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Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Titel: Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg
Autoren: Åsa Larsson
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sie und zog ihre Jacke über sich wie eine Decke. Gemütlich.
    Dann war sie auch schon eingeschlafen.
    Eine halbe Stunde darauf wurde sie von Pohjanens Husten geweckt. Er saß vornübergebeugt auf der Sofakante und schien die halbe Lunge aus sich herauszuwürgen.
    Anna-Maria kam sich sofort dumm und fehl am Platze vor. Sich einfach hereinzuschleichen und im selben Zimmer zu schlafen. Das war doch fast so, als hätte sie sich heimlich in seinem Schlafzimmer ins Bett gelegt.
    Dort saß er und hustete seinen Morgenhusten, während der Mann mit der Sense ihm den Arm um die Schultern legte. Das war etwas, das nicht für die Augen aller Welt bestimmt war.
    Jetzt ist er sauer, dachte sie. Was habe ich hier denn zu suchen?
    Pohjanens Hustenanfall endete mit einem angestrengten Räuspern. Seine Hand betastete automatisch seine Jackentasche, um sich davon zu überzeugen, dass das Zigarettenpäckchen an Ort und Stelle lag.
    »Was willst du? Ich hab noch gar nicht mit ihr angefangen. Sie war steif gefroren, als sie gestern Abend hergekommen ist.«
    »Ich brauchte schnell einen Ort zum Schlafen«, sagte Anna-Maria. »Zu Hause gibt’s nur jede Menge Kinder, die sich querlegen und mit den Beinen strampeln.«
    Er starrte sie an, wider Willen belustigt.
    »Und Robert furzt im Schlaf«, fügte sie hinzu.
    Er schnaubte, um zu verbergen, dass er besänftigt war, erhob sich und warf den Kopf in den Nacken, zum Zeichen dafür, dass sie ihn begleiten solle.
    Anna Granlund war soeben eingetroffen. Sie stand in der Spülküche und leerte wie irgendeine Hausfrau die Spülmaschine. Der Unterschied war nur, dass sie hier nicht Besteck und Service herausnahm, sondern Messer, Zangen, Pinzetten, Skalpelle und rostfreie Schalen.
    »Sie ist eine wahre Hätähousu«, sagte Pohjanen zu Anna Granlund und nickte zu Anna-Maria hinüber.
    »Hetzhose«, übersetzte er dann, als er sah, dass Anna Granlund nichts verstanden hatte.
    Anna Granlund bedachte Anna-Maria Mella mit einem gemäßigten Lächeln. Sie mochte Anna-Maria, aber die Leute sollten ihrem Chef verdammt noch mal keinen Stress machen.
    »Ist sie aufgetaut?«, fragte Pohjanen.
    »Nicht ganz«, sagte Anna Granlund.
    »Komm heute Nachmittag wieder, dann kriegst du einen vorläufigen Bericht«, sagte Pohjanen zu Anna-Maria Mella. »Die Analysen dauern unterschiedlich lange, aber das ist ja immer so.«
    »Kannst du wirklich nicht schon irgendetwas sagen?«, fragte Anna-Maria Mella und versuchte, sich nicht anzuhören wie eine Hätähousu.
    »Wir können ja mal nachsehen«, sagte er.
    Die Frau lag auf dem Obduktionstisch. Anna-Maria registrierte, dass aus dem Körper Flüssigkeit abgelaufen war, in den Abfluss unter dem Tisch.
    Und weiter ins Trinkwasser, überlegte sie.
    Pohjanen sah ihren Blick.
    »Sie taut auf«, sagte er. »Aber es wird natürlich schwer sein, sie zu untersuchen. Die Wände der Muskelzellen werden gesprengt und lösen sich.«
    Er zeigte auf den Brustkasten der Frau.
    »Da siehst du ein Loch«, sagte er. »Wir können uns ja denken, was sie umgebracht hat.«
    »Ein Messer?«
    »Nein, nein. Etwas anderes, rund, vermutlich spitz.«
    »Ein Werkzeug? Eine Ahle?«
    Pohjanen zuckte mit den Schultern.
    »Du musst warten«, sagte er. »Aber dieses Loch ist offenbar perfekt platziert. Du siehst, dass ihre Kleidung verhältnismäßig wenig Blut abbekommen hat. Vermutlich ist der Stich quer durch den Knorpelbereich des Brustkastens in den Herzbeutel gegangen, und dann hast du im Herzen eine Tamponade.«
    »Tamponade?«
    Pohjanens Tonfall wurde bissig.
    »Aber irgendwas musst du in all diesen Jahren doch gelernt haben? Wenn das Blut nicht aus dem Körper geflossen ist, wo mag es dann geblieben sein? Tja, vermutlich ist der Herzbeutel dermaßen mit Blut gefüllt, dass das Herz am Ende nicht mehr schlagen konnte. Das geht ziemlich rasch. Dann sinkt auch der Druck, und das trägt dazu bei, dass du nicht so sehr blutest. Es kann auch eine Lungentamponade vorliegen, ein Liter in die Lunge, und dann, gute Nacht. Übrigens muss es länger gewesen sein als eine Ahle, auf dem Rücken gibt es ja ein Austrittsloch.«
    »Etwas, das sie einfach durchbohrt hat? Teufel auch!«
    »Weiter«, Pohjanen redete einfach weiter, »keine äußeren Anzeichen von Vergewaltigung. Sieh her.«
    Er richtete die Taschenlampe auf die Beine der Frau.
    »Keine blauen Flecken, keine Kratzspuren. Du siehst, dass ihr ins Gesicht geschlagen worden ist, hier und … schau her, Blut in der Nasenhöhle und eine leichte Schwellung
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