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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane)
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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- Sie kennen das kleine Spiel doch sicher.«
    Raven nickte. Er griff in die Jackentasche, förderte einen Penny zutage und drehte ihn unschlüssig zwischen den Fingern. »Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber ...«
    »Kopf oder Zahl?«, beharrte Pendrose. »Zahl.«
    Pendrose lächelte. »Gut. Ich setze auf Kopf. Werfen Sie!«
    Raven warf die Münze empor und fing sie wieder auf. »Zahl«, sagte er.
    »Werfen Sie noch einmal! Es klappt nicht immer. Außerdem habe ich im Augenblick Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren. Versuchen Sie es noch einmal!« Raven warf die Münze erneut in die Luft. »Kopf«, sagte er.
    Pendrose nickte. »Noch einmal.«
    »Kopf.«
    Er warf die Münze vierundzwanzigmal. Pendrose gewann zweiundzwanzigmal, einmal kam Zahl, und zum Schluss prallte die Münze auf den Glastisch und blieb auf der Kante stehen. »Sind Sie jetzt überzeugt?«
    »Glück«, sagte Raven verblüfft. »Unwahrscheinliches Glück.«
    »Aber dieses Glück habe ich immer. Ich habe gewissermaßen das Glück gepachtet. Wir können auch etwas anderes versuchen - Karten, Roulette - was Sie wollen.« Raven winkte ab. »Nicht nötig. Ich bin überzeugt.«
    »Das heißt, Sie nehmen an. Fünftausend Pfund war abgemacht.«
    »Tausend.«
    Pendrose schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich kann es mir leisten, großzügig zu sein, Raven. Akzeptieren Sie die fünftausend ruhig.«
    Raven stand auf. »Okay. Wann soll ich anfangen?«
    »Am liebsten gleich jetzt. Aber Sie werden sicher noch das eine oder andere benötigen, wenn Sie drei Tage lang hierbleiben müssen. Wie schnell können Sie zurück sein?«
    Raven sah auf die Uhr. »In zwei Stunden, schätze ich. Übrigens - vorausgesetzt, Ihr Schattenreiter taucht wirklich auf, hat es Sinn, eine Waffe mitzubringen?«
    Pendrose lächelte dünn. »Ich habe alles hier, was ich brauche. Beeilen Sie sich!«
    »Okay. In zwei Stunden dann.«
    Jeffrey war an diesem Abend nicht mehr ins Büro zurückgegangen. Fast eine Stunde lang war er ziel- und sinnlos durch die Stadt geirrt, bis ihn die Kälte und die hereinbrechende Nacht schließlich in das erstbeste Lokal trieben, an dem er vorbeikam.
    Es war ein kleiner, lauter, einfacher Pub. Eines jener Arbeiterlokale, die er sonst wie die Pest mied. Lokale wie diese gehörten zu seinem früheren Leben, und er hatte vor zwei Jahren alle Brücken hinter sich abgebrochen und dachte nicht daran, sie wieder neu aufzubauen.
    Er bahnte sich einen Weg durch die dichte Menschenmenge zur Theke, bestellte ein Bier und zündete sich unruhig eine Zigarette an. Seine Finger waren steif vor Kälte, und er brach drei Streichhölzer bei dem vergeblichen Versuch ab, seine Zigarette in Brand zu setzen.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte eine amüsierte Stimme neben ihm.
    Er schrak auf, ließ die Streichholzschachtel fallen und drehte den Kopf. Über dem tanzenden Gelb der Feuerzeugflamme blickten ihm zwei dunkle, amüsierte Augen entgegen.
    »Oh, danke ... ich ...« Er nahm sich Feuer, blies eine Rauchwolke in die Luft und betrachtete das Mädchen genauer. »Ich bin ziemlich lange draußen herumgelaufen, wissen Sie«, sagte er entschuldigend. »Meine Finger sind steif gefroren.«
    Sie nickte. »Man sieht's.« Sie war jung, noch keine zwanzig, schlank und dunkelhaarig. Sie hätte sicherlich keine Chance bei einem Schönheitswettbewerb gehabt, aber ihr rundes, dunkles Gesicht hatte einen eigenartigen Reiz, etwas, das Jeffrey sich zwar nicht erklären konnte, sie ihm aber auf Anhieb sympathisch machte.
    »Sie sind nicht gerade passend für dieses Wetter angezogen«, fuhr sie fort.
    Jeffrey lächelte verlegen. »Nein. Ich - ich hatte eine Autopanne. Hab fast eine Stunde auf einen Abschleppwagen gewartet, aber es kam keiner.«
    »Warum haben Sie sich kein Taxi gerufen?«
    »Deshalb bin ich hier. Aber zuerst mal brauche ich ein Bier, nach all der Aufregung. Trinken Sie etwas mit mir?«
    Sie nickte. »Gern.«
    Jeffrey bestellte ein zweites Bier. Eigentlich mochte er Frauen, die in Wirtschaften Männer ansprachen, nicht. Aber im Moment war er froh, überhaupt mit jemandem reden zu können.
    »Wohnen Sie hier in der Gegend?«, fragte er, um die Unterhaltung nicht einschlafen zu lassen.
    »Ja, leider.«
    »Leider?«
    Das Bier kam. Sie trank einen Schluck, wischte sich in ganz und gar nicht damenhafter Manier den Schaum vom Mund und lächelte. »Es ist keine sehr hübsche Gegend, wie Sie vielleicht gemerkt haben. Die Häuser sind alt und die Menschen arm und verbittert. Da, wo Sie
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