Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Reise in die Niemandswelt

Titel: Reise in die Niemandswelt
Autoren: Wim Vandemaan
Vom Netzwerk:
jetzt gestattete Diamond sich einen längeren Blick auf Rhodan.
    Er lag nackt, den Leib von schweren und schwersten Verbrennungen gezeichnet, auf einer Medoliege, über die sich ein völlig durchsichtiger Plastikiglu stülpte. Innerhalb des runden Zeltes herrschte wohl eine Sauerstoffatmosphäre. Rhodans Beine lagen leicht gespreizt, die Arme weit ausgebreitet.
    Seine Augen geschlossen.
    Die Brust unbewegt.
    Diamond schluckte, als sie die vielen schwarz verkohlten Regionen seines Körpers sah.
    Innerhalb der Zeltwand standen etliche Gerätschaften mit anscheinend medizinischer Funktion: Überwachungsanlagen, verschlungen anmutende infusionstherapeutische Aufbauten, Roboter mit tentakelförmigen Auswüchsen, an deren Spitzen chirurgisches Besteck saß.
    Alles wirkte beunruhigend untätig.
    »Wie geht es ihm?«, fragte sie.
    Endlich erwachten die Maahks aus ihrer Erstarrung. Sie hatten ihre Schlüsse gezogen und wirkten nun gefasst und aufmerksam.
    »Wie es ihm geht?«, fragte einer der Maahks. »Ich darf die Situation vielleicht kurz erklären.«
     
    *
     
    »Mein Name ist Grek 124.«
    Niedriger Rang, dachte Diamond erschrocken. Keine leitende Position.
    »Wir haben bei diesem Terraner«, er wies überflüssigerweise auf Rhodan, »eine tief gehende, multiple Hitzeverletzung festgestellt. Die Behandlung dieses komplexen Traumas ist komplex.«
    »Er hätte bessere Überlebenschancen, wenn er auf seinem Schiff behandelt würde«, sagte Diamond.
    »Du bist Medotechnikerin?«, erkundigte sich Grek 124.
    »Nein.«
    »Dein Begleiter?«
    »Nein«, sagte Tschubai.
    »Interessante Diagnose«, murmelte der Maahk.
    »Was tut ihr mit ihm?«, wollte Mondra wissen.
    »Alles, was wir können«, sagte Grek 124. »Die Verbrennung reicht sehr tief. Es sind sämtliche Regionen seiner Haut betroffen. Auch tiefer liegendes Gewebe ist irreparabel beschädigt. Der Körper zeigte eine entzündliche Allgemeinreaktion auf die freigesetzten Toxine. Seine Nieren versagten. Multiples Organversagen.«
    »Wie viel Prozent seiner Hautoberfläche sind betroffen?«, unterbrach Tschubai den Vortrag.
    »37 Prozent«, sagte Grek 124.
    Tschubai stöhnte auf.
    »Wie viel wäre tödlich?«, fragte Diamond.
    »Ohne Behandlung: zehn Prozent«, sagte Tschubai leise.
    »Selbstverständlich haben wir eine hinreichende Nierendurchblutung durch angemessene Volumensubstitution gewährleistet. Wir haben einen stabilen Kreislauf zu sichern versucht und ihm Dobutamin und synthetisches Noradrenalin verabreicht, wie sie unsere Instantane Pharmakogeneratoren in aller Eile bereitstellen konnten.
    Wir haben ebenso selbstverständlich eine Wundtoilette vorgenommen. Das nekrotische Gewebe der hitzezertrümmerten Regionen wurde schonend desintegriert und die Wunde mit einer isotonischen Kochsalzlösung ausgespült wie sie für Metabolismen eurer Art taugt.«
    Er machte eine Pause.
    »Das habt ihr gut gemacht«, lobte Diamond. Sie wollte schlucken, aber ihr Mund war zu trocken. »Aber?«
    »Aber leider waren unsere Bemühungen nicht erfolgreich. Der Körper eures Partners zeigte keinerlei Vitalitätszeichen.«
    Er ist tot, dachte Diamond. Ich muss mir das langsam sagen. Ich muss es auswendig lernen. Ich muss ...
    »Man könnte meinen, er sei tot«, sagte Grek 124
    »Könnte man ...« Diamond räusperte sich. »Könnte man auch etwas anderes sagen?«
    Sie spürte, wie der Maahk zögerte. Endlich sprach er: »Man könnte sagen: Dieser Terraner hat sich noch nicht entschieden, ob er lebt oder tot ist. Derzeit ist er beides.«
    Was für ein Wahnsinn, dachte sie. Sie hätte der Aussage von Grek 124 gerne nicht geglaubt, aber in dessen Stimme hatte so viel Überzeugungskraft gelegen, dass ihr kein berechtigter Zweifel blieb.
    »Er ist beides?«, fragte sie nach. »Was heißt das?«
    »Er muss sich entscheiden«, sagte Grek 124.
    »Aber das kann doch nicht so schwer sein«, sagte Diamond leise zu dem Konzept. Das Ausmaß der Verzweiflung in ihrer Stimme erschreckte sie.

Der Teilhaber

    »Dich gehen lassen?« Pral erstarrte förmlich. »Damit würde ich alles zunichtemachen. Dein alter Leib taugt nicht mehr als Bleibe. Du wirst keinen Halt finden. Verwehen. In den metarealen Zonen könntest du weiter existieren. Mach das Netz der Frequenz-Monarchie zu deinem Lebensraum. Bekämpf die Körperlichen mit mir, mit uns, von hier aus.«
    »Nein. Ich will die Fronten nicht verwischen. Die Frequenz-Monarchie ist mein Feind. Ich werde nicht als Schmarotzer in ihrem Konstrukt hausen. Nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher