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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman
Autoren: Tom Clancy
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angewiesen, und James
Greer war daran besonders interessiert. Die blauen Offiziersuniformen hingen noch immer in seinem Kleiderschrank.
    »Noch etwas?« Moore ergriff erneut das Wort.
    »Hat schon mal jemand darüber nachgedacht, wie verzweifelt die Russen sein müssen? Ich meine, klar, der Papst war in gewisser Hinsicht eine politische Bedrohung für sie – ich gehe davon aus, dass sich daran nichts geändert hat –, aber das war eine wirklich idiotische Operation, oder?«, fragte Jack. »Sieht so aus, als ob sie noch verzweifelter sind, als wir es für möglich gehalten haben. Wir sollten in der Lage sein, das auszunutzen.« Die Mischung aus Alkohol und Erschöpfung erleichterte es Ryan, seine Gedanken offen auszusprechen. Und auf diesem Gedanken kaute er schon seit zwölf Stunden herum.
    »Wie denn?«, fragte Ritter und rief sich ins Gedächtnis, dass Ryan eine Koryphäe in Wirtschaftsfragen war.
    »Eins ist sicher: Die katholische Kirche wird nicht sehr glücklich sein. Es gibt in Osteuropa viele Katholiken. Das ist das Kapital, das wir nutzen könnten. Wenn wir uns der Kirche geschickt annähern, wird sie vielleicht mit uns kooperieren. Die Kirche ist groß im Vergeben, sicher, aber zuerst muss man zur Beichte gehen.«
    Moore hob eine Augenbraue.
    »Und noch etwas: Ich habe mal die wirtschaftliche Situation dort drüben unter die Lupe genommen. Die ist ziemlich wackelig, wackeliger, als unsere Leute glauben, Admiral«, wandte sich Jack an seinen direkten Vorgesetzten.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Sir, unsere Jungs schauen sich doch die offiziellen Wirtschaftsberichte an, die für Moskau bestimmt sind, nicht wahr?«
    »Es ist schon Schwerstarbeit, die überhaupt in die Finger zu bekommen«, bestätigte Moore.
    »Chef, warum glauben wir eigentlich, was dort steht?«, fragte Ryan. »Nur weil sie für das Politbüro bestimmt sind? Wir wissen doch, dass sie uns belügen wie ihre eigenen Leute auch. Warum sollten sie nicht auch sich selbst belügen? Wenn ich Prüfer bei der Börsenaufsicht wäre, könnte ich sicher einen ganzen Haufen Leute ins Bundesgefängnis von Allenwood schicken. Was sie behaupten zu besitzen, deckt sich nicht mit unseren Erkenntnissen über die tatsächlichen Verhältnisse. Ihre Wirtschaft steht auf der Kippe, und
wenn es nur noch ein wenig schlechter für sie läuft, fällt alles in sich zusammen.«
    »Wie können wir das ausnutzen?«, fragte Ritter. Vor vier Tagen erst hatte sein eigenes Analystenteam etwas ganz Ähnliches geäußert, doch nicht einmal Judge Moore wusste davon.
    »Wie kommen sie zum Beispiel an Devisen?«
    »Durch Öl«, antwortete Greer. Die Russen exportierten ebenso viel Öl wie die Saudis.
    »Und wer kontrolliert die Preise auf dem Weltmarkt?«
    »Die OPEC.«
    »Und wer kontrolliert die OPEC?« Ryan ließ nicht locker.
    »Die Saudis.«
    »Sind die nicht unsere Freunde? Wir sollten die UdSSR als ein Übernahmeprojekt betrachten, so wie wir das bei Merryll Lynch getan haben. Da verbergen sich riesige Werte, die einfach nur schlecht verwaltet werden. Das ist doch nicht schwer zu erkennen.« Selbst für den nicht, der von einem langen Tag, einem achttausend Kilometer langen Flug und allzu viel Alkohol so angeschlagen ist wie ich, ergänzte Ryan im Stillen. Bei der CIA gab es eine Menge kluger Leute, aber sie dachten einfach zu eingleisig. »Gibt es denn niemanden, der mal über den Tellerrand schaut?«
    »Bob?«, fragte Moore.
    Ritter erwärmte sich von Minute zu Minute mehr für den jungen Analysten. »Ryan, haben Sie jemals Edgar Allan Poe gelesen?«
    »In der Highschool«, antwortete Ryan leicht verwirrt.
    »Was halten Sie von der Geschichte DIE MASKE DES ROTEN TODES?«
    »Das ist doch irgendwas über eine Seuche, die einen Maskenball ruiniert, stimmt’s?«
    »Ruhen Sie sich erst mal aus. Bevor Sie morgen nach London zurückfliegen, werden Sie aber noch etwas erfahren.«
    »Ausruhen – liebend gern. Wo darf ich denn für die Nacht zusammenbrechen?«, fragte Ryan und ließ damit die anderen wissen, dass er tatsächlich kurz vor einem Kollaps stand.
    »Wir haben für Sie ein Zimmer im Marriot reserviert. Für die anderen auch. Der Wagen wartet am Eingang. Na los, gehen Sie schon«, sagte Moore.

    »Vielleicht ist er ja doch keine Niete«, sagte Ritter, nachdem Ryan gegangen war.
    »Robert, es ist schön zu sehen, dass Sie stark genug sind, Ihre Meinung zu ändern«, stellte Greer lächelnd fest. Dann griff er nach Moores ureigenster Büroflasche mit dem teuren
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