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Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Titel: Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg
Autoren: Åsa Larsson
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Aber jetzt weiß ich nicht mehr, ob ich das weiterhin ertrage.
    Dann hört sie das Geräusch von Pfoten im Schnee. Gleich darauf ist Bella neben ihr, läuft einmal um sie herum, springt dann auf sie drauf, tritt sie ins Zwerchfell, dass es wehtut, stupst sie rasch mit der Schnauze an, überzeugt sich davon, dass ihr nichts fehlt.
    Und dann bellt sie. Sagt Herrchen Bescheid, natürlich. Rebecka springt eilig auf die Beine, aber Sivving hat sie schon gesehen. Er kommt auf sie zugelaufen.
    Bella ist schon weitergestürmt. Tobt glücklich über die alte Wiese, der Neuschnee stiebt auf.
    »Rebecka«, ruft er und kann die Angst in seiner Stimme nur mit Mühe verbergen. »Was machst du denn da?«
    Sie öffnet den Mund, um zu lügen. Um einen Scherz zu machen, zu sagen, dass sie sich die Sterne ansieht, aber es kommt kein Wort heraus.
    Ihr Gesicht kann sich nicht verstellen. Ihr Körper versucht gar nicht erst, etwas zu verbergen. Sie schüttelt nur den Kopf.
    Er will alles wiedergutmachen. Sie begreift ja, dass er sich um sie sorgt. Und mit wem kann er schon sprechen, jetzt, da seine Maj-Lis nicht mehr da ist?
    Sie bringt es nicht über sich. Will nicht diesen Wunsch in ihm sehen, dass sie froh sein soll, dass es gutgeht, dass sie glücklich sein wird.
    Ich bringe es nicht über mich, glücklich zu sein, will sie sagen. Ich schaffe es ja kaum noch, unglücklich zu sein. Mein großes Projekt ist es, mich auf den Beinen zu halten.
    Und jetzt wird er sie fragen, ob sie mit ihm einen Spaziergang machen will. Oder zum Kaffee zu ihm kommen. In einigen Sekunden wird er es sagen. Und sie muss Nein sagen, weil es einfach nicht geht. Und er wird den Kopf hängen lassen, und dann wird sie auch ihn unglücklich gemacht haben.
    »Ich muss fahren«, sagt sie. »Ich muss bei einer Frau in Lorabolo eine Vorladung abliefern.«
    Es ist eine dermaßen gesuchte und schlechte Lüge, dass sie fast das Gefühl hat, sich außerhalb ihres Körpers zu befinden. Eine andere Rebecka tritt neben sie und fragt:
    »Wo zum Teufel hast du das denn her?«
    Aber Sivving scheint ihr auf den Leim zu gehen. Er hat ja eigentlich keine Ahnung davon, worin ihre Aufgaben bestehen.
    »Na gut«, sagt er nur.
    »Du«, sagt sie. »Ich habe einen kleinen Kater im Haus. Du kümmerst dich doch um ihn, ja?«
    »Ja, aber«, sagt Sivving. »Wie lange bleibst du denn fort?«
    Und als sie zum Auto geht, ruft er hinter ihr her:
    »Willst du dich nicht umziehen?«
    Sie fährt auf die Straße nach Kiruna. Und sie registriert, dass sie nicht überlegt, wohin sie fahren soll. Denn sie weiß es. Sie wird nach Riksgränsen fahren.
     
    »Was ist das denn da?«, fragt Anna-Maria Mella.
    Sven-Erik Stålnacke sitzt auf dem Beifahrersitz, und jetzt schaut er zu den ersten Toren von Regla hinüber. Im Licht der Autoscheinwerfer ihres Passat sieht er auf der anderen Seite einen Hummer stehen.
    »Sind das diese Sicherheitstypen oder was?«, fragt er.
    Sie halten vor dem Tor. Anna-Maria steigt aus, lässt den Motor aber an. »Hallo«, ruft sie.
    Sven-Erik Stålnacke steigt ebenfalls aus.
    »Jesus«, sagt Anna-Maria. »Herr Jesus!«
    Zwei Körper, mit dem Gesicht nach unten. Sie sucht unter ihrer Jacke nach ihrer Waffe.
    »Was zum Teufel ist denn hier passiert?«, fragt sie.
    Dann tritt sie rasch aus dem Scheinwerferlicht.
    »Bleib aus dem Licht weg«, sagt sie zu Sven-Erik. »Und dreh den Motor aus.«
    »Nein«, sagt Sven-Erik. »Rein ins Auto, dann fahren wir von hier weg und rufen Verstärkung.«
    »Ja, tu das«, sagt Anna-Maria. »Ich seh mich ein bisschen um.«
    Das äußere Tor versperrt nur die Straße. Die inneren Tore weiter hinten in der Allee sind in Mauern eingelassen. Anna-Maria geht um den Torpfosten herum, bleibt aber ein Stück von den Körpern entfernt stehen. Will nicht weitergehen, solange sie im Licht ihres Wagens baden.
    »Setz zurück«, sagt Anna-Maria zu Sven-Erik. »Ich seh mich nur schnell ein bisschen um.«
    »Komm ins Auto«, knurrt Sven-Erik. »Dann rufen wir Verstärkung.«
    Und so geraten sie in Streit. Plötzlich stehen sie da und zanken sich wie ein altes Ehepaar.
    »Fahr endlich los, oder dreh den verdammten Motor aus«, faucht Anna-Maria.
    »Wir haben unsere Vorschriften. Setz dich ins Auto!«, befiehlt Sven-Erik.
    Unprofessionell. Das werden sie später denken. Sie bringen sich gegenseitig in äußerste Gefahr. Wann immer das Gespräch darauf kommen wird, wie blödsinnig man sich in einer Stresssituation verhalten kann, werden ihre Gedanken dahin
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