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Rebella - Alpenblues & Huettenflirt

Rebella - Alpenblues & Huettenflirt

Titel: Rebella - Alpenblues & Huettenflirt
Autoren: Stefanie Erlenbach
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Meister im Davonlaufen. Dabei hätte sie ihm gerne tausend Sachen gesagt, wenn er ihr nur einen Augenblick Zeit gegeben hätte. Wie elend sie sich gefühlt hatte, zum Beispiel, und wie sich jetzt die Hoffnung in ihr ausbreitete. Sie hätte ihm gerne gesagt, dass ihr Herz gleich explodieren würde und dass er seine Chance bekommen würde und dass Toni und Mr Perfect absolut nichts miteinander zu tun hatten. Also echt, sie einfach so mitten auf dem Weg zu überfallen. Ihr Mund stand noch immer offen, als sich Theresa mit unglücklichem Gesicht aus dem Kamin schob und jammerte: »Das verzeihe ich mir nie. Jetzt habe ich euer Gespräch gestört. Aber ich konnte unmöglich auch nur eine Sekunde länger warten, eingeklemmt, wie ich war. Und jetzt fotografiert mich Luca nicht mal.« Sie klopfte sich die Kleidung ab und betrachtete Sara. »Mund zu. Das sieht dämlich aus. Was hat Luca gesagt? Er wirkte gerade etwas durch den Wind«, fragte sie neugierig.
    »Jetzt ist er total durchgeknallt«, flüsterte Sara. »Der hat sie nicht mehr alle.« Verwirrt blinzelte sie Theresa an. »Nein, du hast nicht gestört. Du kannst nichts dafür. Lass uns schnell weitergehen.«

Es war ein guter Platz – wenn Sara Glück hatte, brauchte es eine ganze Weile, bis sie auf dem Dach der Hütte entdeckt wurde. Sie lehnte sich an den Schornstein und schaute in die Ferne und hörte zum ersten Mal seit Tagen ihre Lieblingsmusik aus ihrem iPod, den sie heimlich herausgekramt hatte. Diese unglaubliche Panoramasicht würde ihr am meisten fehlen. Klar, das eigentliche Leben in den Bergen fand in den Tälern statt, die oft von beklemmender Enge waren. Berge konnten bedrückend sein und Schatten werfen, die in das Leben eindrangen wie unliebsame Geister. Waren sie deshalb hier alle so anders als zu Hause? Verzaubert, wie sich Benno ausgedrückt hatte?
    Sogar mit ihren besten Freundinnen Theresa und Nele hatte sie gute wie schlechte Überraschungen erlebt. Benno, der ihr fett, faul und großmäulig erschienen war und bei dem sie nie einen starken Willen vermutet hätte, bis er sich ihr schließlich anvertraut hatte. Marisa, die Tim vielleicht das Selbstbewusstsein geben würde, das er brauchte. Oder Eric – machomäßiger Türstehertyp – , der Nele so tief beeindruckt hatte, dass er ihr Herz gewonnen hatte. Vor allem aber Luca und sie. War hier nicht der größte Zauber überhaupt geschehen?
    Sara gab sich der Musik hin. Merkwürdig, wie wenig sie die ständige Berieselung vermisst hatte. Die Stille reichte vollkommen aus. Das Keuchen des eigenen Atems. Das Lauschen, ob irgendwo ein Bach den Berg hinunterschoss oder ob Wind aufkam, der eine Wetteränderung bedeuten konnte. Aber jetzt genoss Sara die sanften ersten Takte ihres Lieblingssongs, es war genau das, was sie brauchte. Die Musik führte sie in ihr normales Leben zurück mit seinen ganzen schönen und unschönen Seiten – und damit auch zu ihren überflüssigen Geschwistern. Lachen würde sie zukünftig über die und ihre blöden Scherze.
    »Sara?« Erschrocken zuckte sie zusammen. Sie wollte aufspringen, geriet ins Straucheln und fing sich im letzten Augenblick.
    »Hier oben steckst du also.« Luca drückte sie sanft nach unten und ließ sich neben ihr nieder, als sei es das Normalste auf der Welt. Sara zog sich die Stöpsel aus den Ohren und versuchte, ihren Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen.
    »Schwindelfrei, was?«, fragte er.
    »Hm, ja.« Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Da saß Luca, hier neben ihr an den Schornstein gelehnt, berührte sie leicht und es fühlte sich gut an. »Zukünftig werde wohl immer ich zum Kirschenpflücken auf die höchsten Bäume geschickt«, fiel ihr plötzlich ein und sie grinste bei dem Gedanken.
    »Gibt Schlimmeres«, meinte Luca und starrte fasziniert auf Saras Hand, die neben ihm lag.
    »Morgen ist der letzte Tag«, stellte er ganz richtig fest.
    »Ja, ich habe auch gerade darüber nachgedacht.« Sara wandte ihm ihr sonnengebräuntes Gesicht zu. »Wie wir uns verändert haben und dass es nichts Schöneres gibt, als hier in der Abendsonne zu sitzen und Gipfel zu zählen.«
    »Und? Hast du dich auch verändert?« Seine Stimme klang rau.
    »Sicher«, meinte sie nur. Fast zärtlich betrachtete sie seine verwuschelten Haare und angespannten Gesichtszüge, bis sich ihre Blicke trafen. Mitten hinein, dachte sie, er trifft mitten in mich hinein. Ihr Herz stolperte, wie es das in den letzten Tagen aus vielen Gründen immer wieder getan hatte.
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