Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
nach Hause gekommen?«
    »Ja, Mama.« Er versuchte zu grinsen und legte wieder die Hand auf die Stirn. »Ich hatte dem Chef versprochen, ein paar Hainbuchensträucher abzuliefern.«
    »Am Samstagabend?«
    »Der Mann kommt erst abends nach Hause, ein langjähriger Kunde, wir sind zusammen einen trinken gegangen. In der Kneipe hat mich ein junger Mann herausgefordert, ich glaube, dass er mich von irgendeinem Wettkampf her kannte. Er wusste sogar, dass ich am sechsten Brett spiele.«
    Rebecca wusste, warum ihr Vater dort spielte, das war Clubstrategie, eigentlich gehörte er ans zweite oder dritte Brett, aber am sechsten holte er garantiert die vollen zwei Punkte. Offiziell durften die Clubs keine starken Spieler an niedrige Bretter setzen, aber natürlich taten sie es dennoch.
    »Wer war denn dieser Mann?«
    »Jan Soundso, ich hatte ihn noch nie gesehen, aber bei den Wettkämpfen gehen ja alle möglichen Leute ein und aus. Ich hätte ihn schlagen können, aber er trichterte mir immer mehr Jenever ein. Und Bitterballen.«
    »Und er wollte eine Revanche«, vermutete Rebecca.
    Ihr Vater drückte die Finger an die Schläfen. »Sag bitte Suzan nichts davon.«
    »Hat sie heute Nacht denn nichts mitgekriegt?«
    »Ich hatte einen im Tee, aber das ist ja nichts Neues für sie. So schlecht geht es mir aber erst seit eben.«
    Er sah aus, als hätte er Fieber. Rebecca wusste, dass man ihren Vater zum Jenevertrinken nicht lange überreden musste. Er war zwar kein Alkoholiker, aber wenn er niedergeschlagen war oder es etwas zu feiern gab, kam es vor, dass er jedes Maß verlor, und dann sahen sie ihn in den frühen Morgenstunden betrunken nach Hause kommen.
    »Vielleicht sollten wir lieber den Arzt rufen.«
    Roelof schüttelte den Kopf. »Das gibt sich schon von selbst wieder.«
    »Dann leg dich wenigstens ein bisschen hin.« Sie warf ihm die Jacke über, nahm seinen Arm und legte ihn sich über die Schultern. »Komm mit.«
    »Die Tür für die Schafe!«
    »Mach ich gleich. Bis dahin werden sie schon nicht eingehen.«
    »Ich auch nicht«, spottete er.
    Sie stützte ihn, als sie durch den Mittelgang zur Tür liefen. Seine Jacke fiel hinunter, aber sie ließ sie liegen.
    »Hattest du diese Elena vorher schon mal gesehen?«, fragte er.
    Rebecca drückte mit einer Hand die Tür auf. »Nein«, sagte sie. »Robbi ist genauso dumm wie du. Manchmal glaube ich, dass ich hier die Einzige … Ähnele ich meiner Mutter so sehr?«
    Wieder grinste Roelof. »Oh ja«, sagte er. »Gott bewahre uns!«
    Sie schleppte ihn durch den Regen und die Stufen zur Terrasse hinauf. Suzans Auto stand noch nicht wieder da. Sie und Robbi saßen jetzt auf dem Bahnsteig in Geldermalsen und warteten auf den Zug, mit dem Mädchen, das nichts für Robbi war und das ihn sitzen lassen würde, auch wenn er das noch nicht wahrhaben wollte.
    Sie würde ihren Vater ins Bett bringen und nach einem kleinen Mittagsschläfchen war bestimmt alles wieder in Ordnung.
     

    2
    Suzan hatte Elena die Hand geschüttelt und wartete auf einer Bank vor dem niedrigen Bahnhofsgebäude. Der Regionalzug aus Den Bosch fuhr ein. Nichts war so deprimierend wie Bahnhöfe an einem verregneten Sonntagnachmittag, außer vielleicht das junge Paar.
    Sie hatten sich beide auf den Rücksitz gesetzt, wofür sie Verständnis hatte, auch wenn sie sich dadurch ein bisschen wie der Chauffeur vorkam. Im Rückspiegel sah sie, dass Rob Elenas Hand hielt und seine andere Hand auf ihr Knie gelegt hatte. Da sie anscheinend nicht recht wussten, worüber sie reden sollten, plauderte Suzan ein wenig über dieses und jenes, wie eine Taxifahrerin: Wie schön es an der Linge sei, wenn die Sonne schien, und dass es hier in einem Monat zuginge wie im Wassersportgebiet Loosdrecht, überall Segelboote, Freizeitjachten, Zelte und Wohnmobile. Das Mädchen sagte nur Ja, Nein oder Oh?, Rob sagte gar nichts.
    Sie standen nebeneinander auf dem Bahnsteig, als der Zug einfuhr. Einige Sonntagsausflügler stiegen ein. Rob und Elena gingen auf eine offene Waggontür zu und Rob streckte automatisch die Hand aus, um einem alten Mann beim Aussteigen zu helfen. Dann küssten sie sich, ziemlich flüchtig, fand Suzan, und Elena verschwand im Zug. Rob lief am halb leeren Wagen entlang, bis Elena einen Fensterplatz gefunden hatte. Suzan sah, wie sie ein Buch aus der Tasche holte und dann endlich zur Seite schaute. Sie schien überrascht, dass Rob am Fenster stand. Er legte eine Hand an die Scheibe. Sie lächelte ihm zu und winkte, wie die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher