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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane)
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vorbei und trat an die Bar, die die gesamte Südwand des Apartments einnahm. »Sie trinken etwas?«
    Raven schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht, vielen Dank! Es wäre mir recht, wenn wir gleich zum Geschäft kommen könnten.«
    »Selbstverständlich ... Sofort ... Nehmen Sie doch Platz!«
    Raven ließ sich in einen der wuchtigen Ledersessel sinken und wartete geduldig, bis Pendrose mit einem bis zum Rand gefüllten Glas zurückkam. Seinem schwankenden Gang nach zu schließen war es nicht das erste Glas, das er heute trank. Der schwere Steinaschenbecher auf dem Tisch quoll über vor Zigarettenkippen, und überall auf dem Fußboden und den Möbeln waren Zeitschriften und aufgeschlagene Bücher verstreut.
    Raven betrachtete Pendrose genauer. Der Mann schwitzte, obwohl es in dem Apartment eher kühl war. Sein Haar war wirr und zerzaust, und seine Kleidung sah aus, als hätte er eine Woche lang darin geschlafen. Er setzte das Glas an und leerte es in einem Zug zur Hälfte. Seine Finger zitterten, und um seine Mundwinkel spielte ein unkontrolliertes Zucken.
    »Ich will es kurz machen, Mr. Raven«, begann er nach einiger Zeit. »Ich brauche Ihren Schutz. Sie übernehmen doch solche Aufgaben, oder?«
    Raven nickte. »Selbstverständlich. Aber das ist nicht gerade billig ...«
    Pendrose unterbrach ihn mit einer ungeduldigen Handbewegung. »Geld spielt keine Rolle, Mr. Raven. Ich habe Angst, wenn Sie es genau wissen wollen. Man will mich ermorden, und ich brauche jemanden, der mich schützt.«
    Raven nickte nachdenklich. Selbst ein Blinder hätte gemerkt, dass dieser Mann vor Angst halb wahnsinnig war.
    »Warum wenden Sie sich nicht an die Polizei, wenn Sie glauben, dass man Sie umbringen will?«, fragte er. »Verstehen Sie mich nicht falsch, aber ...«
    »Die Polizei!« Pendrose lachte spitz auf. »Die würden mir nicht glauben, diese Ignoranten. Ich bin sicher, dass Sie mir auch nicht glauben werden, aber das spielt keine Rolle.« Sein Blick wurde für einen Moment klar. »Hören Sie, Raven - ich brauche Ihre Hilfe für genau drei Tage, ab morgen früh gerechnet. Wenn ich am vierten Morgen noch lebe, zahle ich Ihnen tausend Pfund, auf die Hand. Wenn nicht, haben Sie Pech gehabt. Dann haben wir beide Pech gehabt«, fügte er etwas leiser hinzu.
    »Tausend Pfund! Das ist eine Menge Geld.«
    Pendrose winkte ab. »So viel zahle ich hier in einem Monat an Miete, Raven.«
    »Ich habe die Sicherheitsvorkehrungen gesehen - glauben Sie wirklich, dass jemand hier eindringen kann?«
    Pendrose lachte humorlos und leerte sein Glas vollends. »Sie haben ja keine Ahnung, Raven. Ich bin hier ungefähr so sicher, als würde ich auf einer Bank im Hyde Park übernachten. Also - nehmen Sie den Auftrag an?«
    Raven überlegte einen Moment. Tausend Pfund war viel Geld für drei Tage Arbeit. Und wahrscheinlich war die Gefahr nicht halb so groß, wie Pendrose annahm. Der Mann machte auf Raven den Eindruck eines Verrückten, der unter chronischem Verfolgungswahn litt. Selbst der gewiefteste Killer würde sich schwer damit tun, in diese Festung einzudringen. Aber schließlich - Geld stank nicht, und Raven konnte es verdammt gut brauchen. Er nickte.
    »Ja.«
    Pendrose atmete erleichtert auf. »Dann werde ich Ihnen die Geschichte erzählen. Ich ...« Er stand auf, nahm sein Glas und ging um den Tisch herum. »Ich hole mir nur noch etwas zu trinken.«
    Er ging zur Bar, füllte sein Glas und kam mit schwankenden Schritten zurück. Raven fragte sich, wie viel der Mann noch vertrug - für ihn hätte schon das erste Glas gereicht.
    »Glauben Sie an Magie?«, fragte Pendrose übergangslos, als er wieder Platz genommen hatte.
    »Magie?«
    »Übernatürliche Kräfte, Zauberei, Hexerei, Geister ... Es ist mir ganz egal, wie Sie es nennen. Glauben Sie daran?«
    Raven zuckte mit den Achseln. »Manchmal ... ich weiß nicht. Wenn Sie Parapsychologie meinen ...«
    »Das meine ich nicht«, unterbrach ihn Pendrose grob. »Ich meine ganz normale Magie. Zauberei, wenn Sie so wollen. Sie glauben also nicht daran?«
    »Wenn ich ehrlich sein soll - nein.«
    Pendrose lächelte undefinierbar. »Das ist gut. Aber Sie werden daran glauben müssen, wenn Sie den Auftrag annehmen wollen.«
    Raven spannte sich. Der Mann war also doch verrückt. Aber er konnte sich die Geschichte ja wenigstens anhören.
    »Alles begann vor zwei Jahren. Das heißt, in drei Tagen werden es zwei Jahre sein. Dann ist die Frist um ...« Er versank plötzlich in brütendes Schweigen und starrte mit
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