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Rebellen der Ewigkeit

Rebellen der Ewigkeit

Titel: Rebellen der Ewigkeit
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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hatte sie noch nie gesessen.
    »Einen Kakao mit Sahne bitte.« Bressler sprach leise in das Revers seines Sakkos. Valerie suchte nach dem Mikrofon, konnte aber nichts erkennen.
    »So, Frau ...?« Bressler legte die Hände vor sich auf den leeren Schreibtisch und blickte sie fragend an.
    »D’Abaldo. Valerie D’Abaldo.« Unwillkürlich richtete Valerie sich in ihrem Stuhl auf. »Mit großem D und Apostroph«, fügte sie an.
    Bressler machte eine Bewegung, und ein Teil der Tischplatte schob sich auseinander, um einen in den Tisch eingelassenen Bildschirm freizugeben. Bressler tippte ein paar Mal auf den Monitor und sah dann wieder hoch.
    »Valerie D’Abaldo, wohnhaft Hafenstraße 27?«
    Valerie starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Wir sind mit dem System des Einwohnermeldeamtes verbunden«, lächelte Bressler. »Das macht den ganzen Prozess viel einfacher – für Sie und für uns.«
    Valerie nickte stumm. Ein junges Mädchen, kaum älter als sie, tauchte mit einem Tablett in der Hand neben ihr auf. Sie legte eine Serviette auf den Tisch und platzierte darauf eine Tasse dampfenden Kakaos mit Sahne darauf. Dann verschwand sie so lautlos, wie sie gekommen war.
    »Frisch zubereitet.« Bressler deutete auf die Tasse. »Wir rösten unsere Kaffeebohnen selbst. Und für unseren Kakao verwenden wir nur echte Schokolade, die wir schmelzen und mit Milch verrühren. Kosten Sie mal.«
    Vorsichtig führte Valerie die Tasse zum Mund und nippte daran. Der Kakao war wirklich außergewöhnlich lecker. Sie stellte das Getränk wieder zurück und wischte sich mit der Hand die Sahne ab, die ihr unter der Nase hängen geblieben war.
    »Und?« Bressler machte den Eindruck, als sei er ernsthaft an ihrer Meinung interessiert.
    »Wirklich sehr gut«, bestätigte Valerie.
    Der junge Mann nickte lächelnd. Er warf einen Blick auf den Bildschirm. »Sie sind siebzehn Jahre alt und damit voll geschäftsfähig, Frau D’Abaldo«, kehrte er zum Geschäftlichen zurück. »Dann können wir ja jetzt Ihre Lebenserwartung prüfen.«
    Er tippte auf den Bildschirm, und vor Valerie hob sich ein zigarettenschachtelgroßes Gebilde aus der Tischplatte. Es war aus grauem Metall und hatte an der Oberfläche eine Einbuchtung mit einem schmalen Schlitz am Boden.
    »Bevor wir Ihnen Lebensjahre abkaufen, müssen wir sichergehen, dass Sie noch mindestens vierzig Jahre vor sich haben«, erklärte Bressler, der Valeries fragenden Blick bemerkt hatte. »Dazu verpflichtet uns der Gesetzgeber. Außerdem wollen wir natürlich wissen, ob Sie irgendwelche schweren Krankheiten haben, die bislang noch nicht zutage getreten sind. Die ganze Untersuchung machen wir mit diesem kleinen Kasten hier.«
    »Wie funktioniert das?«, fragte Valerie zaghaft.
    »Ganz einfach: Sie legen Ihren rechten Zeigefinger in die Mulde. Darunter befindet sich ein Scanner, der die Zellschichten Ihrer Haut analysiert. In der Rille befinden sich ein winziges Messer und eine ebenso winzige Nadel. Die entnehmen Ihrem Finger einen Tropfen Blut und eine Handvoll Zellen zur weiteren Untersuchung. Das Ganze ist völlig schmerzlos und dauert nur wenige Sekunden.«
    Bressler sah sie auffordernd an. Langsam hob Valerie ihren Arm von der Sessellehne und legte ihren Zeigefinger in die Mulde. Sofort zogen sich die Wände der Einbuchtung zusammen und nahmen ihn fest in den Griff. Das kam so überraschend, dass Valerie ihren Finger fast wieder zurückgezogen hätte.
    »Ein intelligentes Material.« Bressler deutete auf den Kasten. »Passt sich automatisch der jeweiligen Fingergröße an. So erzielen wir sofort beim ersten Mal die gewünschten Resultate.«
    Valerie wartete darauf, dass etwas geschah, aber sie spürte nichts. Bressler blickte erneut auf seinen Bildschirm. Er nickte befriedigt.
    »Das war’s schon. Kurz und schmerzlos, oder?«
    Der Apparat weitete sich und gab ihren Finger wieder frei. »Ich habe überhaupt nichts gespürt«, wunderte sich Valerie. Sie betrachtete ihre Fingerkuppe, konnte aber kein Einstichloch erkennen.
    »Wir verwenden ein sehr effektives lokales Anästhetikum.« Bressler studierte den Bildschirm. Valerie nahm noch einen Schluck von ihrem Kakao.
    »Ist das alles?«, fragte sie.
    Bressler nickte. »Die Maschine extrahiert Ihre DNS aus den entnommenen Zellen und vergleicht sie mit den Daten in unserer Genom-Datenbank. Daraus berechnet sie dann, wie es mit Ihrem Erbgut aussieht und wie hoch Ihre Lebenserwartung ist. Und das alles in Echtzeit. Betrachten Sie es wie eine kostenlose
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