Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
Mann hat alles, was Douwe eigentlich zustehen würde. Es ging um mehr als nur um Rache. Dennis suchte nach etwas, worauf er meinte, ein Recht zu haben, er wollte Roelofs Platz einnehmen, das Gleichgewicht wiederherstellen, die Waagschalen in Balance bringen.
    »Tante Frauke hat dich belogen«, sagte ich.
    Dennis brüllte mich an: »Bist du taub? Soll noch jemand sterben?« Er streckte den Arm und zielte auf meinen Kopf. Ich sah seinen Augen an, dass er schießen würde. Ich hörte auf zu atmen. Ich würde sterben und dachte an nichts, außer dass es jetzt vorbei war und ich meine Augen nicht schließen wollte. Es dauerte eine Ewigkeit, dann setzte Dennis mit einer blitzschnellen Bewegung Rebecca den Lauf an den Kopf.
    »Dennis, nein!«, schrie Suzan.
    »Dann tut verdammt nochmal, was ich sage!« Er zog Rebecca rückwärts mit sich zur offenen Fahrertür des Wohnmobils. »Becky fährt ein Stück mit. Oder sie stirbt hier und jetzt! Los, Beeilung!«
    Ich hörte das kurze Aufheulen einer Polizeisirene. Dennis erschrak und fluchte. Ein Streifenwagen hielt auf dem Achterweg und ich entdeckte Marcus Kemming, der hinten am Haus entlangging. Dennis konnte ihn nicht sehen, er stand neben der Fahrertür und presste Rebecca wie einen Schild an sich, den Revolver an ihrem Kopf, aber nicht mehr, um sie zu töten.
    Er war nicht dumm. Er brauchte eine Geisel.
    »Douwe«, sagte ich. »Ich soll dich von deinem Vater grüßen.«
    »Fuck off!«, schrie er. »Mein Vater wurde umgebracht, und wir beide wissen, von wem! Soll die Tochter jetzt auch sterben?«
    Ich hörte Geraschel und vermutete Polizei zwischen den Bäumen und Sträuchern entlang der Straße. Marcus musste sich irgendwo auf der anderen Seite aufhalten. Ich hielt den Blick auf Dennis gerichtet.
    »Reinout Barends«, sagte ich. »Er lebt in der Nähe von Leeuwarden, ich habe gestern mit ihm gesprochen. Er hat mir erklärt, dass es ein Unfall war, für den niemand etwas konnte. Sein Praktikant stand zehn Meter von ihm entfernt, ihn traf keine Schuld. Dein Vater lebt, er ist schwer behindert, aber er lebt.«
    »Du lügst!«, schrie Dennis.
    Rebecca zerrte an seinem Arm und rang nach Luft, aber er drückte noch fester zu. Sie würgte und ihre Hände sanken hinab.
    »Das ist ein alter Trick«, sagte Dennis. »Du willst mich nur ablenken. Sag den Bullen, dass es hier ein Blutbad gibt, wenn sie nicht abhauen. Fahr das Auto weg!«
    Ich sah den grauen Kopf von Marcus zwischen den Sträuchern neben der Einfahrt. Die anderen Polizisten hockten hinter Baumstämmen und konnten nichts unternehmen. Frustration kann mir nichts, dir nichts in tödliche Gewalt umschlagen, und mir wurde klar, dass ich Roelof Welmoed nicht mehr erwähnen durfte.
    »Ich bin fast fertig«, sagte ich. »Wir werden dich gehen lassen, aber das musst du dir noch anhören. Du hast ein Recht darauf, es geht um deinen Vater. Ich habe mit deiner Tante Frauke geredet, in Boxmeer. Sie war eifersüchtig auf deine Mutter, das musst du doch gemerkt haben. Sie wollte deinen Vater von Anfang an für sich haben. Dein Leben lang hat sie dich getäuscht, indem sie behauptete, dein Vater sei tot, und deinen Vater hat sie genauso belogen. Bis gestern glaubte er, sein Sohn lebe in Argentinien, bei seiner Mutter Anke.«
    Dennis verlor die Fassung. Die Hand mit dem Revolver zitterte. »Das ist nicht wahr!«, sagte er.
    »Er hat mir sogar seinen linken Fuß gezeigt, an dem die Zehen zusammengewachsen sind«, sagte ich.
    Dennis hob unbewusst den Fuß, ließ ihn wieder sinken und stand still da. Sein Gesicht war plötzlich leer und unsicher. Seiner Obsessionen beraubt, war er nicht mehr als ein unsicherer Junge. Ich erkannte, dass er mir glaubte. Er wusste, dass es vorbei war, das Ende umringte ihn, mit Pistolen und Handschellen. Sein Griff um Rebeccas Hals lockerte sich, als verlöre er die Gewalt über seine Muskeln. Rebecca rührte sich nicht, sie atmete ein und aus.
    »Noch kannst du das Schlimmste verhindern«, sagte ich.
    »Nein, es ist zu spät«, erwiderte Dennis.
    Er schien zu zögern, als weigere sich sein Verstand, einen Entschluss zu fassen. Dann sah ich seine Augen aufblitzen, er schubste Rebecca mit aller Kraft von sich weg und richtete den Revolver auf seine eigene Schläfe.
    Rebecca fiel ins Gras und blieb liegen. Marcus stand drei Meter von ihr entfernt, seine Pistole im Anschlag. Dennis sah ihn und zuckte mit den Schultern, als sei es ihm gleichgültig. Sein Finger spannte sich um den Abzug.
    »Douwe, warte!«, rief
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher