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Rebellen der Ewigkeit

Rebellen der Ewigkeit

Titel: Rebellen der Ewigkeit
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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am Bein verletzt hatte. Es war besser, kein Risiko einzugehen. Wenn er es zu seinem Auto schaffte, hatte sie keine Chance. Amanda riss ihr vollgestopftes Handschuhfach auf. Ohne hinzusehen, fegte sie CDs, Papiere und anderen Kram, der sich im Laufe der Zeit darin angesammelt hatte, auf den Fahrzeugboden, bis sie den Griff des Schraubenziehers in der Hand spürte.
    Sie lief zu dem Sportwagen und beugte sich über den rechten Vorderreifen. Mit voller Wucht rammte sie den Schraubenzieher in den Reifen. Sofort zog sie ihn wieder heraus und hieb ihn erneut in den Gummi. Ein beruhigendes Zischen war die Antwort. Sie wiederholte den Vorgang beim Hinterrad.
    Weiter wollte sie ihr Glück nicht auf die Probe stellen. Sie rannte zu ihrem Auto zurück, warf den Schraubenzieher auf den Beifahrersitz, startete den Motor und trat das Gaspedal voll durch. Mit einem protestierenden Ächzen beschleunigte der kleine Wagen, und wenige Sekunden später hatte sie den Hof verlassen.
    Amanda wusste, dass sie von nun an nirgendwo mehr sicher sein würde.

 

1.
    Der Empfang war völlig anders, als Valerie sich das vorgestellt hatte.
    Sie hatte die gigantische Halle mit ihren prächtigen Marmorsäulen nur zögernd betreten und stand jetzt gleich neben der hohen Eingangstür. Von dort aus konnte sie den gesamten Raum überblicken und im Notfall schnell wieder verschwinden.
    An der gegenüberliegenden Wand des Saales waren, jeweils im Abstand von etwa fünf Metern, zwölf große Schreibtische aus glatt poliertem Stein aufgereiht. Auf der ihr zugewandten Seite befanden sich dunkelgrüne Ledersessel, von denen die Hälfte von Leuten besetzt waren, die ähnlich schlicht gekleidet waren wie sie. Das waren die Verkäufer.
    Ihnen gegenüber saßen junge Männer oder Frauen mit kurz geschnittenen Haaren. Sie trugen weiße Hemden oder Blusen, dunkelrote Krawatten oder Halstücher und darüber dunkelblaue Jacken mit einem gelben Emblem auf der Brust. Das waren die Käufer.
    Am Ende des Saales hing eine gewaltige Sanduhr an der Wand. Sie musste mindestens eine Tonne Sand enthalten. Der gläserne Behälter war auf einer drehbaren Scheibe montiert. Valerie fragte sich, wie lange es wohl dauern mochte, bis sie einmal durchgelaufen war. Die Sanduhr, das wusste sie, war das Firmenzeichen von Tempus Fugit . Sie symbolisierte anschaulich das unaufhörliche Verrinnen der Zeit, dem das Unternehmen seinen Erfolg zu verdanken hatte.
    Der Saal war riesig. Valerie kam sich so verloren vor wie eine Ameise in einem Schuhkarton – falls Ameisen zu einer solchen Emotion überhaupt fähig waren. Sie fühlte sich nicht wohl in dieser Umgebung. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen herzukommen.
    Unbehaglich trat Valerie von einem Fuß auf den anderen. Sollte sie sich einfach an einen der leeren Schreibtische setzen und warten? Nirgendwo gab es ein Schild oder einen Hinweis, wie das hier funktionierte. Sie hatte den Eindruck, dass alle sie beobachteten, obwohl niemand die Augen auf sie gerichtet hatte.
    Valerie fasste einen Entschluss. Sie machte kehrt und wollte das Gebäude gerade wieder verlassen, als sie jemand von der Seite ansprach. Sie zuckte zusammen, denn sie hatte nicht gemerkt, wie sich der Mann ihr genähert hatte.
    »Herzlich willkommen bei Tempus Fugit .« Er strahlte sie mit unnatürlich weißen Zähnen an.
    »Guten ... guten Tag«, stammelte Valerie. Der junge Mann trug die gleiche Arbeitsuniform wie seine Kolleginnen und Kollegen.
    »Mein Name ist Richard Bressler. Kann ich Ihnen behilflich sein?« Das Strahlen saß wie angegossen auf seinem Gesicht.
    »Ich ... ich möchte ... wegen der Zeit ...« Valerie war noch immer etwas verwirrt durch die überraschende Ansprache. Verlegen fasste sie mit der rechten Hand ihren linken Oberarm, so als ob sie sich schützen wollte.
    »Sie möchten Zeit verkaufen? Deshalb sind wir hier.« Der Mann wies auf einen der unbesetzten Schreibtische. »Kommen Sie doch mit. Im Sitzen lässt es sich besser reden.«
    Während er sie quer durch den Saal geleitete, warf Valerie einen verstohlenen Blick über die Schulter, konnte aber keine Tür entdecken. Wie hatte er es nur angestellt, sich ihr so lautlos zu nähern?
    »Bitte, nehmen Sie Platz.« Sie hatten den Schreibtisch erreicht. Bressler ließ sich auf der anderen Seite nieder. »Möchten Sie etwas trinken? Einen Kaffee, Cappuccino, Kakao oder ein Kaltgetränk?«
    »Ein Kakao wäre nicht schlecht«, murmelte Valerie, während sie in dem Ledersessel versank. So komfortabel
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