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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca
Autoren: Felix Thijssen
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ich. »Dein Vater sehnt sich nach dir, er möchte dich sehen. Er hat sich sein halbes Leben nach dir gesehnt!«
    »Ich mich auch nach ihm«, sagte Dennis. »Na und?«
    »Ich kann dich zu ihm bringen.«
    »Na schön, und dann?« Mit leerem Blick fing er an zu weinen, es war Mitleid erregend. Ich erkannte, dass er einen Entschluss gefasst hatte. Die Tränen liefen ihm über die Wangen. »Es ist zu spät«, sagte er. »Douwe ist tot.«
    Der Schuss krachte. Er fiel unter einem rot-weißen Regen von Gehirn, Blut und Tränen auf die Seite und lag zuckend zu Rebeccas Füßen.
     

    21
    Ich verfolgte die Diskussion. Der eine saß auf der alten Mauer, ein kleiner Singvogel, Meise, Fink, ich kann sie nicht auseinander halten, aber er flötete alle fünf Sekunden eine Minimelodie aufsteigender Triller und wartete dann auf die krächzende, einsilbige Antwort des Eichelhähers, der sich im dichten Grün einer Zypresse verbarg.
    Cornelia van Doorn und Hanna.
    CyberNel.
    Kleine Jahreszahlen, das war alles, kein Text. Es gab keine Sprache, mit der man Nel hätte beschreiben können, oder die Augen von Hanna. Wir haben die Sterne zu sehr geliebt, um die Nacht zu fürchten, aber das stand bereits auf dem Grab eines englischen Schriftstellers. Ich saß neben ihnen auf dem Nachbargrabstein, einem massiven Familiengranitblock mit eingemeißelten Bibeltexten. »Ich habe nichts gefühlt«, sagte ich, als ich ihr erzählte, dass nicht viel gefehlt hätte. »Das Komische war, dass ich an eine Szene aus Der Gladiator dachte und mir war, als ob ich über ein Rosenfeld auf euch zuschwebte.«
    Der Eichelhäher kreischte seine Antwort.
    Sie lagen so still in ihrem Weidenkorb, der schon zu vermodern begann. Der Singvogel zwitscherte wieder, es war ein endloses Zwiegespräch. Der Friedhof war nicht besonders schön, weder die Schatten der Kirche noch die der Zypressen reichten bis hierher. Es war windstill und zu heiß zum Rauchen. Ich trug meine dünne Sommerhose, von der man die Beine mit einem Reißverschluss abtrennen konnte, was ich niemals tat, und ein Baumwollhemd mit hochgekrempelten Ärmeln, bei dem oben drei Knöpfe offen standen. »Was sagst du dazu?«, fragte ich.
    Ein Hund bellte. Rebecca kam den Weg entlang und dann die letzten zehn Meter zwischen den Gräbern hindurch auf mich zu. Sie hielt einen jungen Schäferhund an der Leine und einen Blumenstrauß in der anderen Hand.
    »Das Mädchen, das bei dir zu Hause sauber macht, hat mir Bescheid gesagt, dass du hier bist«, sagte sie. »Wenn ich dich störe, sag es einfach.«
    Sie störte nicht, im Gegenteil. Ich lächelte, als ich daran dachte, dass sich der Kreis jetzt schloss, der hier seinen Anfang genommen hatte. Ich war zu Nel gegangen, um mit ihr zu reden, bevor Bart und Ria nachher über das Wochenende kamen. Ich hatte mich entschieden, aber das wusste sie schon längst. Sie sah mich oft an, manchmal mit ihrem sommersprossigen Sphinx-Gesicht. Anschließend wollte ich noch bei meinem Hilfssheriff vorbei, um ihm zu erzählen, dass er den Stein gelegt hatte, über den der Bandit schließlich gestolpert war. Die bessere Angel, die Casper sich verdient hatte, lehnte am Friedhofstor. Ich klopfte neben mich auf den Granit.
    Rebecca legte die Blumen auf das Grab und zog ihr blaues Kleid glatt, bevor sie sich neben mich auf den Stein setzte. Sie zupfte kurz an der Leine. »Platz!«
    Der Schäferhund wedelte mit dem Schwanz und blieb erwartungsvoll stehen.
    »Er muss noch viel lernen«, sagte sie.
    Ich zwinkerte dem Hund zu.
    »Die junge Frau bei dir zu Hause hat mir erlaubt, die Blumen im Garten zu pflücken«, sagte sie. »Die eine Hälfte habe ich zu meinem Vater gebracht. Die gelben heißen Rudbeckien, sie sind eigentlich einjährig, aber manchmal säen sie sich Jahr für Jahr selbst wieder aus.«
    Sie schien ein bisschen nervös, ich merkte es an dem vielen Geplauder. Die Vögel schwiegen, der Hund starrte die Mauer an. Ich lächelte ein bisschen vor mich hin.
    »Dein Garten ist ziemlich verwahrlost«, bemerkte sie. »Rob kann gern mal vorbeikommen und ihn dir ein bisschen zurechtmachen.«
    »Ach, Rob hat bestimmt mehr als genug zu tun.«
    »Ja. Na ja.«
    »Wie heißt denn der Hund?«, fragte ich.
    »Lukas zwei.«
    Der Hund hörte seinen Namen und schaute sich mit feuchten Augen um, mit denen er sie bereits anhimmelte.
    »Klingt ja wie eine Bibelstelle.«
    Bestimmt rissen sich die Jungs nur so darum, auch nur in die Nähe von Rebeccas Lächeln zu kommen. »Ihn stört es nicht«, sagte
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