Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
Pistole fiel.
    »Okay«, sagte er in sein Mikrofon. »Hier ist Ryan. Wer ist sonst noch im Netz?«
    »King, auf Position.«
    »Ray Stones, auf Position.«
    »Parker, auf Position.« Phil Parker, der als Letzter aus London gekommen war, hatte Stellung in der Seitenstraße bezogen.
    »Tom Sharp hier mit Ryan. Alle fünfzehn Minuten überprüfen wir die Funkgeräte. Informiert uns sofort, wenn ihr nur die kleinste Kleinigkeit entdeckt. Over .« Dann wandte Sharp sich an Ryan. »So, das ist erledigt.«
    »Gut.« Jack warf einen Blick auf seine Uhr. Es würde noch Stunden dauern, bis der Papst erschien. Was tat der Mann jetzt? Er schien ein Frühaufsteher zu sein. Zweifellos würde er jeden Tag zuerst eine Messe lesen wie jeder andere katholische Priester auf der Welt auch. Das war vermutlich der wichtigste Teil der allmorgendlichen Routine und erinnerte ihn immer wieder aufs Neue daran, wer er eigentlich war – ein Priester, der sich dem Dienst an Gott verschrieben hatte.
    Jack rief sich seine Zeit beim USMC ins Gedächtnis. Auf dem Hubschrauberträger, auf dem er über den Atlantik kreuzte, wurden jeden Sonntag Messen abgehalten, und dazu wurde der kirchliche Wimpel gehisst. Er wehte über dem nationalen Hoheitszeichen. Auf diese Weise erkannte die Navy an, dass es eine höhere Loyalität gab als die des Einzelnen gegenüber seinem Heimatland. Diese Loyalität galt Gott – der einzigen Macht, die größer war als die der Vereinigten Staaten von Amerika. Das spürte Jack auch hier und jetzt, während er eine Schusswaffe bei sich trug. Er spürte es wie eine Last auf seinen Schultern. Es gab Menschen, die den Tod des Papstes wünschten – des Stellvertreters Gottes auf Erden. Und plötzlich erschien ihm dies wie ein ungeheuerlicher Angriff. Selbst der übelste Straßenkriminelle ließ normalerweise einen Priester, einen Pfarrer oder einen Rabbi laufen, denn es mochte ja tatsächlich einen Gott dort oben geben. Wozu dessen Personal hier auf Erden Schaden zufügen? Wie viel mehr musste es den Allmächtigen aufbringen, wenn sein erster Repräsentant auf dem Planeten Erde ums Leben gebracht wurde? Der Papst war ein Mann, der wahrscheinlich
kein einziges Mal in seinem Leben einem Menschen etwas zuleide getan hatte. Die katholische Kirche war sicherlich keine vollkommene Einrichtung – nichts, was ausschließlich von Menschen geführt wurde, war das und würde es jemals sein. Aber sie war gegründet auf den Glauben an den allmächtigen Gott und in all ihrem Tun der Liebe und Barmherzigkeit verpflichtet.
    Doch dadurch wähnte sich die Sowjetunion bedroht. Gab es überhaupt einen besseren Beweis dafür, wer die bösen Buben auf der Welt waren? Ryan hatte als Soldat einen Eid darauf geschworen, die Feinde seines Heimatlandes zu bekämpfen. Doch hier und jetzt schwor er sich, auch gegen Gottes Feinde zu kämpfen. Der KGB kannte keine höhere Macht als die der Partei, der er gerade diente, und dadurch erklärte er sich selbst zum Feind der gesamten Menschheit – war denn der Mensch etwa nicht nach Gottes Ebenbild geschaffen worden? Jedenfalls nicht nach Lenins und nicht nach Stalins … sondern nach Gottes Bild.
    Für Ryan verging die Zeit sehr langsam. Auch der ständige Blick auf die Uhr änderte nichts daran. Ohne Unterlass strömten Menschen auf die Piazza, nicht in großen Gruppen, sondern eher wie die Zuschauer eines Baseball-Spiels, einzeln oder paarweise oder in kleinen Familien. Viele Kinder waren darunter, sogar Kleinkinder, die von ihren Müttern getragen wurden, oder Kinder in Begleitung von Nonnen, die bestimmt an einem Klassenausflug teilnahmen und den Pontifex maximus mit eigenen Augen sehen wollten. Diese Bezeichnung stammte von den Römern, die schon damals in einem Priester den Pontifex – den Brückenbauer – zwischen den Menschen und dem gesehen hatten, was größer als sie selbst war.
    Stellvertreter Christi auf Erden, diese Worte klangen immer wieder in Jacks Ohr. Dieser Strokow, dieser Scheißkerl … der hätte selbst Jesus höchstpersönlich umgebracht. Ein neuer Pontius Pilatus, wenn nicht selbst der Unterdrücker, so doch der Repräsentant der Unterdrücker, war hier, um Gott mitten ins Gesicht zu spucken. Natürlich konnte er Gott keinen Schaden zufügen. Niemand hatte solche Macht, doch ein Angriff auf eine von Gottes Institutionen und einen Vertreter seines irdischen Personals war mehr des Üblen als genug. Gott war derjenige, der solche Leute für ihre Taten bestrafte, wenn die Zeit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher