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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm
Autoren: Åsa Larsson
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Söhne gebären.«
    Jetzt kotze ich gleich, denkt Rebecka und spürt, wie der Geschmack von Elchfleisch und Galle in ihrer Kehle hochschießt.
    Sie erhebt sich. Ihr Gesicht ist schneeweiß. Ihre Beine zittern.
    Ihr Körper ist so schwer. Wiegt mehrere Tonnen. Ihre Beine sind wie dürre Zahnstocher.
    Sofort steht Curt vor ihr. Sein Gesicht ist vor Zorn verzerrt. Er schreit sie mit solcher Kraft an, dass er nach jedem Wort um Atem ringen muss.
    »Du … sollst … sitzen … bleiben!«
    Er schlägt ihr wütend in den Bauch, und sie klappt zusammen wie ein Taschenmesser. Die Beine verlieren den letzten Rest Kraft. Der Boden jagt ihrem Gesicht entgegen. Sie spürt den Flickenteppich ihrer Großmutter an ihrer Wange. In ihrem Bauch wütet ein unerträglicher Schmerz. Hoch über sich hört sie erregte Stimmen. In ihren Ohren rauscht und klingelt es nur noch.
    Sie muss ein bisschen schlafen. Nur für einen Moment. Danach wird sie die Augen wieder aufmachen. Das verspricht sie. Sara und Lova. Sara und Lova. Wer schreit denn da? Ist das Lova, die so schrecklich schreit? Nur für einen Moment …
     

 
    BENNY VON BENNYS SCHLÜSSELNOTDIENST öffnet die Tür zu Curt Bäckströms Wohnung und verschwindet vom Schauplatz. Sven-Erik Stålnacke und Anna-Maria Mella stehen im dunklen Treppenhaus. Nur das Licht der Straßenlaternen sickert durch das Fenster zum Hof. Alles ist still. Sie wechseln einen Blick und nicken. Anna-Maria hat ihre Pistole entsichert, eine Sig-Sauer.
    Sven-Erik geht hinein. Sie hört, wie er vorsichtig »Hallo?« ruft. Anna-Maria steht vor der offenen Tür Wache.
    Ich muss den Verstand verloren haben, denkt sie.
    Sie spürt einen ziehenden Schmerz im Kreuz. Sie lehnt sich an die Wand und atmet durch. Was, wenn er dort drinnen in der Dunkelheit liegt? Er ist vielleicht tot. Vielleicht liegt er aber auch irgendwo auf der Lauer. Wird herausgestürzt kommen und sie die Treppe hinunterstoßen.
    Sven-Erik schaltet das Licht in der Diele ein.
    Sie schaut durch die Tür. Es ist eine Einzimmerwohnung. Von der Diele aus kann man in das Wohnschlafzimmer blicken. Es ist eine seltsame Wohnung. Kann hier wirklich jemand wohnen?
    In der Diele gibt es keine Möbel. Keinen Schreibtisch mit Kleinkram und der Tagespost. Keine Fußmatte. An der Kleiderstange unter dem Hutregal hängen keine Jacken. Auch das Wohnzimmer ist leer. Fast. Auf dem nackten Boden stehen einige Lampen, und an der Wand hängt ein großer Spiegel. Das Fenster ist mit schwarzen Laken verhängt. Die Fensterbänke sind leer. Vorhänge gibt es nicht. Vor der einen Wand steht ein schlichtes Bett aus grobem Kiefernholz. Mit einer Tagesdecke aus hellblauem Synthetikstoff.
    Sven-Erik kommt aus der Küche. Er schüttelt unmerklich den Kopf. Ihre Blicke begegnen einander. Voller Fragen und böser Ahnungen. Sven-Erik geht zur Toilette und öffnet die Tür. Der Lichtschalter sitzt innen. Er streckt die Hand aus. Anna-Maria hört ein Klicken, doch die Lampe reagiert nicht. Sven-Erik bleibt in der Türöffnung stehen. Sie sieht ihn von der Seite her an. Die Hand, die den Schlüsselbund aus der Tasche zieht. Daran ist eine kleine Taschenlampe befestigt. Der dünne Lichtstrahl fällt durch die Tür. Sven-Erik kneift die Augen zusammen, um besser sehen zu können.
    Vielleicht macht sie eine Bewegung, die er aus dem Augenwinkel heraus wahrnimmt, denn seine Hand hebt sich abwehrend. Er tritt einen Schritt vor. Setzt einen Fuß über die Schwelle. Jetzt spannt und zieht es wieder in ihrem Kreuz. Sie ballt die Faust und drückt sie gegen die wehe Stelle.
    Und dann kommt Sven-Erik wieder zum Vorschein. Mit raschen Schritten. Offenem Mund. Pupillen wie schwarzen Löchern in einem vereisten Gesicht.
    »Ruf an«, sagt er mit heiserer Stimme.
    »Wen denn?«, fragt sie.
    »Alle! Weck sie allesamt auf!«
     

 
    REBECKA ÖFFNET DIE AUGEN. Wie viel Zeit kann vergangen sein? Unter der Decke schwebt Thomas Söderbergs Gesicht. Er sieht aus wie eine Sonnenfinsternis. Sein Gesicht liegt im Schatten, und die Gasollampe hängt schräg über seinem Kopf und malt einen Heiligenschein um seine braunen Locken.
    Rebeckas Bauch tut noch immer weh. Schlimmer als vorher. Und außer dem Schmerz ist da etwas Heißes, Nasses. Blut. Entsetzt begreift sie, dass Curt sie nicht geschlagen hat.
    Er hat ihr ein Messer in den Leib gejagt.
    »So hatten wir das ja nicht vor«, sagt Thomas verbissen. »Wir müssen uns die Sache überlegen.«
    Rebecka dreht den Kopf. Sara und Lova liegen einander gegenüber auf
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