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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman
Autoren: Tom Clancy
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dafür gekommen war … Vielleicht wählte der Herr aber auch geeignete Instrumente, die derartige
Aufgaben für ihn erledigten … Vielleicht sogar ein Ex-Mitglied des Marine Corps der Vereinigten Staaten von Amerika…
    Mittag. Es wurde langsam warm. Wie war es hier wohl in den Tagen der alten Römer, als es noch keine Klimaanlagen gab? Nun, die Römer kannten es nicht anders, und der menschliche Körper passte sich an seine Umgebung an – der Grund dafür liege im Rückenmark, hatte Cathy Jack einmal erklärt. Es wäre bequemer gewesen, die Jacke auszuziehen, aber das durfte er wegen der Pistole nicht, die in seinem Gürtel steckte. Straßenverkäufer waren in der Nähe und verkauften kalte Getränke und Eiskrem. Wie die Geldwechsler im Tempel? fragte sich Jack. Wahrscheinlich nicht. Die Priester warfen sie jedenfalls nicht hinaus. War dieser Job vielleicht eine gute Gelegenheit für den Killer, sich anzuschleichen? Doch nun war es zu spät, darüber zu spekulieren. Die Männer hatten sich schon an anderen Stellen verteilt. Ryan warf einen Blick in die Gesichter der Verkäufer, doch keines glich dem auf dem Foto, von dem er einen kleinen Abzug in seiner Linken hielt. Das Miststück hatte sich wahrscheinlich verkleidet. Alles andere wäre dumm gewesen, und Strokow war bestimmt nicht dumm. Jedenfalls nicht in beruflicher Hinsicht. Aber auch Verkleidungen konnten nicht alles verbergen. Haarlänge und -farbe, sicher, die waren zu verändern, aber nicht die Körpergröße. Was war mit der Gesichtsbehaarung? Also: Ausschau halten nach einem Typen mit Bart oder Schnäuzer. Ryan wandte sich um und ließ den Blick über die Piazza schweifen. Nichts, nichts Auffälliges.
    Es blieb noch eine halbe Stunde. Die Menge summte, die Menschen sprachen ein Dutzend oder noch mehr verschiedene Sprachen. Ryan erblickte Touristen und Gläubige aus vielen Ländern. Blonde Menschen aus Skandinavien, dunkelhäutige Afrikaner und Asiaten. Einige waren ganz offensichtlich Amerikaner. Nur einen Bulgaren konnte er nicht entdecken. Aber wie sahen Bulgaren überhaupt aus?
    »Sparrow, hier Ryan. Irgendwas entdeckt?«, fragte Jack ins Mikrofon.
    »Negativ«, antwortete die Stimme in sein Ohr. »Ich überwache die Menge um Sie herum. Keine Auffälligkeiten.«
    »Roger.«
    »Wenn er hier ist, hat er sich unsichtbar gemacht«, sagte Sharp neben Ryan. Sie standen knapp zehn Meter von den Absperrgittern
entfernt, die für die wöchentliche Rundfahrt des Papstes auf der Piazza aufgestellt worden waren. Die Gitter machten einen soliden Eindruck. Wahrscheinlich mussten drei oder vier Männer zupacken, um die einzelnen Elemente vom Laster zu hieven. Jack entdeckte, dass seine Gedanken manchmal auf Wanderschaft gingen. Dem galt es entgegenzuwirken. Ich muss die Menge im Auge behalten, schärfte er sich ein.
    Hier sind einfach viel zu viele Gesichter! entgegnete sein zweites Ich verärgert. Und sobald der Mistkerl den Platz betreten hat, wird er sich schön geduckt halten.
    »Tom, was halten Sie davon, wenn wir uns nach vorn schieben und mal an den Absperrungen entlanggehen?«
    »Gute Idee«, stimmte Sharp sofort zu.
    Es war schwierig, aber nicht unmöglich, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. Ryan warf erneut einen Blick auf die Uhr. Fünfzehn Minuten noch. Die Menschen drängten nun gegen die Absperrungen. Der Glaube aus dem Mittelalter, dass die bloße Berührung eines Geistlichen von Krankheit heilen oder ein günstiges Schicksal herbeiführen konnte, hatte die Jahrhunderte offenbar überlebt – um wie viel erfolgversprechender war dieser Glaube erst, wenn es sich bei dem Geistlichen sogar um den Pontifex maximus handelte? Es gab unter diesen Menschen sicherlich Krebskranke, die Gott um ein Wunder anflehten. Vielleicht geschahen solche Wunder immer noch. Ärzte sprachen von spontaner Selbstheilung und schrieben dies biologischen Vorgängen zu, die sie noch nicht verstanden. Vielleicht waren es aber auch wirkliche Wunder – für die Betroffenen gab es daran sicherlich keinen Zweifel.
    Die Menschen drängten sich immer weiter nach vorn, Blicke richteten sich auf die Front der Kirche.
    »Sharp, Ryan, hier Sparrow! Mögliches Ziel, etwa sechs Meter links von euch. Drei Reihen hinter dem Gitter. Blauer Mantel.« Ryans Kopfhörer knisterte. Ohne auf Sharp zu achten, ging er in die angegebene Richtung. Es war schwierig, sich durch die drängende Menge zu schieben, aber dies hier war mit dem Gewühl in der New Yorker U-Bahn noch nicht zu
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