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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman
Autoren: Tom Clancy
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vor.
    »Und dann will er einen Anwalt«, stellte Sharp amüsiert fest. »In London hätten Sie einen Rechtsbeistand haben können, aber wir sind nicht in London, alter Junge, oder sehen Sie das anders?«
    »Und wir sind nicht vom Scotland Yard«, fügte Jack hinzu und tutete damit ins gleiche Horn. »Ich hätte ihn schon an der Kirche erledigen sollen, Tom.«
    Sharp schüttelte den Kopf. »Zu viel Lärm. Besser, wir lassen ihn einfach… verschwinden, Jack. Ich bin sicher, dass Georgi Verständnis dafür hätte.«
    Strokows Miene zeigte deutlich, dass er nicht daran gewöhnt war, dass Männer in derartiger Weise über sein zukünftiges Schicksal sprachen. Er selbst kannte solche Vorgänge nur aus der anderen Perspektive und stellte im Stillen fest, dass es einfacher war, den Mutigen zu geben, wenn man derjenige war, der die Waffe in der Hand hielt.
    »Also, ich wollte ihn ja gar nicht umbringen, Tom, sondern ihm nur einen kleinen Schuss in die Wirbelsäule unterhalb der Taille verpassen und ihn damit für den Rest seines Lebens in einen Rollstuhl verfrachten, inkontinent wie einen Säugling. Was glauben Sie: Wie loyal wird sich seine Regierung ihm gegenüber verhalten?«
    Sharp kicherte bei dieser Vorstellung. »Loyal? Die Dirzhavna Surgurnost? Bitte, Jack! Bleiben Sie ernst. Die werden ihn ins Krankenhaus stecken, wahrscheinlich in eine psychiatrische Klinik, und wenn er Glück hat, wischt man ihm dort ein oder zwei Mal am Tag den Hintern ab.«
    Der Hieb saß, das sah Ryan deutlich. Keiner der Dienste des Ostblocks demonstrierte eine ausgeprägte Loyalität, selbst denen gegenüber nicht, die viel Loyalität gegenüber den Mächtigen bewiesen hatten. Strokow wusste das genau. Nein, hatte man den Karren erst in den Dreck gefahren, war man selbst nicht mehr als
ein Stück Abfall, und die Freunde lösten sich in Luft auf wie der Morgendunst.
    »Wie dem auch sei … während Boris und ich uns über die Zukunft unterhalten, dürfen Sie Ihr Flugzeug nicht verpassen«, sagte Sharp. Das war in Ordnung. Ryan sollte die improvisierten Linien verlassen. »Grüßen Sie Sir Basil von mir.«
    »Mach ich, Tommy.«
    Mit diesen Worten verließ Ryan den Raum und holte tief Luft. Mick King und die anderen warteten auf ihn. Irgendjemand hatte bereits seine Taschen gepackt, und der Minibus der Botschaft wartete darauf, die Männer zum Flughafen zu bringen. Dort stand eine Boeing 727 der British Airways bereit, die sie gerade noch rechtzeitig erreichten, alle mit Erster-Klasse-Tickets ausgestattet.
    Ryan saß während des Fluges neben King. »Was zur Hölle fangen wir nur mit ihm an?«, fragte er seinen Nachbarn.
    »Mit Strokow? Gute Frage«, gab Mick zurück. »Sind Sie sicher, dass Sie die Antwort tatsächlich wissen wollen?«

32. Kapitel
MASKENBALL
    Auf dem zweistündigen Flug zurück nach Heathrow belohnte sich Ryan mit drei Miniaturflaschen Single Malt Scotch – vor allem deshalb, weil sonst nichts Hartes an Bord erhältlich war. Seine Flugangst hatte sich irgendwie in den Hintergrund zurückgezogen. Dazu kam, dass der Flug so glatt verlief, dass man den Eindruck haben konnte, die Maschine hätte gar nicht von der Rollbahn abgehoben. Doch Ryan hatte den Kopf ohnehin voller anderer Sorgen.
    »Was ist schief gelaufen, Mick?«, fragte er, als sie über die Alpen flogen.
    »Unser Freund Strokow hatte gar nicht vor, den Anschlag selbst auszuführen. Er hat jemand anders damit beauftragt zu schießen.«
    »Warum trug er dann eine Waffe mit Schalldämpfer bei sich?«
    »Wollen Sie meine Vermutung hören? Ich würde darauf wetten, dass er plante, den Attentäter zu erschießen, sich dann unter die Leute zu mischen und die Flucht zu ergreifen. Man kann den Menschen immer nur vor den Kopf schauen, Jack«, fügte Mick hinzu.
    »Also haben wir versagt«, stellte Ryan fest.
    »Vielleicht. Das hängt davon ab, wohin die Kugeln geflogen sind. John sagte, dass eine in den Körper eingedrungen ist, eine zweite in die Hand oder in den Arm, und die dritte war vielleicht ein Irrläufer oder im schlimmsten Fall ein Streifschuss. Ob der Papst nun überlebt oder nicht, liegt allein in der Macht der Chirurgen, die ihn jetzt in der Mangel haben.« King zuckte mit den Achseln. »Wir sind jedenfalls draußen, mein Freund.«
    »Mist.« Ryan atmete ruhig.

    »Sie haben doch Ihr Bestes gegeben, Sir John?«
    Ryans Kopf zuckte herum. »Ja… selbstverständlich. Wie wir alle.«
    »Und mehr kann ein Mann nicht tun, oder? Jack, ich bin … wie lange? … seit
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