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Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Titel: Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg
Autoren: Åsa Larsson
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sie, ja, zum Teufel, und knipst die Taschenlampe an.
    Ester. Mit Mauri auf den Schultern. Sie scheint nicht einmal auf die Taschenlampe zu reagieren. Und dann sinkt sie zu Boden.
    Ebba zieht sich auf den Steg. Sie leuchtet die bewusstlosen Halbgeschwister an.
    »Herrgott«, sagt sie. »Was soll ich mit euch machen?«
    Ester packt ihr Seidenkleid.
    »Lauf«, flüstert sie.
    Nun sieht Ebba zwischen den Bäumen das Licht einer Taschenlampe.
    Jetzt geht es ums Leben.
    Sie packt Mauris Jacke und zieht ihn über den Steg. Bum, bum, bum macht es, als seine Hacken über die Bretter schleifen.
    Sie wirft ihn ins Boot. Er landet mit einem Knall, Ebba kommt er ohrenbetäubend vor. Sie hofft, dass er nicht auf das Gesicht gefallen ist. Das Licht der Taschenlampe wird auf sie gerichtet. Ester kann sie vergessen. Ebba löst die Vertäuung und springt ins Wasser. Sie watet hinter dem Boot her, schiebt es hinaus. Am Ende sind sie so weit draußen, dass es von selbst treibt. Ebba ist stark, das hat sie dem Reiten zu verdanken. Aber nur mit Mühe und Not kann sie sich ins Boot ziehen.
    Sie packt die Ruder. Legt sie in die Dollen. Gott, was macht das für einen Krach. Die ganze Zeit denkt sie: Jetzt werden wir erschossen. Dann rudert sie. Sie ist weit weg vom Ufer. Sie ist gut in Form, und ihr Kopf bleibt klar. Sie weiß genau, wohin sie Mauri bringen kann. Sie ist klug genug, um zu erfassen, dass sie das hier ohne Krankenhaus und Polizei erledigen muss. Bis er selbst sagen kann, was geschehen soll.
    Und der Mann mit der Taschenlampe, der zum Steg unterwegs ist, kommt niemals dort an. Per Headset wird ihm mitgeteilt, dass die Operation abgebrochen wird. Zwei Mitglieder der Gruppe sind erschossen worden, die anderen drei verlassen Regla in aller Eile. Als die Polizei dort eintrifft, sind sie verschwunden.
    Es schneit. Ester kämpft sich durch den tiefen Schnee. Jetzt kann sie bald nicht mehr. Und dann glaubt sie, vor sich etwas zu erahnen. Jemand kommt ihr im Schneesturm entgegen, bleibt ein Stück von ihr entfernt stehen.
    Sie ruft nach der Mutter. »Eatnážan«, ruft sie, aber der Wind saugt ihre Stimme auf, und die verschwindet.
    Jetzt lässt sie sich zu Boden sinken. Der Schnee treibt über sie hinweg, und gleich darauf ist sie von einer dünnen weißen Schicht bedeckt. Und während sie noch daliegt, spürt sie ein Keuchen an ihrem Gesicht.
    Ein Rentier. Ein zahmes Rentier, das sie anstupst, das ihr ins Gesicht bläst.
    Dort vorn stehen die Mutter und eine andere Frau. Ester sieht sie nicht durch den wirbelnden Schnee, aber sie weiß, dass sie auf sie warten. Und sie weiß, dass die andere Frau eatnážans Großmutter ist. Ihre áhkku.
    Sie kommt auf die Beine. Zieht sich auf den Rücken des Rentiers. Liegt quer darüber, wie ein Bündel. Jetzt hört sie ein vertrautes Bellen. Es ist Musta, die weiter vorn um die beiden Frauen herumspringt. Mustas eifriges, eindringliches Gebell, jetzt will sie los. Ester hat Angst, die anderen könnten ohne sie aufbrechen. Verschwinden.
    Lauf, sagt sie zum Rentierbullen. Sie packt sein dichtes Fell.
    Und dann setzt er sich in Bewegung.
    Bald wird sie die anderen einholen.
     
    Anna-Maria Mella entdeckt plötzlich, dass sie in einem stillen schwarzen Wald umherirrt. Sie läuft schon lange nicht mehr. Ihr ist klar, dass sie keine Ahnung hat, wie lange sie hier schon umherwandert, und sie weiß, dass sie hier nichts finden wird. Das bestimmte Gefühl überkommt sie, dass alles vorbei ist.
    Sven-Erik, denkt sie. Ich muss zurück.
    Aber sie findet den Weg nicht. Ihr ist nicht ganz klar, wo sie ist. Sie sinkt an einem Baumstamm in sich zusammen.
    Ich muss warten, denkt sie. Bald wird es hell.
    Das Bild des toten kleinen Kindes drängt sich ihr auf. Sie versucht, es zu verdrängen.
    Sie hat schreckliche Sehnsucht nach Gustav. Sie will ihn an sich drücken, seinen warmen Körper.
    Er lebt, sagt sie sich. Sie sind zu Hause. Wenn sie ihre Jacke hätte, könnte sie Robert anrufen, das Telefon steckt in der Jackentasche, aber die Jacke liegt im Graben.
    Sie schlingt sich die Arme um den Leib und bohrt die Finger in die Oberarme, um nicht zu weinen. Und während sie so dasitzt, schläft sie plötzlich ein. So erschöpft ist sie.
    Als sie nach einer Weile aufwacht, merkt sie, dass es etwas heller geworden ist. Mit steifen Gliedern richtet sie sich auf und macht sich auf den Weg zum Gutshaus.
    Oben auf dem Hofplatz stehen drei Streifenwagen und ein Einsatzbus, der der nationalen Eingreiftruppe gehört. Die
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