Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane)
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
eingedrungen seien und dass er uns jetzt töten könnte, weil wir sein Heiligtum entweiht hatten. Aber er wollte uns eine Chance geben. Er - er schlug uns vor, ein Geschäft mit ihm abzuschließen. Einen Pakt, wenn Ihnen das Wort lieber ist. Sehen Sie, Raven, wir - wir waren total erschöpft, nicht mehr Herr unserer Sinne, und wir hatten Angst, furchtbare Angst. Wenn wir damals gewusst hätten, was ...«
    Raven unterbrach ihn mit einer besänftigenden Geste. »Beruhigen Sie sich erst einmal, Mr. Pendrose! Ich bin nicht hierhergekommen, um Ihnen irgendwelche Vorhaltungen zu machen. Erzählen Sie einfach weiter.«
    Pendrose nickte dankbar. Offensichtlich war es das erste Mal, dass er einem Menschen diese Geschichte erzählte, ohne ausgelacht und für verrückt erklärt zu werden. »Er ... der Schattenreiter schlug uns vor, uns Macht zu geben. Macht über Menschen und Dinge, Macht über den Zufall und das Glück. Sehen Sie sich hier um, Raven. Vor zwei Jahren war ich ein armer Student, der am fünfzehnten nie wusste, wovon er die Miete bezahlen soll. Heute bin ich Millionär. Der Schattenreiter hat sein Versprechen gehalten. Ich habe Geld beim Spielen gewonnen, beim Pferderennen, in der Lotterie. Alles, was ich anfasse, wird zu Geld. Aber der Preis ... Die zwei Jahre, die der Pakt lief, sind fast um. Für zwei Jahre würde er uns diese Macht schenken, sagte er. Danach müssten wir bezahlen.«
    »Bezahlen? Womit?«
    »Mit Opfern«, antwortete Pendrose dumpf. »Er verlangte - Menschenopfer. In jeder Vollmondnacht ein Opfer.«
    Raven runzelte die Stirn. »Moment mal. Verstehe ich Sie richtig? Sie - Sie sollten Morde begehen, um damit zu bezahlen?«
    »So ausgedrückt - ja«, gab Pendrose nach kurzem Zögern zu. »Es müssen - junge Menschen sein. Egal, ob Männer oder Frauen, aber sie dürfen nicht älter als dreißig Jahre sein. Und - er hat uns ein Messer gegeben, jedem eines, Jeffrey und mir. Die Opferungen müssen damit vollzogen werden.«
    Er stand auf, eilte zur Bar und zog einen kunstvoll ziselierten Dolch aus der Scheide, der zwischen einer ganzen Anzahl alter Waffen hing.
    »Hier.« Er warf Raven die Waffe zu und kam zurück. »Damit sollten wir es tun. Aber - wir haben es nicht getan. Weder Jeffrey noch ich haben dem Unheimlichen seine Opfer dargebracht.«
    Raven untersuchte die Waffe flüchtig. Er hatte seit jeher eine Abneigung gegen jede Art von Messer, Schwertern und ähnlichen Mordinstrumenten. Er vertrat den Standpunkt, dass ein guter Schütze einen Mann mit der Pistole leichter und ungefährlicher außer Gefecht setzen konnte. Eine Kugel in den Arm stoppte jeden - aber bei einem Kampf mit Messern oder Ähnlichem wurde meistens einer der Kontrahenten getötet oder schwer verwundet.
    Er gab den Dolch zurück. »Was geschah weiter?«
    Pendrose schluckte nervös. »Wir - wir flogen zurück. Das Geld dazu hatten wir beim Spielen gewonnen. Was hier geschah, können Sie sich denken. Jeffrey und ich wurden innerhalb von zwei Jahren wohlhabend und erfolgreich. Aber jetzt - ist die Frist beinahe um. Und er ist hier, um seinen Preis zu fordern.«
    »Sie meinen - dieses Gespenst ist hier in London aufgetaucht?«
    Pendrose nickte ernsthaft. »Ich weiß, das hört sich verrückt an, aber er ist hier. Ich spüre seine Anwesenheit. Er will uns zwingen zu töten. Wenn wir es tun, werden wir ihm auf ewig verfallen sein. Aber ich will das nicht. Mir genügt, was ich habe - ich brauche nicht noch mehr Geld, ich will nichts als meinen Frieden.«
    »Was geschieht, wenn Sie sich weigern?«, fragte Raven ruhig.
    »Dann wird er uns töten. Er verlangt zwei Leben von uns, und wenn wir sie ihm nicht geben, dann nimmt er unsere.«
    Für endlose Sekunden starrten sie sich stumm an. Pendrose hatte sich in den letzten Minuten zunehmend beruhigt, aber er wirkte immer noch blass und fahrig, und seine Hände umklammerten das Glas so heftig, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    »Nun«, fragte er schließlich, »nehmen Sie an?«
    Raven zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, Mr. Pendrose. Zugegeben, tausend Pfund sind viel Geld, aber ...«
    »Fünftausend«, sagte Pendrose ruhig. »Ich erhöhe auf fünftausend.« Raven schluckte. »Es - es geht nicht ums Geld, Mr. Pendrose.«
    Pendrose nickte. »Sie glauben mir nicht. Sie denken, ich bin total übergeschnappt, nicht wahr?«
    »Nein. Es ist nur ...«
    »Haben Sie eine Münze?«, fragte Pendrose. Raven sah überrascht auf. »Sicher.«
    »Werfen Sie sie!«
    »Werfen?«
    »Kopf oder Zahl
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher