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Rebellische Herzen

Rebellische Herzen

Titel: Rebellische Herzen
Autoren: Christina Dodd
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wissen ja sicher, wie pedantisch Mrs. Morden auf Umgangsformen achtet. Hoffentlich hat er nicht alles ruiniert!«
    Austinpark Manor verschwand hinter einer Baumgruppe und kam nach einer weiteren Kurve gerade vor ihnen wieder in Sicht.
    Unter dem Säulenvorbau stand ein Mann.
    Dass er groß und breitschultrig war, erkannte Charlotte bereits aus der Entfernung. Er schien der Inbegriff maskuliner Stärke zu sein. Oder besser gesagt, ein Affront gegen die englische Zivilisation.
    Als sie näher kamen, bemerkte Charlotte die kräftigen Hände, die er zu Fäusten geballt und in die Hüften gestemmt hatte. Die Schultern waren geradezu enorm, und auch das weiße Hemd konnte die Brustmuskeln nicht verbergen. Ebenso wenig wie die Hose seine männliche Potenz; ganz Gegenteil, die aufgesetzten Knöpfe und der eng anliegende Schnitt betonten sie noch zusätzlich.
    Er wirkte wie ein Mann, der sein Territorium abgesteckt hatte. Vermutlich war er Adornas neuer Ehemann, auch wenn sie keinen erwähnt hatte, oder ein Verwandter. Besagter Stewart möglicherweise, von dem Adorna gerade gesprochen hatte.
    Der Wind zerzauste die unerhört lange Mähne. Er war blond – so blond wie Adorna. Charlotte konnte einfach nicht aufhören, die Haare dieses Wilden anzustarren.
    Als die Kutsche zum Halten kam, zeigte er ein breites Lächeln und lief auf sie zu. Und jetzt entdeckte Charlotte etwas, das sie bislang übersehen hatte. Sein Versuch, einigermaßen kultiviert zu wirken, war kläglich gescheitert.
    Er hatte keine Schuhe an.
    Das durfte doch einfach nicht wahr sein. Charlotte konnte sich die Frage nicht länger verkneifen. »Wer ist das?«
    »Mein Sohn.« Adorna betrachtete ihn nachdenklich, während sie darauf wartete, dass Skeets die kleine Treppe herausklappte, und ihr beim Aussteigen half. »Mein Sohn Wynter, der von den Toten auferstanden ist, um mir das Leben zur Hölle zu machen.«

Kapitel 3
    »Aber er ist doch tot!«, platzte Charlotte heraus. Dieser Ausrutscher hätte sie, die niemals etwas Unüberlegtes sagte, eigentlich warnen müssen, welchen überwältigenden Einfluss Wynter auf ihr weiteres Leben haben würde. Doch sie war plötzlich viel zu aufgeregt, um irgendetwas zu bemerken.
    Adorna stieg aus der Kutsche und ging die flachen Stufen hinauf, um Wynter in die Arme zu nehmen. »Mein lieber junge, was hast du jetzt schon wieder angerichtet?«
    Er beugte sich zu ihr hinunter, drückte ihr einen liebevollen Kuss auf die Wange und antwortete mit einem kaum wahrnehmbaren, exotischen Akzent, den Charlotte nur mit Anstrengung überhaupt heraushörte: »Ich habe den Männern erklärt, dass sie ihre Frauen fester an die Kandare nehmen müssen.«
    Bei seinen ersten Worten starb Charlottes alte Schwärmerei für Wynter einen so schmerzlosen Tod, dass sie es gar nicht recht bemerkte.
    »Wynter, wie konntest du dir in Mrs. Mordens Anwesenheit etwas Derartiges herausnehmen? Sie wähnt sich über jeden Tadel erhaben, und die Mordens sind reich und hoch stehend genug, dass Mrs. Morden sich eine eigene Meinung erlauben kann.«
    Wynter dachte kurz nach. »Eigentlich war es besonders Lady Howard, die sich von mir angegriffen gefühlt hat. Diese Viper versuchte doch tatsächlich, unter den Augen ihres Mannes mit mir zu flirten.«
    Charlotte gab vor, nichts von alledem zu hören.
    »In England werden die Frauen nicht weggesperrt«, sagte Adorna. »Und ein Flirt ist durchaus gestattet.«
    »Und das soll schicklich sein?«
    Adorna legte den Kopf zur Seite und überlegte, wie sie ihrem Sohn die Feinheiten des englischen Gesellschaftslebens verständlich machen konnte. »Nun, vielleicht nicht, wenn eine der Parteien verheiratet ist, aber -«
    »Welches
aber soll
es da geben? Entweder es schickt sich oder es schickt sich eben nicht.« Er drehte sich zu Charlotte um, die sich, mit der Reisetasche unter dem Arm, von Skeets aus der Kutsche helfen ließ. »Was halten Sie davon?«
    Charlotte
hielt
zunächst einmal jeden Mann, der barfuß herumlief, seine Haare wie eine Frau trug und es nicht schaffte, sich das Hemd bis zum Hals zuzuknöpfen, für nicht berechtigt, andere zu kritisieren. Das zu sagen, verbot ihr aber der Anstand. Also verschränkte sie stattdessen die Arme vor der Brust.
»Was Sie
oder ich davon halten, spielt keine Rolle. Das Einzige, was zählt, ist der freundliche Umgang mit Jedem Gast.«
    »Genau. Wenn in der Wüste jemand nicht gastfreundlich aufgenommen wird, dann endet es damit, dass ihm Sonne und Sand das Gerippe bleichen.« Er
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