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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca
Autoren: Felix Thijssen
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Kopf flüchten zu müssen, und war noch ein bisschen durcheinander. Er blickte sich um, als er mein Auto hörte. Ich wusste nicht, ob er mich wiedererkannte, aber ihm wurde offensichtlich klar, dass er Zeit vergeudete, denn er ließ seine Campingstühle stehen und schob die Seitentür mit einem Knall zu.
    Ich bremste vor der Einfahrt. Rebecca stand am anderen Ende und hielt Ausschau, und im selben Moment erkannte ich, dass das Dammtor, an dem ich eben vorbeigekommen war, offen stand. Ich schwankte einen Moment, ob ich ihn ziehen lassen oder verfolgen sollte, ob ich die Gefahr lieber anderswohin verlagern oder ihn aufhalten sollte bis zum Eintreffen der Polizei. Doch da hatte ich bereits automatisch den Rückwärtsgang eingelegt und fuhr los.
    Dann ging alles wahnsinnig schnell. Ich hörte den Motor des Wohnmobils aufheulen, mit der breiten Kühlerfront durchbrach es die Umzäunung, beschrieb einen knappen Wendekreis und raste auf das Dammtor zu. Ich erhaschte einen Blick auf Dennis’ verzerrtes Gesicht hinter der schmutzigen Windschutzscheibe. Mein Wagen blockierte die Durchfahrt. Er würde ihn rammen, ich hatte keine Zeit mehr, die Beretta aus dem Handschuhfach zu holen. Ich warf die Tür auf und sprang hinaus, traf hart mit der Schulter auf und rollte mich rasch beiseite. Ich prallte mit dem Kopf gegen einen Zaunpfahl und das Wohnmobil machte zwei Meter vor meinem BMW eine Vollbremsung.
    Ich rieb mir über den Kopf und wollte aufstehen, als Dennis, einen Revolver im Anschlag, aus dem Wohnmobil sprang.
    Rebecca rannte an der Hecke entlang auf uns zu. Dennis sah sie nicht, zielte mit dem Revolver auf mich und brüllte mich an: »Dämlicher Hund! Ich hätte dich umbringen sollen! Liegen bleiben!«
    Ich ließ mich auf die Seite sinken. Rebecca stürmte auf Dennis los, als sähe sie den Revolver gar nicht. Ich rief ihr eine Warnung zu, aber sie stellte sich taub und rammte ihm, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, den Kopf gegen die Schulter.
    Sie war stark und der Angriff überraschte Dennis. Er stolperte zur Seite, fuchtelte mit den Armen und verlor nur deshalb nicht das Gleichgewicht, weil er Rebecca an den Haaren erwischte. Rebecca schrie. Er versetzte ihr mit der Revolverfaust einen harten Schlag auf den Kopf und nahm sie mit dem freien Arm blitzschnell in den Schwitzkasten.
    Er sah, wie ich aufstand, und zielte wieder auf mich. Ich blieb stehen. Rebecca trat um sich und kämpfte wie wild, aber Dennis ignorierte ihre Tritte und Kratzer. Er hielt sie jetzt von hinten fest und drückte ihr mit dem Unterarm den Hals zu.
    Sie lief rot an, versuchte, sich loszuwinden, vergeudete ihren Atem und rief: »Max! Die Pistole ist kaputt! Er kann nicht damit schießen!«
    »Maxi« Dennis schwenkte den Revolver um drei Grad nach links und schoss ein Loch in die Seitenscheibe meines BMW.
    Rebecca hing schlapp in seinem Arm. Für einen Augenblick war es ganz still. Eine blonde Frau kam den Achterweg entlanggerannt. Suzan. Neben dem BMW blieb sie keuchend stehen. »Dennis, hau ab und lass uns in Ruhe. Wir bezahlen dir alles zurück. Mach nicht alles noch schlimmer.« Ihr Versuch, ihm mit Vernunft beizukommen, klang sogar in meinen Ohren lächerlich.
    »Er heißt nicht Dennis«, sagte ich.
    »Halt die Klappe!« Sein Revolver blieb unverwandt auf mich gerichtet. Er stand nur drei Meter von mir entfernt. » Max«, sagte er höhnisch. »Ein Privatdetektiv, den jeder Teenager anheuern kann.«
    »Lass Rebecca los!«, forderte ich. »Sie erstickt!«
    Wahrscheinlich hatte er nicht einmal gemerkt, dass er dabei war, Rebecca zu erwürgen, und lockerte seinen Griff. »Also hat sie sich tatsächlich keinen Pelzmantel gekauft oder bezahlt sie dich auch, indem sie die Beine breit macht?«
    »Du bist widerlich!« Suzan bebte. »Lass sie in Ruhe!«
    Dennis warf ihr einen höhnischen Blick zu. Rebecca holte keuchend Luft.
    »Douwe«, sagte ich.
    »Halt die Fresse!« Rasch zog er Rebecca rückwärts. »Ich hau ab!«, sagte er. »Los, fahr dein Auto weg!«
    »Warum tust du das alles?«, fragte ich.
    Er hielt inne. »Warum?« Er wusste, was ich meinte, und reagierte mit einer Mischung aus Erstaunen und Verachtung und einer ungeduldigen Geste mit dem Revolver.
    Plötzlich begriff ich den Grund für seine verständnislose Reaktion. Frauke hatte ihre Obsession jahrelang in seine Seele eingeätzt, bis sie für ihn derart selbstverständlich geworden war, dass er nicht mehr nachvollziehen konnte, warum jemand kein Verständnis dafür hatte. Dieser
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