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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca
Autoren: Felix Thijssen
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sofort errötete. Rebecca verstand nicht, was ihr Bruder in Elena sah. Es mussten wohl ihre Augen sein, die zugegebenermaßen etwas Besonderes waren und in denen etwas Geheimnisvolles lag, als erkenne und begreife Elena mehr als andere Menschen. Außerdem trug Elena elegante Kleidung, wobei sie jedoch ziemlich mager war. Sie hatte muskulöse Beine und dünne Handgelenke und nicht halb so viel Busen wie Rebecca.
    Rebecca hörte Schritte auf der Treppe. Rasch sprang sie vom Fußboden auf. Ihr Bett stand an der Holztrennwand. Sie ließ sich darauf fallen und spähte zur Tür, als ihr Bruder auf der anderen Seite sagte: »Das hier ist Rebeccas Zimmer.« Der Türknauf bewegte sich. »Es ist abgeschlossen.«
    »Hat sie Geheimnisse vor dir?«
    Nach einem kurzen Zögern sagte er: »Es ist ihr Zimmer.«
    »Wo ist sie denn?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht bei den Schafen. Eins lammt bald.«
    »Das würde ich gerne mal sehen.«
    »Schafe kriegen ihre Lämmer meistens früh am Morgen.« Schritte. Rebecca wusste, dass ihr Bruder Elena an der Hand genommen hatte. »Und das hier ist mein Zimmer.«
    Rebecca hörte die Tür zuklappen. »Du solltest die Balken rot anstreichen, du weißt schon, in diesem Ochsenblutrot. Das niedrige Fenster ist schön. Kann man von hier aus den Deich sehen?« Schritte. Jemand strich über die Saiten von Robs Gitarre.
    »Und den Fluss«, sagte Robbi. »Komm mal her.«
    Sein Bett knarrte.
    »Dein Vater wäre bestimmt sauer«, flüsterte Elena.
    »Ich liebe dich«, sagte Robbi.
    Rebecca starrte auf die Zwischenwand. Die Bretter waren mit deckender Beize beigefarben gestrichen, aber man konnte die Maserung noch sehen. Stundenlang konnte sie sich die Muster im Holz ansehen, die sich in den nebeneinander angebrachten Brettern wiederholten, etwa ein Dreieck mit zwei dicken und einer dünnen Seite. Ihr Vater hatte ihr erklärt, es läge daran, dass die Bretter aus demselben Baum gesägt worden seien. Sie seien beisammen geblieben, weil heutzutage alles automatisch geschehe, das Sägen und Hobeln und Verpacken, bis hin zum Verkauf. Man könne aus den Brettern den Baum wieder zusammensetzen, wie ein totes Puzzle.
    Rebecca versuchte, nicht weiter hinzuhören. Sie hatte noch nie mit einem Jungen geschlafen, jedenfalls nicht richtig. Dabei waren alle Jungs scharf auf ihren Körper, vor allem auf ihre Brüste. Sie war eine Zeit lang in Bertram verliebt gewesen und mit ihm ins Schilf gegangen. Sie hatte sein Dings in die Hand genommen, aber weiter wollte sie nicht gehen. Vielleicht hatte er deswegen Schluss gemacht, denn kurz darauf sah sie ihn mit einem der drei Gorkum-Mädchen, die es mit jedem trieben. Suzan hatte ihr geraten, sich die Pille verschreiben zu lassen, und im Aufklärungsunterricht hatten sie alles über Aids und Kondome gelernt. Dann mussten die Jungs raus und die Mädchen wurden nach ihren Erfahrungen beim ersten Mal gefragt, und ob sie Angst vor den Schmerzen gehabt hatten und wie sie sich selbst befriedigten. Rebecca hatte keine Ahnung, ob noch mehr Mädchen in ihrer Klasse Jungfrau waren, aber jedenfalls waren sie und ihre Freundin Atie die Einzigen gewesen, die zugegeben hatten, noch nie mit einem Jungen geschlafen zu haben.
    Robbis Bett und ihres waren nur durch Bretter voneinander getrennt. Manchmal verständigten sie sich mit Klopfzeichen. Sie hörte Robbi mit erstickter Stimme »Elena« sagen und dann gab er ein komisches Geräusch von sich. Vielleicht knirschte er auch mit den Zähnen wie Harry, der Bock, wenn er hinter einem Schaf her war. Sie hoffte, dass Robbi daran dachte, ein Kondom zu benutzen, obwohl sie in seinem Zimmer noch nie Kondome gesehen hatte, übrigens im ganzen Haus nicht. Sie kannte die Dinger hauptsächlich aus dem Aufklärungsunterricht, wo sie die Luft aus der Spitze kneifen und sie über Plastikpenisse ziehen mussten, ähnlich wie bei Bierwürsten, nur andersherum.
    »Hier können wir nicht bleiben«, sagte Elena.
    Rebecca hatte Elena die ganze Zeit nicht gehört, was ihr komisch vorkam. Dann folgte ein Rascheln und ein Knarren und dann sagte Robbi: »Wenn ich achtzehn bin, mache ich sofort meinen Führerschein. Mein Vater hat mir versprochen, mir Geld für ein Auto zu leihen, einen Polo Break von einem seiner Arbeitskollegen, darin kann ich dann meine Maschinen transportieren.«
    »Was für Maschinen?«
    »Die große Heckenschere, die Kettensäge, meine Astscheren. Ab September brauche ich nur noch zwei Tage pro Woche in die Schule zu gehen, dann fange ich bei meinem
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