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Rebellen der Ewigkeit

Rebellen der Ewigkeit

Titel: Rebellen der Ewigkeit
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Karelia eine Spezialistin für eilige Aufträge war. Wenn andere noch abwogen, ob sie einen Job annehmen sollten oder nicht, steckte sie bereits mitten in der Arbeit.
    An diesem Tag war es um ihre Zeit besonders knapp bestellt. Sie musste spätestens um elf Uhr im Gericht sein, um ihrem Klienten die Beweise vorzulegen, die er benötigte, um seine Klage erfolgreich durchzufechten. Und weil besagter Klient die Staatsanwaltschaft war und weil sie über die besagten Beweise im Augenblick, also eine Stunde vor dem Termin, noch nicht verfügte, war Karelia Simms verständlicherweise unruhig.
    Ihren Besucher ließ sie davon nichts spüren. Das unablässige Tappen ihres rechten Fußes konnte sie wunderbar hinter ihrem Schreibtisch vor seinen Blicken verbergen.
    »Sie sind also hier als Vertreter von Tempus Fugit «, wiederholte sie, mehr, weil sie seinen letzten Sätzen nicht zugehört hatte als aus wirklicher Wissbegierde. Der Mann hatte sich gleich bei seinem Eintreten als Mitarbeiter jenes außergewöhnlichen Unternehmens vorgestellt, dessen Erfindung die Welt revolutioniert hatte. Ob zum Besseren oder Schlechteren, das war eine Frage des Standpunkts. Karelia tendierte eher zur zweiten Alternative, ließ sich das ihrem Besucher gegenüber allerdings nicht anmerken.
    Der Mann war in den Fünfzigern und ausgesprochen gut gekleidet. Er trug einen hellgrauen Nadelstreifenanzug, den er sicher nicht von der Stange gekauft hatte. In der Weste darunter blinkte eine goldene Uhrenkette, eine bewusst altmodische Note für einen hochrangigen Mitarbeiter eines Hightech-Unternehmens. Seine Füße steckten in feinsten Lederschuhen, und sein Hemd sah aus, als sei es soeben frisch gebügelt aus einer der besten Hemdenschneidereien der Welt gekommen.
    Er hatte Karelia bei seinem Eintreten seine Visitenkarte gegeben, die jetzt vor ihr auf dem Schreibtisch lag. Sie warf zum wiederholten Mal einen Blick darauf. Martin Grech stand da und darunter CIO . Das war, bis auf das Logo von Tempus Fugit , alles. CIO war die Abkürzung von Chief Information Officer . Grech war also der oberste Kommunikationsverantwortliche des Unternehmens.
    Er strich sich mit einer erkennbar manikürten Hand über das akkurat gelegte graue Haar, ohne es dabei wirklich zu berühren. Seine schmalen Lippen wurden bei Karelias Worten noch dünner, und in seinen stahlblauen, kalten Augen konnte sie die Verachtung erkennen, die er ihr entgegenbrachte. Aus eigenem Entschluss war er sicherlich nicht hier, und das ließ er sie auch spüren.
    »Frau Simms, ich habe keine Zeit für Wiederholungen. Der Grund für meine Anwesenheit ist so ernst, dass er keinerlei Zeitverschwendung duldet. Sie sind mir als eine der fähigsten Privatdetektivinnen der Stadt empfohlen worden, und ich bitte Sie, diesem Ruf auch gerecht zu werden.« Er machte eine kleine Pause und zupfte sich eine imaginäre Falte aus seiner Hose.
    Karelia hatte nicht übel Lust, diesem aufgeblasenen Gockel die Meinung zu sagen. Aber ihre Vernunft und ihr kaufmännischer Instinkt rieten ihr, einen Repräsentanten von Tempus Fugit nicht zu verärgern. Das konnte sich auf ihr Geschäft nachteilig auswirken.
    »Nun, dann kommen Sie zur Sache«, ermunterte sie ihren Gast.
    Grech beugte sich zur Seite und öffnete den kleinen, schwarzen Lederkoffer, mit dem er gekommen war. Er zog ein mehrseitiges Dokument hervor, das er ihr über den Schreibtisch reichte.
    »Bevor ich Ihnen irgendetwas erzähle, seien Sie doch bitte so freundlich und unterzeichnen diese Verschwiegenheitserklärung«, sagte er.
    Karelia zog die Augenbrauen hoch. »Verschwiegenheit ist bei registrierten Privatdetektiven Pflicht«, erwiderte sie. »In der Hinsicht sind wir wie Ärzte oder Anwälte. Dazu benötigen Sie keine gesonderte Erklärung.«
    »In diesem Fall schon«, insistierte er. »Es handelt sich um eine Angelegenheit von derartiger Tragweite, dass wir es für erforderlich halten, jede nur mögliche Vorsichtsmaßregel zu treffen.«
    Karelia seufzte. Das Dokument bestand aus acht eng bedruckten Seiten, die sie nur oberflächlich überflog. Sie blätterte bis zur letzten Seite und setzte ihre Unterschrift auf eine gestrichelte Linie, unter der ihr Name stand. Dann reichte sie Grech die Erklärung zurück.
    »Bitte sehr. Ich hoffe nur, ich habe jetzt nicht eine Bestellung für ein Zeitschriftenabonnement unterschrieben.«
    Wie zu erwarten, zeigte Grech keinerlei Reaktion. Sie hatte schon vermutet, dass Humor für einen Burschen dieses Kalibers ein
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