Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Regency Reality-Show

Regency Reality-Show

Titel: Regency Reality-Show
Autoren: Martina Hertig-Binz
Vom Netzwerk:
dafür eine ganze Woche.“
    Die nächsten Worte sprach er mit einem Lächeln, damit ich sie nicht falsch verstehen und als Schelte auffassen würde: „Heute benötigen wir eher mehr Zeit, weil wir Dich dabei haben. Es freut mich, dass meine Leute sich für Dich interessieren und Dir so viele Fragen stellen – was natürlich einiges an Zeitaufwand kostet.“
    An diesem Nachmittag schafften wir es schliesslich, noch drei weitere Pächter zu besuchen und die beiden Mclean Brüder schienen abends mit dem Erreichten zufrieden.
     
    ***
     
    Das Nachtessen war eine eher ruhige Angelegenheit, weil wir so müde waren und bald darauf zog ich mich auf mein Zimmer zurück. Ich war gerade dabei, mir für die Nacht die Haare zu einem Zopf zu flechten, als es an die Türe klopfte.
    „Darf ich rein kommen?“ Ewan stiess die Tür mit dem Ellenbogen auf, weil er ein voll beladenes Tablett in den Händen hielt.
    „Ich habe Dir hier noch ein paar kleine Leckereien, die Deine Träume versüssen sollen. Es sind alles Erzeugnisse aus Ayrshire, die wir grösstenteils verkaufen und einige davon sogar weltweit exportieren.“
    Interessiert betrachtete ich die zahlreichen Köstlichkeiten. Viele verschiedene Früchte waren dabei, aber auch zwei Flaschen – in mindestens einer davon war bestimmt Whisky, dann hatte es Hart- und Weichkäse, von welchem ich mir ein kleines Stück in den Mund steckte. Dieser Geschmack war mir völlig fremd. Neugierig geworden, griff ich auch nach dem Hartkäse.
    „Die meisten unserer Käsesorten werden aus Schafmilch gemacht. Wir haben grosse Schafherden. Diese Wurst hier ist aus Schaffleisch und natürlich exportieren wir auch die Wolle der Tiere. In zwei Fabriken veredeln wir die Wolle soweit, dass wir fertige Tartans verkaufen können. Vor allem in Lateinamerika haben wir dafür einen lukrativen Absatzmarkt.“
    In den letzten Tagen hatte ich die Gegend von Ayrshire kennen gelernt, Ewan liess mich so oft ich wollte bei ihm im Büro sitzen, während er arbeitete, damit ich mir von seinem Alltag ein Bild machen konnte. Heute hatte ich viele seiner Pächter persönlich getroffen und war Zeuge von seinem menschlichen Umgangston mit seinen Leuten. Jetzt konnte ich anhand dieser Auswahl an Leckereien sehen, was alles produziert wurde. Es waren viele verschiedene Eindrücke, die meine positive Meinung von Ewan nur weiter anhob – wenn das überhaupt möglich war und meine Gefühle weiter vertieften. In nur wenigen Tagen waren er, seine Familie, seine Angestellten, aber auch die ganze Gegend und das Anwesen mit den vielen Tieren richtig an mein Herz gewachsen.
    „Danke – nicht nur für die Häppchen“, ich wies auf das Tablett, das er inzwischen auf die Kommode gestellt hatte. „Ich danke Dir für die schöne Zeit, die ich hier verbringen darf. Ist das alles echt, ist das was ich hier erlebe, Dein normales Leben, Dein Alltag? Oder versuchst Du die Tage mit besonders interessanter Abwechslung zu füllen?“
    „Im Moment arbeiten wir eher mehr als gewöhnlich. Natürlich sind unsere Arbeitszeiten auch von der Saison abhängig. Aber jetzt haben wir so viel zu tun, weil wir einige Wochen weg waren und dann auch noch wegen Vaters Tod. Bald wird sich aber alles normalisiert haben, dann werde ich mehr Zeit finden, um mit Dir privat auszureiten, wir können abends ausgehen oder mit Grant und den anderen im Ballsaal Basketball spielen.“
    „Ewan Mclean – ich mag Dich, ich mag Dich so, wie Du in Wirklichkeit bist.“
    Auf eine solche Deklaration hatte er in den letzten Tagen gewartet, innbrünstig gehofft und als er die ersehnten Worte nun endlich von mir hörten, kullerte ihm eine einzelne Träne über die stoppelige Wange. Mit einem tiefen Seufzer packte er mich und küsste mich, bevor er mich zum Bett trug und Anstalten machte, jedes Fleckchen Haut an mir zu küssen.
    Bevor er mir den Pullover über den Kopf ziehen konnte, stoppte ich ihn.
    „Warte, ich habe noch ein, zwei Fragen.“ In seinen Augen konnte ich seine nur schwer kontrollierte Erregung sehen, was in mir ein warmes Gefühl der Freude auslöste. Aber trotz dem kaum zu bändigenden Feuer rollte er von mir runter und stütze lässig den Kopf in einer Hand auf.
    „Welche Fragen schwirren in Deinem wunderschönen Kopf herum?“
    „Wie siehst Du unsere Zukunft?“
    „Wir werden heiraten.“
    „In ferner Zukunft oder eher in naher?“
    „Heute bin ich zu müde – wie wäre es mit morgen?“ Ich lachte laut auf.
    „Also eher in naher Zukunft.“
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher