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Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Titel: Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg
Autoren: Åsa Larsson
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fällt ihr ein, dass er neben dem Kindersitz mit dem durch den Kopf geschossenen kleinen Kind sitzt. Das ist ein so widerlicher und abscheulicher Gedanke. Was sind das nur für Menschen?
    »Sven-Erik«, ruft sie leise. »Sven-Erik!«
    Aber es kommt keine Antwort.
     
    Sven-Erik hat eben Verstärkung erbeten.
    Jetzt schleicht er den mit Gras bewachsenen Straßenrand entlang. Natürlich ist es schwer, wenn man nichts sieht, aber in seinem Körper stecken die vielen Jahre im Beerenwald. Wie oft ist er schon im Stockfinstern dort unterwegs gewesen. Und jetzt trägt er nicht einmal eine Beerenkiepe auf dem Rücken.
    Es ist ein gekrümmtes, breitbeiniges, meterverschlingendes Schleichen, auf das sein Körper sich plötzlich verlegt. Er fühlt den Weg auf der einen und die Lindenbäume auf der anderen Seite eher, als dass er sie sieht.
    Als der Mann mit der Taschenlampe angerannt kommt, lässt Sven-Erik sich nicht in den Graben fallen, sondern versteckt sich hinter einer Linde, bis der andere vorüber ist.
    Ohne es zu wissen, begegnen sich Anna-Maria und Sven-Erik. Aber sie laufen auf verschiedenen Seiten des Weges. Anna-Maria läuft dem Mann mit der Taschenlampe hinterher. Sven-Erik ist unterwegs in die andere Richtung, hinauf zum Gutshaus. Es trennen sie kaum mehr als vier Meter, aber sie sehen einander nicht. Und sie hören nur ihre eigenen Schritte, ihren eigenen Atem.
     
    Sie ist draußen im Garten. Ester hält Mauris Arme und Beine in festem Griff, er liegt wie ein Joch über ihrer Schulter. Als sie um den Nordflügel biegt, sieht sie das Licht der Taschenlampen hinter dem Salonfenster. Sie sind nicht weit hinter ihr. Aber jetzt wird Ester von der Dunkelheit beschützt. Sie muss sich still bewegen. Sie überquert den Hofplatz, weicht dem Kies aus.
    Sie muss durch den Apfelgarten und dann weiter zum dichten Wald. Durch den dichten Wald zum alten Steg. Siebenhundert Meter in unwegsamem Terrain, mit dem Gewicht eines anderen Menschen auf ihren Schultern, und wenn sie erst die Bäume erreicht hat, kann sie langsamer gehen.
    Als sie die Apfelbäume fast erreicht hat, fährt der Hummer auf den Hofplatz. Sie sieht ihn wie ein rotäugiges Tier kommen, sie braucht eine Sekunde, um zu begreifen, dass sie die Rücklichter vor sich hat. Der Hummer kommt im Rückwärtsgang die Allee hoch.
    Und sie landet im Licht der Scheinwerfer. Plötzlich sieht sie die knorrigen Apfelbäume im Lichtschein, macht einige eilige, schwere Schritte, um zu entkommen. Immer vorwärts. Zurück zum dunklen Pfad. Auf den Wald zu.
    Der Fahrer des Hummer teilt per Headset den Kollegen mit, dass er zwei fliehende Personen sieht. Er fährt über die Pflanzen auf den Hang zum Obstgarten.
    Vor dem Obstgarten muss er anhalten. Es geht zu steil bergab, er kann die Steinterrassen nicht hinunterfahren, dann würde er stecken bleiben.
    Er setzt einen guten Meter zurück, schaltet, fährt ein Stück, nimmt das Auto als Scheinwerfer, sucht die Umgebung methodisch ab, mahnt die Kollegen zur Eile. Zwei melden, dass sie unterwegs sind. Die beiden anderen sind unterwegs zu den anderen Häusern. Sie haben soeben das Kindermädchen erschossen, das im Wohnzimmer Kerzen angezündet hatte und sich im Bücherregal gelassen etwas zu lesen suchte, weil der Fernseher nicht mehr funktionierte.
     
    Anna-Maria schlägt das Herz bis zum Hals. Der Hummer hält jetzt am Rand des Obstgartens. Im Scheinwerferlicht sieht sie eine Person, die eine andere auf den Schultern trägt und sich auf den Wald zubewegt. Sie sieht das nur eine Sekunde lang, dann sind die beiden aus dem Lichtkegel verschwunden. Der Hummer dreht sich geschickt um und scheint sie zu suchen, jetzt ist das Fernlicht eingeschaltet. Zwei schwarz gekleidete Personen tauchen daneben auf, warten zwei Sekunden und spähen zu den Apfelbäumen hinunter.
    Anna-Maria geht in die Hocke und versucht, nicht zu keuchen. Sie ist nur zwanzig Meter von den anderen entfernt.
    Durch den Motorenlärm können sie mich nicht hören, denkt sie.
    Und dann passiert alles gleichzeitig: Die Person im Garten gerät wieder ins Licht, und einer der Männer beim Wagen jagt einen Kugelhagel los. Der andere hebt ein Gewehr an die Schulter, kann aber keinen Schuss mehr abgeben, denn die Person verschwindet wieder in der Dunkelheit. Der Hummer setzt zurück, dreht sich, es dauert zwei Sekunden.
    Der Mann mit der Maschinenpistole springt wie ein Panther über die Terrasse, setzt den armen Fliehenden da unten nach. Der Scharfschütze steht noch immer neben
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