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Rebella - Alpenblues & Huettenflirt

Rebella - Alpenblues & Huettenflirt

Titel: Rebella - Alpenblues & Huettenflirt
Autoren: Stefanie Erlenbach
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fülle noch mal nach. Mit dem Kelch in der Hand drehe ich mich langsam um meine eigene Achse, bis mein Blick an einem Plakat hängen bleibt. Newcomer Contest steht in roten Buchstaben über dem verwackelten Foto einer Rockband. Dasselbe Plakat klebt auch in meinem Zimmer an der Wand. Denn das war der Abend, an dem Simon und ich uns kennengelernt haben.
    Ich war mies drauf an diesem Tag. Ich hatte zum zweiten Mal eine Fünf in Englisch nach Hause gebracht und meine Mutter war stinksauer auf mich. Nur unter der Bedingung, dass ich gleich am nächsten Tag mit dem Büffeln anfinge, ließ sie mich mit Maja ausgehen. So läuft das immer bei meiner Mom: Ich darf eine Menge, solange ich die Schule nicht schleifen lasse. Vertrauen, lautet ihre Erziehungsmaxime. Aber das Vertrauen endet da, wo die schlechten Noten anfangen. Wahrscheinlich hätte ich mich tags drauf sogar tatsächlich mit Vokabellernen abgemüht, wenn ich nicht an besagtem Abend Simon getroffen hätte. Stattdessen habe ich, während ich über meinem Englischbuch saß, nur von dem süßen Simon geträumt.
    Seine Band war die letzte, die auftrat, und mit Abstand die beste. Bis dahin hatte ich grummelnd an der Bar gehockt, weil ich die Musik nicht mochte, gelangweilt an einer Cola genippt und Majas Versuche abgewehrt, mich auf die Tanzfläche zu zerren. Doch in dem Moment, als Simon auf die Bühne kam und sich hinter sein Schlagzeug setzte, machte etwas in mir »klick«, und ich konnte nicht mehr aufhören, ihn anzustarren. Er sah aber auch einfach toll aus mit seinen hochgestylten schwarzen Haaren, den durchdringenden blauen Augen und dem engen Shirt mit Band-Logo, das über seinen Muskeln spannte, während er die Drums bearbeitete.
    Simons Band Vision gewann den Wettbewerb, den der Club ausgeschrieben hatte, und plötzlich stand Simon neben mir an der Bar und drückte mir mit den Worten »Zeit, mit den Groupies zu feiern« ein Glas in die Hand. Wie peinlich! Ihm musste aufgefallen sein, dass ich meine Augen nicht von ihm abwenden konnte. Doch Simon schien das nicht zu stören. Im Gegenteil.
    Den Rest des Abends wich dieser Wahnsinnstyp nicht von meiner Seite. Er stellte mich all seinen Kumpels vor und wirkte dabei so stolz, als hätte er einen Sechser im Lotto gewonnen. Und so, wie er mich aus seinen knallblauen Augen anschaute, kam ich mir wirklich vor wie ein Hauptgewinn. Als er mich schließlich küsste und sein cooler Dreitagebart über mein Kinn kratzte, fuhr das Blut in meinen Adern Achterbahn, und ich wünschte mir, dass der Kuss niemals enden würde.
    So fing das alles an mit uns. Und seither hatte ich nicht erst einmal das Gefühl, in einer superschnellen Achterbahn mit mindestens drei Loopings zu sitzen. Mit Simon zusammen zu sein, ist aufregend und immer wieder überraschend. Er ist der spontanste Mensch, den ich kenne. Ich finde das spannend, obwohl ich normalerweise eine richtige Planungsfetischistin bin.
    »Niki, mach dich locker«, sagt Simon oft zu mir. Eine solche Aktion wie heute Abend ist normalerweise gar nicht mein Ding. (Und um ehrlich zu sein, stammt das Gesamtkonzept eigentlich von Maja!) Aber ich glaube, Simon wird es gefallen. Und für ihn mache ich das gern!
    Es ist kurz vor Mitternacht. Ich wanke ein wenig, als ich zum Bett zurückkehre. Alkohol vertrage ich nicht so gut, was vermutlich daran liegt, dass ich fast nie etwas trinke. Und jetzt gleich zwei Gläser hintereinander, noch dazu auf leeren Magen … Mein Kopf fühlt sich schon ganz watteweich an. Müde falle ich auf die Matratze, greife nach der Decke und ziehe sie bis zum Kinn hoch. Hmm, die riecht nach Simon. Ich schließe die Augen. Nur für ein paar Sekunden. Simon muss jetzt jeden Moment kommen. Ich stelle mir vor, wie er seine Lippen auf meine drückt, seine Zunge mit meiner spielt, seine Hand über meinen Rücken streicht, über meinen Bauch …
    »Hier stinkt es ja erbärmlich!«
    Ich fahre hoch, als mich eine laute Stimme aus dem Schlaf reißt. Das Deckenlicht flammt grell auf. Ich muss die Augen zusammenkneifen.
    »Niki, was ist denn hier los?«, höre ich Simons Stimme. Er klingt wütend. Warum klingt er wütend? Er sollte überrascht klingen. Freudig überrascht!
    Ich öffne die Augen, doch etwas versperrt mir die Sicht. Ich fuchtele mir mit der Hand im Gesicht herum, bis ich das rote Samtband zu fassen bekomme, das ich mir früher am Abend in meine braunen Locken geschlungen habe. Mit einem Schleifchen. Ein Geschenkbändchen um Simons Geburtstagsgeschenk – also
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