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Rebella - Alpenblues & Huettenflirt

Rebella - Alpenblues & Huettenflirt

Titel: Rebella - Alpenblues & Huettenflirt
Autoren: Stefanie Erlenbach
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er ziemlich gut, das Scannen, und Sara war sich sicher, dass jeder Einzelne von ihnen in der richtigen Schublade landete.
    Eric, der den intensiven Blick kampfeslustig erwiderte, der schlaksige Daniel, der betont cool die Hände in die Hosentaschen steckte und mit seinen weißblonden Haaren aussah, als wäre er mit dem Kopf in einen Schneesturm geraten, Nico, der frech grinste, oder Sofia, die verführerisch mit den Augen klimperte. Genauso wie Theresa. Hatte die nicht eben noch gesagt, dass sie von so einem Opa nichts wissen wollte? Musste sie wirklich jede Gelegenheit ausnutzen, um ihren Charme bei Männern zu testen? Sara verkniff sich einen Kommentar und stieß ihre Freundin lieber mahnend in die Seite.
    Ob dieser Herr Geiger schon bemerkt hatte, wie übergewichtig Benno war oder dass Marisa, die Zierlichste unter ihnen, den größten Rucksack schleppte? Wie er wohl die Sneakers fand, die die Jungs trugen? Oder das dicke Make-up von Jenny und Sofia, ging es Sara durch den Kopf.
    Als der forschende Blick sie selbst traf, schaute Sara verlegen zu Boden. Bei ihr gab’s nicht viel zu durchschauen. Es stand ja nicht auf ihre Stirn gemeißelt, dass sie vor ihren fiesen Geschwistern geflohen war, die ihr zum fünfzehnten Geburtstag ein peinliches Aufklärungsbuch und ein T-Shirt mit dem Aufdruck »Jungfrau, aber nicht mehr lange« geschenkt hatten. Sie lief bei dem Gedanken rot an. Natürlich hatte sie das T-Shirt sofort weggeworfen – das Buch allerdings erst einmal behalten, nur um mal darin zu blättern und um im Zweifelsfall Bescheid zu wissen. Außerdem konnte sie Bücher unmöglich wegwerfen, ihre Regale zu Hause fielen unter der Bücherlast fast von der Wand. Aber dass ihre Geschwister, allen voran LeLe, wie ihre Zwillingsschwestern Leyla und Lenni genannt wurden, einfach nicht akzeptieren konnten, dass Jungs kein Thema für sie waren, nervte schon. Konnte man die Sache nicht langsam und mit Bedacht angehen und auf Mr Right warten, ohne gleich Hänseleien ausgesetzt zu sein? Das hatte doch nichts mit »Nonne«, »Miss Eiskalt« oder »arroganter Tussi« zu tun, wie man in der Schule über sie lästerte, und lesbisch war sie ziemlich sicher auch nicht, wie ihr Leyla einmal unterstellt hatte. Also wirklich, schon allein der Gedanke daran trieb ihr wieder die Hitze ins Gesicht, so unangenehm war ihr die Sache.
    »So, da samma ja fast alle beisam«, stellte Herr Geiger jetzt fest. »Grüß Gott miteinander, ich bin euer Bergführer, der Leopold oder Leo. Wenn mich einer Poldi nennt, schick ich ihn unfrankiert zum nächsten Gipfel. Das gilt auch für alle anderen Verstöße, klar? Die gibt’s nämlich nicht, keine Extrawürste, keine Umkehrer, Heimkehrer oder Abweichler. Das ist lebensgefährlich – genauso wie eure Turnschuhe, übrigens. Wenn einer ein Problem hat, kommt er zu mir oder zur Frau Neuhaus. Lösungen gibt’s immer. Verletzungen, Blasen oder sonstige Nöte bitte sofort anzeigen. Meist kann man dann noch was tun, zum Beispiel die Schuhe wechseln. So, jetzt fehlt nur noch der Toni.«
    Es war nicht so, dass er die drei Turnschuhträger extra deutlich anschaute, das brauchte er auch gar nicht, denn alle wussten genau, wer gemeint war. Keiner traute sich, etwas zu sagen, als Leo noch einmal jeden Einzelnen musterte, so als wollte er sich vergewissern, dass seine vorige Einschätzung richtig war. Sara stellte erstaunt fest, dass die klare Ansage selbst Eric und Co. beeindruckt hatte und deren anfängliche Aggression aufmerksamer Neugier gewichen war.

»Toni? Mach mal Tempo, wir brechen auf!« Leo rief quer über den Dorfplatz und übertönte locker die vielen herumwuselnden Touristen samt der Jodelmusik, die inzwischen fröhlich aus unzähligen Restaurants und Geschäften dudelte. Gemeinsam mit einem intensiven Pommes- und Schweinebratenduft, der Sara daran erinnerte, dass es höchste Zeit für einen Imbiss war.
    »Hoffentlich kommt dieser Toni bald«, seufzte sie und bot ihren Freundinnen einen Müsliriegel an.
    »Eine Brezel mit Weizenbier wäre zwar passender, aber danke«, meinte Theresa und biss herzhaft ab.
    »Ich hätte Lust auf einen großen Eisbecher«, mischte sich Nele ein und blinzelte in die Sonne. »Nee, lieber doch nicht. Ich möchte so schnell wie möglich aus diesem Touristennest raus und rein in die Berge. Ist ja nicht zum Aushalten, diese ganzen pseudo-alpinen Wichtigtuer hier«, lästerte sie und musterte abschätzig eine Rentnergruppe, die sich um einen Souvenirladen
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