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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca
Autoren: Felix Thijssen
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Vater an zu arbeiten.«
    »Bei deinem Vater?«
    »Ich meine, in der Gärtnerei, in der er arbeitet.«
    »Sonst wollen doch immer alle so weit wie möglich von ihren Vätern weg.«
    »Ich nicht. Ich arbeite am liebsten mit ihm, es gibt keinen besseren Arbeitskollegen. Warte, ich hole dir ein Taschentuch.«
    Das Bett knarrte, Robbi ging durchs Zimmer.
    »Suzan ist damit einverstanden, dass ich hier einziehe, also hier in den Anbau, ich habe schon mit ihr geredet.«
    »Aber du wohnst doch schon hier?«
    »Ich meine, dass ich mir hier eine richtige eigene Wohnung einrichte.«
    »Und was ist mit deiner Schwester?« Elenas Stimme klang jedes Mal anders, als spräche sie in verschiedene Richtungen. Vielleicht schaute sie das an, was sie abwischte.
    »Auf der anderen Seite ist noch ein Zimmer.«
    »Ist das einzige Waschbecken das unten neben der Dusche?«
    Rebecca tippte mit einer Fingerspitze gegen das Holz, eins, zwei, drei, eins, zwei, halt den Mund, so leise, dass sie es nicht einmal selbst hörte. Robbi, jetzt halte um Gottes willen den Mund!
    Dann überlegte sie, dass sie vielleicht gar nicht einzugreifen brauchte angesichts der Geschwindigkeit, mit der er sich selbst alles verscherzte.
    »Hier würden wir umsonst wohnen, und es wäre ja auch nur für die ersten paar Jahre, bis wir ein eigenes Haus hätten«, sagte Robbi.
    Wieder knarrte das Bett, vielleicht fuhr Elena auf, weil es ihr jetzt endlich dämmerte. »Wieso wir?«
    »Wenn du zur Uni musst, bringe ich dich morgens mit dem Auto nach Geldermalsen zum Zug, ich muss auf dem Weg zur Arbeit sowieso in die Richtung, und sobald ich genug verdiene, kaufe ich dir ein eigenes Auto …«
    »Rob, du bist völlig verrückt.«
    »Wir müssen ja nicht gleich heiraten, aber wir …«
    Ein hohes, nervöses Lachen. »Du meinst, wie das Paar mit den zwei Kindern?«
    »Ich liebe dich«, stammelte Robbi.
    »Ich will mir in der Stadt ein Zimmer suchen.«
    »Aber hier kannst du umsonst wohnen. Und an den Wochenenden kommst du doch sowieso hierher, das wäre doch auch ein bisschen, als würden wir zusammenwohnen. Samstags haben wir oft Auftritte, aber du könntest ja ab und zu mit uns proben und bei ein paar Stücken mitsingen.«
    »Das hast du dir ja alles prima ausgedacht.«
    »Die anderen finden auch, dass du eine tolle Stimme hast.«
    Elena sagte: »Wenn ich Sängerin werden wollte, würde ich aufs Konservatorium gehen, und wenn ich eins nicht will, dann mit dir zusammenziehen.«
    Für einen Moment entstand ein betretenes Schweigen, das Robbi wie Nebel umgeben konnte. Dann hörte Rebecca ihn ein wenig heiser fragen: »Aber du liebst mich doch auch?«
    »Ich finde dich nett«, antwortete Elena. »Und lieb«, fügte sie hastig hinzu. »Sonst wäre ich nicht hier. Bitte, hör doch auf …« Das Bett quietschte. Dann rief sie: »Rob, hör auf!«
    Die Stille, die darauf folgte, war anders, sie glich dem Schweigen verschreckter Vögel. Robbi kann nicht aufhören, dachte Rebecca. Er weiß nicht, wie das geht, sich aus der Affäre ziehen, ohne dabei gleich alles kaputtzumachen.
    »Ich dachte …« Robbis Stimme zitterte. »Ich dachte, du wärst hergekommen, um meinen Vater und Suzan kennen zu lernen.«
    »Ja, schon.«
    »Aber was hast du denn dann?«
    »Nichts«, sagte Elena. »Jetzt komm schon, Rob.«
    Rebecca sah die Szene förmlich vor sich, Robbi mit Tränen in den Augen, die er versuchte zu verbergen, Elena neben ihm, immer distanzierter, erstaunt und erschrocken.
     
    Rebecca saß in dem alten Rattanstuhl unter dem Vordach und schaute hinaus in den Regen. Lukas lag auf seiner Decke vor dem Kälberstall und schlief, als sie herauskamen. Man musste schon seine Schwester sein, um zu erkennen, dass Rob durcheinander war. Er sah fast normal aus, sie hatten sich wahrscheinlich an diesem einen Waschbecken neben der Dusche frisch gemacht, nebeneinander, und Rob hatte sich das Gesicht gewaschen, sein Haar war am Stirnansatz dunkel vor Nässe. Elena trug ihren Mantel über dem Arm.
    »Dein Zimmer war abgeschlossen«, sagte Robbi.
    Er war rührend bemüht, sich normal zu verhalten und die Zähne zusammenzubeißen, bis später, wenn er wieder allein war.
    »Diebstahlsicherung«, antwortete Rebecca bissig. »Wieso?«
    »Ich hätte es Elena gern mal gezeigt. Wo warst du denn?«
    »Bei den Schafen.« Rebecca schaute Elena herausfordernd an. »Eines von ihnen lammt bald.«
    Robbi bekam nicht mal mit, dass sie seine Worte wiederholte, aber Elena zog die Augenbrauen hoch und machte wieder eines
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