«
    »Diese Hybriden waren als Futter für die Aquaziden bestimmt«, erklärte Leemb. »Aber es gelang ihnen, durch das Dränagesystem aus dem Aquazideum zu entfliehen, und aus diesem wiederum gelangten sie in eure Bewässerungsanlage. Ich fing sie auf der obersten Stufe und bringe sie nun zurück.«
    »Ah, die Aquaziden bekommen nun also schon Hybriden als Futter? Eine teure Verpflegung! Wenn die Zikkurate genausogut versorgt würden wie die Tanks, könnten wir wahre Wunder wirken.« Die hageren Kollegen des Sprechers murmelten zustimmend.
    »Eure Beschwerde ist ungerechtfertigt. Euer eigenes Projekt verwendet Hybriden als Kraftnahrung.« Leemb deutete auf eine Herde Individuen, die in diesem Augenblick auf die Terrasse, in deren Höhe sie sich befanden, geführt wurden. Einige dieser Gruppe schienen normale Männer und Frauen zu sein, andere Kreuzungen mit nichtmenschlichen Elementen.
    Der Gärtner spuckte wütend aus. »Hybriden wie diese, die man uns großzügig überläßt, sind unbrauchbare Exemplare, die den Zweck der Experimente nicht erfüllten.«
    »Genau wie jene, die ich nun zum Aquazideum zurückbringe.«
    »Oh, wirklich? Sie scheinen mir recht brauchbar – müssen es sein, wenn ihnen die Art der Flucht gelang, wie Ihr sie beschrieben habt.«
    »Sie sind zweifellos flink und nicht dumm, aber nicht für den Zweck geeignet, für den sie bestimmt waren. Man züchtet ihresgleichen, um die Tarantalurche auszubilden, doch sie erwiesen sich als zu langsam und wurden von diesen gefressen, was natürlich wiederum dazu führte, daß die Tarantalurche durch die Überfütterung und den Mangel an Drill zu unförmig und unbeweglich wurden. Die Überlebenden dieser Züchtung bestimmte man deshalb als Futter für die Aquaziden.«
    Während dieser Unterhaltung beobachteten die vier Pilger die Gruppe der Menschen und Hybriden, die auf die Terrasse herausgetrieben wurden. Ihnen schien offenbar die Gefährlichkeit der Pflanzen hier unbekannt zu sein, denn sie versuchten, sich zwischen ihnen in Sicherheit zu bringen beziehungsweise zu verstecken. Doch kaum waren sie auch nur in die Nähe der hungrigen Pflanzen gekommen, als diese schon nach ihnen tasteten und sie schmatzend verzehrten.
    »Ihr sagt, sie seien nicht flink genug?« brummte der Gärtner und musterte kopfschüttelnd die vier Reisenden. »Sie sehen aus, als wären sie schneller noch als der Wind.«
    »Ihr unterschätzt die Geschwindigkeit eines Tarantalurchs«, sagte Leemb mit düsterer Miene. »Die verschiedenen Züchtungsergebnisse führten zu einer Intelligenz, die verbunden mit ihrer Schnelligkeit kaum einem anderen Wesen die Möglichkeit zur Flucht gestattet.«
    Der Gärtner starrte Leemb mit offensichtlicher Furcht an. »Zieht weiter, Mann. Ich bedaure Euch, denn Ihr dient wahnsinnigen Herren.«
    Leemb führte seine Schützlinge zur Fortsetzung der Rampe, die sie eilig in die Tiefe rutschten. »Meine Behauptung über die Lurche ist selbstverständlich unwahr«, erklärte er ihnen telepathisch. »Aber solche Gerüchte nähren das Mißtrauen und die Rivalitäten zwischen den verschiedenen Dämonenabteilungen.« Nach einer kurzen Pause fügte er nachdenklich hinzu: »Wir wissen natürlich über die neuesten Züchtungen der
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