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Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Titel: Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
Autoren: Brian Jacques
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schaffte, den Mäuserich gegen die Wand zu drücken, dann konnte er ihn vielleicht mit der Eisenstange erdrosseln. Cluny spreizte seine Beine und strengte sich gewaltig an. Er spürte, wie der Atem mühsam in seiner Brust rasselte; er musste einfach gewinnen! Die Stimme hatte ihm verheißen, dass er den Krieger nach dem heutigen Sonnenuntergang nie mehr wiedersehen würde. Die Prophezeiung sollte sich ein für alle Mal erfüllen.
    Unbarmherzig nutzte er seine größere Körperkraft, um den jungen Mäuserich zurückzutreiben. Sie waren nur noch wenige Zentimeter von der Wand entfernt, da erkannte Matthias, was Cluny vorhatte. Wenn er erst einmal mit dem Rücken an der Wand stand, war er verloren. Es gab nur einen möglichen Ausweg. Matthias schwankte plötzlich zur Seite und ließ sich auf den Rücken fallen. Dann trat er mit seinen Füßen so heftig zu, dass Cluny mit einem Krachen gegen die Wand geschleudert wurde. Matthias machte einen Satz über Cluny hinweg und hechtete die Wendeltreppe hinauf ins Dunkel des Glockenstuhls.
    Cluny lag an der Wand und keuchte schwer. Dennoch schaffte er es, ein böses, pfeifendes Gelächter von sich zu geben.
    »Da oben gibt es keinen Ausgang, Mäuserich«, rief er. »Ich komme hinter dir her. Du bist schon so gut wie tot.«
    Matthias antwortete nicht. Er saß erschöpft im dunklen Glockenstuhl und ließ seine Beine über der schweren, hölzernen Glockenachse baumeln. Im Untergeschoss lehnte Cluny sich währenddessen in der Hocke gegen die Wand, heilfroh, eine Verschnaufpause einlegen zu können. Unter der staubigen Treppe fing Pater Hugo plötzlich an zu niesen.
    Mit triumphierendem Gelächter packte Cluny den kleinen, dicken Pater am Schwanz und zerrte ihn aus seinem Versteck.
    »Da schau her, Mäuserich!«, rief er aus. »Sieh mal, ich habe mir deinen kleinen, fetten Freund geschnappt. Ha, ha, da werde ich die Treppe wohl gar nicht mehr hinaufklettern müssen. Wirf das Schwert herunter oder ich spieße ihn auf wie einen Lolli.« Matthias saß oben im Gebälk und blickte hinunter. Er konnte sehen, dass Cluny weit unter ihm auf dem Boden hockte und Pater Hugo den Speer unter das Kinn hielt.
    Cluny bewegte die Spitze mit einem leichten Ruck aufwärts. Hugo gab ein gequältes Gurgeln von sich. »Siehst du? Ich brauche nur ein wenig stärker zuzustoßen und schon ist er tot. Jetzt wirf dein Schwert herunter und sieh zu, dass du selber zügig hinterherkommst.«
    Matthias spähte über den Rand der Josefsglocke.
    »In Ordnung, Ratte, du hast gewonnen. Aber woher weiß ich denn, dass du dein Wort hältst? Lass erst den Pater gehen, ich schwöre bei meiner Ehre als Krieger, dass ich dann herunterkommen werde.«
    Cluny grinste verschlagen. Da war er wieder, der alberne Ehrenkodex der Krieger! Aber für ihn kam so ein Gefasel nicht infrage: Er hatte gewonnen!
    »Geh mir aus den Augen, du wehleidiger kleiner Tropf«, krächzte er und stieß Pater Hugo von sich. Der verängstigte Mäuserich machte einen Satz zurück unter die Treppe. Cluny stand mitten im Raum und strengte sein Auge an, um Matthias im Glockenstuhl sehen zu können. Blut tropfte aus den dutzenden von Wunden, die der Mäusekrieger ihm im Verlauf ihres Kampfes beigebracht hatte. Aber jetzt wusste er, dass er gewonnen hatte; die Stimme hatte Recht behalten; schon bald würde er das Ende des Mäusekriegers erleben.
    »Nun komm schon herunter, Mäuserich, Cluny die Geißel wartet auf dich«, rief er.
    Matthias stellte sich auf den hölzernen Balken. Mit einem mächtigen Hieb des uralten, von vielen Schlachten gezeichneten Schwertes durchtrennte er das Seil, an dem die Josefsglocke hing.
    Sie schien für einen Moment in der Luft zu schweben, dann rauschte sie herab wie ein gewaltiger Stein.
    Cluny blieb wie angewurzelt stehen, sein Auge starrte unverwandt nach oben. Noch bevor er Zeit hatte, darüber nachzudenken, war es bereits zu spät …
    GONGG!!!
    Die Josefsglocke tat ihren letzten, gewaltigen Glockenschlag. Das kolossale Metallgewicht zerschmetterte Cluny die Geißel auf dem Steinfußboden des Glockenturmes.
     
    Müde stieg Matthias der Krieger mit dem Schwert in der Hand die Wendeltreppe herab. Er holte den schluchzenden kleinen Pater aus seinem Versteck heraus. Gemeinsam standen sie da und starrten die Josefsglocke an. Sie war mitten entzweigebrochen und unter ihren Trümmern schauten nur eine blutige Klaue und ein zerschmetterter Schwanz heraus.
    Matthias sagte: »Ich habe mein Versprechen gehalten, Cluny. Ich bin
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