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Rebellen der Ewigkeit

Rebellen der Ewigkeit

Titel: Rebellen der Ewigkeit
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Vorsorgeuntersuchung, die Ihnen sonst niemand bieten kann.«
    Er lehnte sich wieder über den Bildschirm. »Ihre Werte sehen sehr gut aus. An wie viele Jahre dachten Sie denn?«
    Valerie schluckte. Mit dieser Frage hatte sie sich die letzten Wochen immer wieder beschäftigt, ohne eine Antwort darauf gefunden zu haben.
    Bressler schien ihr Zögern nicht weiter zu stören. »Die Mindestanzahl, die wir kaufen, sind fünf Jahre«, fuhr er fort. »Das Maximum, das uns der Gesetzgeber vorschreibt, sind zwanzig Jahre. Kennen Sie unsere Preisstruktur?«
    Valerie schüttelte den Kopf. »Nicht im Detail.«
    Bressler holte ein laminiertes Blatt unter dem Schreibtisch hervor und schob es ihr hin.
    »Wenn Sie uns fünf Jahre verkaufen, erhalten Sie für jedes Jahr 20.000, also insgesamt 100.000. Verkaufen Sie uns mehr, dann greift unsere Mengenstaffel.« Er beugte sich vor und deutete mit seinem Zeigefinger auf eine Tabelle. »Für jedes zusätzliche Jahr erhalten Sie einen Extrabonus von zehn Prozent. Für das sechste Jahr zahlen wir also 22.000, für das siebte 24.200 und so weiter. Die Werte haben wir hier aufgeführt. Wenn Sie bereit sind, uns die Höchstzahl von zwanzig Jahren zu verkaufen, bekommen Sie noch einen weiteren Bonus in Höhe von 50.000.«
    Valerie studierte die Zahlen. Zehn Jahre, das wären rund 233.000. Mehr als genug Geld für ihre Zwecke.
    »Ich möchte Sie noch darauf hinweisen, dass wir eine strikte Einmal-Politik verfolgen«, unterbrach Bressler ihre Gedanken. »Das heißt, wir kaufen von jedem Kunden nur einmal Zeit an. Sie können also nicht heute fünf Jahre verkaufen und dann in ein paar Jahren wiederkommen, um den Prozess zu wiederholen. Das Geschäft, das wir heute machen, wird das einzige zwischen Ihnen und Tempus Fugit sein.«
    Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und überließ sie ihren Gedanken. Für sich alleine wäre Valerie mit dem Honorar für fünf Jahre locker ausgekommen. Aber wenn sie an die Situation ihrer Mutter dachte, sah die Sache ganz anders aus. Wenn sie ihr helfen wollte, dann würde sie sich schon für zehn Jahre entscheiden müssen.
    Sie schob Bressler das laminierte Blatt zurück. »Zehn Jahre«, sagte sie.
    »Sehr gut.« Er ließ die Preisliste wieder unter dem Schreibtisch verschwinden. »Das hätte ich Ihnen auch empfohlen. Sie sind jung und haben noch viele Jahre vor sich. Da werden Sie das fehlende Jahrzehnt kaum bemerken.«
    Valerie war sich nicht sicher, ob er das wirklich meinte oder ob es nur einer seiner auswendig gelernten Verkaufssprüche war. Aber das war ihr jetzt gleichgültig. Sie wollte die Aktion so schnell wie möglich hinter sich bringen.
    Bressler tippte wieder auf seinem Bildschirm herum. Ein leises Surren ertönte und aus einem nahezu unsichtbaren Schlitz in der Schreibtischoberfläche schoben sich mehrere Blatt Papier hervor.
    »Das ist Ihr Vertrag«, erklärte Bressler. Er nahm die obersten zwei Blätter und reichte sie ihr über den Tisch. In seiner Hand erschien wie durch Zauberei ein Kugelschreiber, den er vor sie hinlegte.
    »Nach der Unterschrift haben Sie vierzehn Tage Zeit, von der Abmachung zurückzutreten. Sie erhalten nach Unterzeichnung direkt einen Vorschuss von 10.000. Falls Sie vom Vertrag zurücktreten, ist der Betrag natürlich zurückzuzahlen. Wenn Sie bei Ihrem Verkaufsentschluss bleiben, dann kommen Sie in drei Wochen einfach wieder und wir komplettieren die Transaktion.«
    »Das wollte ich noch fragen«, sagte Valerie. »Diese ... Transaktion ... wie funktioniert die? Ist das schmerzhaft? Eine größere Operation?«
    Bressler lachte. »Nein, nein, ganz und gar nicht. Sie verbringen drei Minuten liegend in einem geschlossenen Zylinder – das ist alles. Sie hören und spüren absolut nichts, während wir Ihnen die Lebenszeit abziehen, die anschließend in einer unserer Zeitbatterien gespeichert wird. Ich kann das beurteilen: Wir Verkäufer müssen uns alle dem Prozess unterziehen, damit wir unseren Kunden aus erster Hand davon erzählen können. Ich verspreche Ihnen, Sie werden überhaupt nichts merken.«
    Valerie nickte. »Okay.« Sie nahm den Kugelschreiber und unterschrieb die beiden Formulare, ohne sie durchzulesen.
    »Vielen Dank.« Bressler nahm eines der Blätter entgegen und ließ das andere vor ihr liegen. »Das ist Ihre Kopie.«
    Er studierte erneut den Bildschirm. »So, nun wollen wir mal nach einem freien Termin gucken. Hmm … Ich würde sagen, Sie kommen am 23. wieder, wenn Ihnen das passt?«
    »Klar, kein Problem.«
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