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Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Titel: Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
Autoren: Brian Jacques
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sagte mir, dass ich an diesem Tag noch vor der Abenddämmerung für immer von allen meinen Albträumen befreit werden würde. Na, was sagst du dazu?«
    Martin hörte nicht auf, unerschrocken auf Cluny herabzulächeln. Der Kriegsherr peitschte mit seinem Schwanz und der Knall störte die Stille des Großen Saales. Die Gleichgültigkeit des Kriegers ärgerte Cluny maßlos.
    »Von diesem Tag an wird man diesen Raum den Saal der Geißel nennen«, rief er wie von Sinnen. »Nie wieder wird die Abtei den Namen Redwall tragen, sie wird von nun an Clunys Schloss heißen! Nichts wird mehr so bleiben, wie es ist!«
    Der Kriegsherr bekam einen rasenden Wutanfall, stampfte durch den Saal und peitschte knallend mit seinem Schwanz auf die Schatten ein, während er immerfort neue Namen erfand, die er laut herausschrie und deren Echo von den Wänden auf ihn zurückprallte.
    »Die Große Nagemauer!«
    »Der See des Ertrinkens!«
    »Das Feld der toten Mäuse!«
    »Frettchentor, Hermelingarten, Wieselglocke. Hahahahaha!«
     
    Draußen saßen die gefangenen Waldbewohner im Gras und hörten, wie das irre Gelächter von Cluny aus der Abtei schallte. Bei dem Gedanken an ihr unabwendbares Schicksal lief ihnen unwillkürlich ein Schauer über den Rücken. Er ließ sie warten, steigerte die Spannung ins Unermessliche, genoss ihr Leid und kostete den von ihm errungenen Triumph des Bösen aus.
    Abt Mortimer schaute zum Himmel hinauf.
    »Bald wird der Morgen grauen«, sagte er traurig.
    Eine Schlägerratte stieß ihn heftig zu Boden.
    »Halt deine blöde Klappe, alter Tattergreis«, knurrte sie gehässig.
    Jessica Eichhorn schmetterte den brutalen Kerl mit beiden Füßen nieder und verpasste ihm mit ihren kräftigen Zähnen eine tiefe Bisswunde im Rücken. Sofort stürzten sich mehrere Ratten auf Jessica. Sie zerrten die Eichhörnchenfrau von ihrem kreischenden Rattenkumpan herunter und schlugen mit den Enden ihrer Speere und den Griffen ihrer Entermesser auf sie ein.
    »Lasst sie in Ruhe, ihr Feiglinge!«, rief Herr Eichhorn, der Mühe hatte, den Schweigenden Sam zurückzuhalten. »In der Meute seid ihr stark, aber wenn meine Jessica ihre Pfoten frei hätte, dann würdet ihr einen Riesenbogen um sie machen, ihr Gesindel, auch wenn ihr doppelt so viele wärt!«
    Der ehrwürdige Abt erhob sich mühsam auf die Knie. »Bitte, ich flehe euch an, kämpft nicht um meinetwillen. Sie sind im Vorteil. Ihr werdet nur den Kürzeren ziehen und verletzt werden.«
    »Ach, welch wahre Worte, Euer Ehr’n«, sagte Zapfentöter, während er Platz für den Stuhl des Abtes schaffte. »Nehmt meinen Rat an und bleibt ruhig sitzen, bis mein Käpten rauskommt. Macht es Euch nich schwerer, als es sowieso schon is. Das pflegte mein altes Mütterchen immer zu sagen.«
    »Ach du liebe Güte, hätte nicht gedacht, dass ein Dummschwätzer wie du überhaupt je eine Mutter hatte«, schnaubte Basilius voller Verachtung.
    Zapfentöter gackerte und schlug sich auf die Schenkel. »Na, wen ham wir denn da, bist du nich der große Witzbold von Hase? Dann lass mich dir mal was sagen, mein feiner, vornehmer Kavalier: Wenn Cluny dich erst mal durch die Mangel gedreht hat, dann wirst du nich mal mehr halb so witzig sein. Nein, mein Herr!«
    Die Gefangenen hockten niedergeschlagen im Gras des Abteihofes und warteten auf das Morgengrauen und das Erscheinen von Cluny der Geißel.

 
56
     
    Kriegsfeder und Roy-Ahoi mussten Matthias geradezu zwingen, eine Pause einzulegen. Der junge Mäuserich war im Schnellschritt vorausgeeilt und von der jenseitigen Grenze des Waldes von Mossflower aus die ganze Nacht durchmarschiert. Der Guerilla-Spitzmäuserich konnte kaum Schritt halten. Er war weder so groß wie Matthias noch konnte er fliegen wie das Spatzenmädchen. Er rang nach Luft und blieb immer mehrere Meter hinter Matthias zurück, stolperte aber fest entschlossen weiter. Kriegsfeder bekam allmählich zu spüren, was es hieß, bei Nacht längere Strecken im Tiefflug zu flattern. Sie musste im Wald unablässig den Bäumen und Büschen ausweichen, was viel anstrengender war als ein freier, ungehinderter Flug hoch oben in der Luft. Nur Matthias behielt hartnäckig sein ungestümes Tempo bei. Es gab nichts, was ihn aufhalten konnte. Das schwere Schwert hatte er an einer Schnur von seiner Schulter hängen. Es schlug unablässig gegen seinen Körper, während seine Beine voraneilten. Sein Atem ging heftig. Seine Gefährten waren sich der Zeitnot, in der sie sich befanden, durchaus bewusst,
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