Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Regency Reality-Show

Regency Reality-Show

Titel: Regency Reality-Show
Autoren: Martina Hertig-Binz
Vom Netzwerk:
gefunden habe. Also muss ich Dir eine lange Geschichte erzählen: Schon als Kind haben mich Stammbäume von Adelsfamilien fasziniert. Deshalb hat Vater mir eines Tages die Dokumente unseres eigenen Stammbaumes überreicht, die viele hundert Jahre zurückreichen. Erst habe ich gebannt den Hauptzweig zurückverfolgt, von dem ich abstamme. Aber immer mehr interessierten mich auch die Nebenzweige und ich fragte mich, was aus deren Nachfahren geworden war.“ Ewans Blick schweifte in die Ferne, als ob er sich selbst als kleinen Jungen sähe und seine Gedanken und Gefühle aus dieser Zeit nochmals durchleben könnte.
    „Erst mit Vaters Hilfe, später auf eigene Faust machte ich mich auf die Suche nach unseren entfernten Verwandten. Knapp ein Duzend Familien konnte ich so aufstöbern. Die meisten davon leben in den USA, eine Familie habe ich in Indien entdeckt und nur einen Mann in Grossbritannien. Er lebt in London und dürfte Dir bekannt sein. Herbert Keller arbeitet seit vielen Jahren für Deinen Grossvater.“
    „Herr Keller ist Dein entfernter Vetter?“ ich schien ungläubig.
    „Seine Ur-Ur-Urgrossmutter war die Schwester des damaligen Earls of Ayrshire.“
    Nun sah er mir wieder direkt in die Augen und schien seine Gedanken neu zu sammeln.
    „Das war bloss eine Randgeschichte, damit Du siehst, wie ich überhaupt dazu kam, Dich zu suchen. Nein – unterbrich mich jetzt nicht, ich werde Dir alles genau der Reihe nach erzählen: Dein Grossvater hatte keine direkten Nachkommen, wusste jedoch von einem Verwandten, den er unbedingt finden wollte. Du kennst bestimmt seine Seite der Geschichte. Als er nun Keller mit der Aufgabe betreute, jemanden anzuheuern, diesen Verwandten aufzustöbern, wandte er sich an mich. Bisher hatte ich noch nie im Auftrag von jemand anderen einen Menschen gesucht, aber ich fühlte mich in meiner Ehre als Hobby-Detektiv bestärkt und nahm die Herausforderung an.“
    Ewans Augen sahen eher traurig in die meinen, als er mir erzählte, wie er vom Tod meiner Eltern erfuhr, leuchteten aber danach umso mehr, als er davon sprach, wie er mich schliesslich gefunden hatte.
    „Tobler schickte mich als eine Art Bodyguard in die Filmkulisse, wo ich sicherstellen sollte, dass Dir nichts geschah. Dieser Auftrag passte mir überhaupt nicht, meine Spezialität war schliesslich das Aufstöbern von Menschen und diese Arbeit war getan. Dass ich schliesslich trotzdem einwilligte, hing vor allem davon ab, dass ich fasziniert war von allem, was ich über Dich in Erfahrung gebracht hatte und darauf brannte, Dich persönlich kennen zu lernen.“
    Mit verschmitztem Lächeln fragte er mich: „Erin nerst Du Dich an unser erstes Zusammentreffen?“
    Sogleich überzog eine sanfte Röte mein Gesicht, wie hätte ich auch die peinliche Szene mit meinem nackten Hintern vergessen können.
    „Da war es um mich geschehen – ich habe mich sogleich Hals über Kopf in Dich verliebt.“
    „Du hast Dich in ein schlammverkrustetes Mädchen mit unkorrekter Bekleidung verliebt?“
    „Ach, Du bist wunderschön, ob mit oder Ohne Schlammkruste im Gesicht. Aber vor allem hat mich Deine Persönlichkeit in den Bann gezogen. Als Du gestern Alexia die Leviten gelesen hast, hattest Du damit völlig recht: Mir sind innere Werte wichtig. Und Du hast davon eine ganze Menge.“
    Unverhofft glitt Ewan vor mir plötzlich auf seine Knie, nahm meine Hände in die seinen und erklärte mir aus tiefstem Herzen seine Liebe. Dabei fischte er eine Schachtel aus der Brusttasche und liess mich einen Blick auf den reich verzierten Ring darin erhaschen.
    „Das war der Verlobungsring meiner Grossmutter. Bitte meine liebe Lea, mache mich zum glücklichsten Menschen auf der Welt und heirate mich.“
    „Habe ich nicht schon gestern zur Heirat zugestimmt?“ meinte ich etwas verdattert.
    „Ja, aber ich wollte es noch richtig machen – ohne die lästigen Kameras und die nervigen Zuschauer. Ich will damit einen Moment schaffen, an den wir uns gerne erinnern und von dem wir unseren Enkeln erzählen können.“
    In seiner knienden Position war er kaum kleiner als ich und so musste ich mich nur leicht bücken, als ich ihn umarmte, ein überschwängliches JA rief und ihn innig küsste.
    Dann liess er die kleine Schachtel nochmals aufklappen. Doch sie war nicht leer, nachdem der Ring nun an meinem Finger steckte. Darin lag eine getrocknete Blüte. Ich sah Ewan fragend an.
    „Du hast bei unserer Hochzeit auf dem Filmset wunderbar ausgesehen und wäre es nach mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher