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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman
Autoren: Tom Clancy
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drei Pistolenschüsse krachten. Es war einer jener Augenblicke, in denen die Erde in ihrer Drehung stockte, Herz und Lunge aussetzten, und der Geist für den Bruchteil einer Sekunde vollkommen klar war. Jacks Blick wandte sich in die Richtung, aus der die Schüsse gekommen waren. Dort war der Heilige Vater, und auf seiner schneeweißen Soutane leuchtete ein roter Fleck, groß wie ein Fünfzig-Cent-Stück, mitten auf der Brust. Sein Gesicht spiegelte den Schock, obwohl er noch nicht verstanden hatte, was geschehen war, obwohl er noch keinen Schmerz spürte. Doch sein Körper gab bereits nach, wankte, fiel nach links und sackte zusammen.
    Es erforderte Ryans ganze Willenskraft, nicht den Abzug zu drücken. Stattdessen riss er dem Fremden mit der Linken die Pistole aus der Hand. »Bleib stehen, du Scheißkerl! Keinen Schritt, dreh dich nicht um, mach einfach gar nichts. Tom!«, rief er zum Schluss mit lauter Stimme.
    »Hier Sparrow. Sie haben ihn, sie haben den Schützen. Er liegt auf dem Boden, so um die zehn Leute sind über ihm. Der Papst ist zwei, wahrscheinlich aber drei Mal getroffen worden.«
    Die Menge zeigte zwei gegensätzliche Reaktionen. Die Menschen in der Nähe des Schützen warfen sich über ihn wie Katzen über eine einzige unglückselige Maus. Wer immer geschossen hatte, er war unter einer Traube von Touristen verschwunden. Die Menschen in der Nähe von Ryan zogen sich dagegen zurück – ziemlich langsam eigentlich…
    »Jack, lassen Sie uns unseren Freund von hier fortbringen.« Das war Sharp.
    Die drei Männer bewegten sich in Richtung des Weges, den Ryan für den möglichen Fluchtweg gehalten hatte.
    »Sharp an alle. Wir haben Strokow in unserer Gewalt. Verlassen Sie das Areal auf getrennten Wegen. Wir treffen uns in der Botschaft.«
    Kurz darauf hatten sie Sharps Bentley erreicht. Ryan stieg mit dem Bulgaren hinten ein.
    Strokow fühlte sich offenbar schon deutlich besser. »Was soll das? Ich bin Angehöriger der bulgarischen Botschaft und ...«
    »Das haben Sie schon einmal behauptet, Mann. Im Augenblick sind Sie Gast der Regierung Ihrer Majestät von Großbritannien.
Seien Sie ein guter Junge und rühren Sie sich nicht, oder mein Freund wird Sie erledigen.«
    »Interessantes Werkzeug der Diplomatie«, stellte Ryan fest und hob die Waffe, die er Strokow abgenommen hatte – Ostblock-Ware, mit einem großen, klobigen Schalldämpfer versehen, der auf den Lauf geschraubt war. Der Kerl hatte mit Sicherheit vorgehabt, jemanden damit zu erschießen.
    Aber wen? Ryan war plötzlich unsicher geworden.
    »Tom?«
    »Ja, Jack?«
    »Da lag mehr im Argen als vermutet.«
    »Da haben Sie wohl Recht«, stimmte Sharp zu. »Aber damit werden sich andere befassen müssen.«
    Die Fahrt zurück zur Botschaft führte Ryan ein Sharp’sches Talent vor Augen, das er bei ihm gar nicht vermutet hatte. Sharp wusste bestens mit seinem Wagen umzugehen. Er raste davon, als gelte es, bei einem Autorennen möglichst viel Treibstoff zu verfeuern. Mit kreischenden Reifen kam er schließlich in einer Lücke auf dem kleinen Parkplatz neben der Botschaft zu stehen. Die drei Männer betraten das Gebäude durch eine Seitentür und gelangten von dort in das Untergeschoss. Von Ryan gedeckt, durchsuchte Sharp den Bulgaren und stieß ihn dann auf einen Holzstuhl.
    »Oberst Strokow, Sie werden für den Mord an Georgi Markow Rechenschaft ablegen«, sagte Sharp. »Wir sind schon seit Jahren hinter Ihnen her.«
    Strokows Augen wurden groß wie Teller. Tom Sharp zündete im Kopf noch schneller als ein von ihm gesteuerter Bentley.
    »Was meinen Sie?«
    »Das will ich Ihnen sagen. Wir haben hier Fotos. Darauf sehen wir Sie in Heathrow, nachdem Sie unseren lieben Freund auf der Westminster Bridge umgebracht haben. Der Yard war Ihnen dicht auf den Fersen, alter Junge, aber ein paar Minuten bevor die Beamten den Haftbefehl in Händen hatten, konnten Sie entwischen. Ihr Pech, denn nun ist es an uns, Sie festzusetzen. Wir sind längst nicht so zivilisiert wie die Kollegen vom Yard, Oberst. Sie haben auf britischem Boden einen Mord begangen. Ihre Majestät die Königin schätzt so etwas nicht.«
    »Aber …«

    »Warum machen wir uns eigentlich die Mühe, mit dem Scheißkerl zu sprechen?«, fiel Jack ein. »Wir haben doch unsere Befehle, oder?«
    »Geduld, Jack, Geduld. Der wird uns nicht davonlaufen, nicht wahr?«
    »Ich möchte mit meiner Botschaft telefonieren«, sagte Strokow mit reichlich schwacher Stimme. Jedenfalls kam sie Ryan schwach
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