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Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Titel: Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg
Autoren: Åsa Larsson
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spreizt die Finger, wie um ein Feuerwerk an Verrücktheit darzustellen.
    »Nein«, sagt sie. »Ich brauchte die Verrücktheit gerade in dieser Zeit. Die Wirklichkeit wurde zu schwer.«
    »Mir ist das jedenfalls egal«, sagt Alf Björnfot.
    Und jetzt sieht er sie an.
    »Ich brauche eine tüchtige Staatsanwältin.«
    Dann verstummt er. Dann redet er wieder. Viel später wird Rebecka sich an seine Worte erinnern und denken, dass er genau wusste, was er da tat. Wie er sie behandeln musste. Sie wird entdecken, dass er ein Menschenkenner ist.
    »Obwohl ich an sich verstehen kann, dass du zögerst. Der Posten ist ja in Kiruna angesiedelt. Das wird also schrecklich einsam. Die anderen Staatsanwälte sitzen in Gällivare und Luleå und sind nur zu den Verhandlungen hier. Und du sollst dich um die meisten Fälle kümmern. Eine Sekretärin von den Anklagebehörden kommt einen Tag in der Woche und schickt Vorladungen raus und so. Also wird es ziemlich isoliert sein.«
    Rebecka verspricht, sich die Sache zu überlegen. Aber dass es ein einsamer Posten sein wird, ist dann entscheidend. Sie wird keine Leute um sich herum ertragen müssen. Das und die Tatsache, dass eine Woche zuvor eine Sachbearbeiterin vom Sozialamt angerufen und über Arbeitstraining und schrittweise Rückführung ins Berufsleben gesprochen hat. Worauf Rebecka sich vor Angst krank fühlte. Angst davor, mit einer Bande von armen Teufeln mit Burn-out-Syndrom zusammengepfercht zu werden und den Computerführerschein oder einen Kurs in positivem Denken machen zu müssen.
    »Die Gnadenfrist ist zu Ende«, sagt sie abends zu Sivving. »Ich kann die Staatsanwaltschaft ebenso gut probieren wie etwas anderes.«
    Sivving steht am Herd und wendet in der Pfanne Blutwurstscheiben.
    »Gib dem Hund kein Brot unter dem Tisch«, sagt er. »Das sehe ich doch. Und was ist mit einer Anwaltskanzlei?«
    »Nie wieder.«
    Sie denkt an Måns. Jetzt muss sie kündigen. Irgendwie ist das auch schön. Sie kommt sich schon lange wie eine Belastung für die Firma vor. Aber dann wird er für immer für sie verschwinden.
    Das ist nur gut, sagt sie sich. Wie sieht ein Leben mit ihm aus? Man durchsucht seine Tasche, wenn er schläft, auf der Jagd nach Quittungen und Rechnungen, um zu überprüfen, ob er in der Kneipe war und getrunken hat. Spuren machen Angst, wie es heißt. Kann irgendwer beziehungsunfähiger sein als er? Mieses Verhältnis zu seinen erwachsenen Kindern. Geschieden. Nur kurze Affären.
    Sie zählt seine Fehler auf. Das hilft überhaupt nichts.
    Als sie für ihn gearbeitet hat, kam es vor, dass er sie berührte.
    »Gut gemacht, Martinsson« und dann die Berührung. Die Hand um ihren Oberarm. Einmal ganz kurz über ihre Haare gefahren.
    Ich werde nicht mehr an ihn denken, nimmt sie sich vor. Das macht mich nur verrückt. Den ganzen Kopf von einem Mann besetzt, seinen Händen, seinem Mund, und von vorn und von hinten und überhaupt. Monate können vergehen, ohne dass sie einen vernünftigen Gedanken denkt.

Sonntag, 16. März 2005
    DIE TOTE KAM durch die Dunkelheit auf Kommissarin Anna-Maria Mella zu. Sie schwebte so, wie sie es getan hätte, wenn ein Zauberer sie mit dem Zauberstab berührt und zum Abheben gebracht hätte, auf dem Rücken liegend, die Arme eng an die Seiten gepresst.
    Wer bist du, überlegte Anna-Maria Mella.
    Die weiße Haut und die Augen aus mattem Glas ließen sie aussehen wie eine Statue. Ihre Züge erinnerten ebenfalls an ein antikes Standbild. Die Nasenwurzel saß so hoch zwischen den Augenbrauen, die Stirn und die Nase bildeten im Profil eine ungebrochene Linie.
    Gustav, Anna-Marias drei Jahre alter Sohn, bewegte sich im Schlaf und trat sie mehrmals in die Seite. Sie packte den kleinen, aber muskulösen Knabenkörper und drehte ihn entschieden um, so dass er ihr Hinterteil und Rücken zukehrte. Sie zog ihn an sich und liebkoste den Bauch unter seinem Schlafanzug mit Kreisbewegungen, drückte die Nase in seine nachtschwarzen Haare und küsste ihn. Er seufzte zufrieden im Schlaf.
    Sie war so schön und sinnlich, diese Zeit mit den Kindern. Sie wurden so rasch groß, und dann war Schluss mit Schmusen und Liebkosen. Anna-Maria Mella grauste es ein wenig vor dem Tag, an dem sie kein kleines Kind mehr im Haus haben würde. Hoffentlich würde sie Enkel bekommen. Sie konnte immerhin hoffen, dass Marcus, ihr Ältester, früh anfangen würde.
    Und Robert ist für den Notfall ja auch noch da, dachte sie und lächelte zu ihrem schlafenden Mann hinüber. Es hat auch
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